Ich möchte nicht mehr werten, beurteilen, ich möchte verstehen
von Mata Fischer -
Tief in uns allen ist diese Form des Denkens verankert. Wir sehen etwas, wir hören etwas, wir erleben etwas und schneller als der Wind hält unser Verstand schon ein Urteil bereit. Das ist gut, das ist schlecht, jenes passt uns, anderes wiederum nicht. Das ist Konditionierung. Nicht nur aus Kindertagen, sondern kollektiv über die Generationen geprägt.
Natürlich haben sich diverse Wertewandel im Lauf der Jahrhunderte vollzogen, aber das hat nichts an der grundsätzlichen Gewohnheit des Beurteilens verändert.
Die Frage muss erlaubt sein, wie kommen wir überhaupt dazu, unsere begrenzte, kleine Sicht der Dinge als das Maß aller Dinge zu sehen?
Die Antwort ist einfach. Wir nehmen uns als getrennte Wesenheit wahr. Getrennt von anderen Menschen und getrennt von der Natur. Und wenn man getrennt ist, muss man vorsichtig sein. Man könnte verletzt werden. Wir sind angreifbar. Unser Revier zu verteidigen – materiell oder immateriell – scheint lebensnotwendig. Wir suchen die Kontrolle, wir wollen Dinge und Erlebnisse einordnen um uns sicher zu fühlen.
Fremdes, andersartiges macht uns Angst. Es könnte uns ja in Räume und Gebiete führen, die wir so noch nie betreten haben. Da klammern wir uns doch lieber ans Gewohnte, Althergebrachte.
Aus diesem Empfinden heraus ist es nur natürlich, dass wir reflexhaft versuchen, die Umstände zu bewerten, in Schubladen einzuordnen um uns wieder sicher zu fühlen und unsere Trance, die wir Leben nennen weiterzuführen.
Etwas anderes ist es nämlich nicht. Es ist eine Betäubung, es ist ein Dasein auf Abstand, fern von den wirklichen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stünden. Nur wenige Menschen sind bereit, ihre Komfortzonen zu verlassen und sich mit allen Sinnen auf das Abenteuer Leben einzulassen.
Das Ergebnis ist mehr als deutlich auf unserer Erde zu sehen. Alte Männer klammern sich nach wie vor an die Macht, anstatt sich auf den letzten Abschnitt ihrer irdischen Reise vorzubereiten. Frauen werden immer noch nicht als gleichwertig wahrgenommen. Vielerorts unterdrückt und ihrer Kraft beraubt können sie ihr schöpferisches, liebendes Potential nicht ausleben. Unser Planet ist zu einem Supermarkt verkommen, an dem wir uns rücksichtslos bedienen, nur um weiterzuziehen, wenn wir einen Platz ausgebeutet und verwüstet haben. Allerdings wird es irgendwann einmal keinen Ort mehr geben, an den wir noch ziehen könnten, wenn wir so weitermachen wie bisher.
Das mag ein wenig plakativ klingen, doch wenn wir genau hinsehen, findet sich darin sehr wohl ein wahrer Kern.
Ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass uns diese Sicht auf das Leben Lebenszeit raubt. Immer nur im Kopf alle Dinge durch den gut-schlecht-Filter laufen zu lassen, macht müde. Vielleicht merken wir es nicht an den gelebten Lebensjahren aber ganz sicher an der Lebensqualität. Uns entgehen tausende kleine Glücksmomente und anstatt Leichtigkeit und Freude zu empfinden, liegen wir sinnbildlich unter einer dicken schweren Decke begraben.
Wo wäre in diesem Dilemma denn ein Ausweg?
In Uns!
Nur wenn wir bereit sind, uns selbst mit kritischen Augen zu hinterfragen und unsere ungesunden Gewohnheiten aufzudecken, kann etwas Neues geschehen. Wir müssen nicht die Welt retten, wir müssen uns verändern, dann wird sich auch die Welt verändern.
Eine gesunde Portion Ehrlichkeit gehört zu diesem Weg dazu. Nicht immer ist es angenehm in den Spiegel zu schauen und sich selbst zu begegnen. Denn hier läuft das gleiche Spiel. Wir bewerten, wir beurteilen. Das ist gut an uns, das ist schlecht an uns und wumms, sitzen wir schon wieder in der Falle.
Der Weg ist ein anderer. Weg von der Konditionierung des Verstandes und zurück in die Aufmerksamkeit des Herzens.
Wie schreibt schon der französische Autor Antoine de Saint Exupery in „Der kleine Prinz“.
„Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.“
Das Herz weiß nichts von Trennung. Ein Herz beurteilt nicht, es liebt. Das Herz sucht nicht nach den Unterschieden, sondern es sucht nach den Gemeinsamkeiten. Mit dem Herzen sehen bedeutet, sich in sich selbst zurücklehnen, Raum geben, sich ausdehnen. Das ständige Geplapper im Oberstübchen, das wir Kopf nennen, einfach einmal zu ignorieren. Unseren ständigen Drang etwas einzuordnen in wirkliches Verstehen umzuwandeln.
Warum brauchen wir denn immer eine Erklärung? Leben ist zu groß und zu vielfältig um erklärt werden zu können, doch es kann erfahren werden. In der Weite und der Unberührtheit des Herzens hat alles seinen Platz. Hier brauchen wir keinen Grund für dies und für das. Hier sind wir ein reines Gefäß, durch das der Strom des Lebens fließt. Ständig, ewig, zeitlos. Ein Verstehen ohne Verstehen. Eine Weisheit ohne Wissen.
Das ist Frieden. Und dieser besitzt Strahlkraft. Dieses Licht wird Andere berühren. Es wird einen Unterschied im kollektiven Feld machen und es wird die Welt verändern. Vielleicht nicht sofort sichtbar auf allen Ebenen, aber sofort spürbar in uns selbst.
Lasst uns die Opfer-Täter-Türen schließen. Viele Sensitive sagen, wir sind in einem neuen Zeitalter angekommen in dem es um den Aufstieg der Erde geht. Doch eines ist klar. Damit dies Wirklichkeit werden kann muss uns allen bewusst sein: Die Baumeister hierfür sind wir selbst – jeder Einzelne von uns!
Gute Herzbegegnungen wünsche ich euch
Mata Fischer
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