Wie kann ich Wirkung und Präsenz als Vortragender steigern?
von Michael Ensle -
Wir haben uns im Blog der vergangenen Woche damit beschäftigt, wie wir unseren Verstand und unser Gefühl mit der Technik des „Mentalen Vorerlebens“ auf harmonische Weise nutzen können.
Hast Du die Übung schon gekannt und bereits einmal angewendet?
Welche Erfahrungen hast Du dabei für Dich gemacht?
Wie angekündigt werde ich heute erzählen, bei welcher Gelegenheit ich diese Technik noch genutzt habe (und das auch heute immer wieder tue).
Dabei müssen wir noch weiter zurückgehen. Ich hatte als Jugendlicher und junger Erwachsener teilweise große Angst, im Mittelpunkt zu stehen; vor allem dann, wenn es darum ging, etwas zu sagen oder vorzutragen.
Ich achtete daher darauf, solchen Situationen weitgehend auszuweichen und war dabei sehr erfinderisch. So absolvierte ich – abgesehen von mündlichen Prüfungen – mein gesamtes Studium, ohne selbst Vorträge halten zu müssen.
Doch das Leben oder vielmehr meine Seele versuchten viel, damit ich mich diesem Thema doch stellen musste. Sie „schreckten“ auch davor nicht zurück, mir sogenannte „Machos“ zu schicken, die mit Selbstdarstellung natürlich überhaupt kein Problem hatten, mir aber sehr auf die Nerven gingen.
Doch auch hier versuchte ich, dieses Thema anders zu lösen, indem ich diese Typen ignorierte oder mich über sie aufregte. Erst als mir jemand so nebenbei sagte, dass ich gerne auch so wäre, erkannte ich, dass ich etwas zu lernen hatte. Es ging darum, dass ich jenen Teil in mir, den ich bis dahin abgelehnt hatte, endlich leben sollte, nämlich mein Darstellungsvermögen.
Als mir das bewusst wurde, habe ich mich diesem Thema gestellt und begonnen, Vorträge in kleineren Gruppen zu halten; zuerst im Sitzen und dann im Stehen. Das ging überraschend gut und gefiel mir, da sich die Aufregung nach den ersten Sätzen immer gelegt hatte.
Ich war guter Dinge und machte Fortschritte. Als ich dann gefragt wurde, im Rahmen einer Großveranstaltung im Kultursaal in Vösendorf vor rund 200 Personen zu sprechen, lehnte ich reflexartig ab und sagte, dass das noch zu früh ist.
Doch diese Person war hartnäckig und sprach den Teil in mir an, der das richtig gut zu finden schien. Wie dem auch sei, ließ ich mich überreden. Obwohl ich noch ein paar Wochen Zeit hatte, war meine Aufregung groß. Das Thema „Erfolgreich Ziele erreichen“ war schnell gefunden und auch die Ausarbeitung viel mir leicht. Doch wie sollte ich das präsentieren?
In mir erwachte Ehrgeiz und ich wollte darüber möglichst frei reden. Ich begann daher in jeder freien Minute, den Vortrag in meinem Kopf durchzuspielen. Für die wichtigsten Übergänge würde ich mir ein paar Flips vorbereiten, aber der Rest sollte aus mir kommen.
Das ging recht gut und daher wollte ich das dann auch laut üben. Ich stellte mir in meinem Zimmer einen Tisch auf, auf dem meine Unterlagen liegen sollten und stellte mir dahinter das Publikum vor.
Als ich dann den ersten Versuch startete, das laut auszusprechen, kam ich sehr bald ins Stocken. Es waren kleine Hacker drinnen, dann wieder Unterbrechungen und holprige Übergänge. So begann ich wieder von vorne und redete immer so lange, bis etwas nicht passte.
Dann stoppte ich, ging einige Sekunden zurück und änderte den Text so, bis es sich gut anfühlte. Auf diese Weise habe ich den gesamten Vortrag geübt bzw. vorerlebt.
Das Besondere daran war, dass ich bei jedem Versuch immer wieder andere Sätze sagte, neue Formulierungen verwendete oder sogar zusätzliche Aspekte einfließen ließ. Ich lernte keinen Text auswendig, sondern ich tauchte in die Energie ein, die ich mit den Inhalten vermitteln wollte.
Als dann der große Tag kam, war ich zwar aufgeregt, im Inneren aber sehr positiv gestimmt und zuversichtlich.
Ich startete los und schon nach wenige Sätzen war die Aufregung verschwunden und ich in einem wunderbaren Flow, den ich bis zum Ende des Vortrages spüren konnte.
Es war für mich ein magisches Erlebnis, weil ich bis dahin so viel Angst davor hatte und jetzt spürte, mit wie viel Freude und Begeisterung ich das machte und wie sehr ich die Zuhörer in meinem Bann zog.
Mit diesem Erlebnis begann für mich eine neue Ära, weil ich diesen – für mich sehr wichtigen – Teil in mir zum Leben erweckt hatte.
Was habe ich daraus gelernt?
1) Ich habe daraus gelernt, dass es im Leben Herausforderungen gibt, denen ich mich stellen muss,
wenn ich mein volles Potenzial zum Ausdruck bringen will
2) Ich habe erkannt, dass mir das Leben Signale schickt und es dann meine Aufgabe ist, diese zu
erkennen und dann entsprechend zu handeln
3) Ich habe erfahren, wie mächtig diese Technik ist, um vollkommen klar und fokussiert zu werden, um
das Beste zu zeigen, was in einem steckt.
4) Ich habe gemerkt, dass ich in dieser Energie nicht an bestimmten Wörtern und Sätzen hänge, sondern
diese vollkommen loslasse, so dass dann genau das durch mich kommen kann, was gerade jetzt
wichtig ist.
Ich wende diese Technik auch heute noch an, wenn ich Präsentationen und Vorträge halte.
Ich lade Dich ein, diese Technik bei nächster Gelegenheit auch einmal zu testen und herauszufinden, wie sie wirkt und wie es sich für Dich anfühlt.
Wir werden uns ab der nächsten Woche mit dem Themen „Positiv Denken“ und „Manifestation“ beschäftigen, da diese sehr viel mit dieser Technik gemein haben.
Michael Ensle