Alles was dir begegnet ist eine Möglichkeit den Weg zu gehen
von Mata Fischer -
Du musst kein heiliger Mann oder heilige Frau werden. Du musst keine bestimmten Praktiken anwenden, keine ausgewählten Orte besuchen, mit keinen erleuchteten Meistern verkehren um ein bewusstes Leben zu führen.
Das einzige was dazu von Nöten ist, ist ein wacher, forschender, offener Geist. Und ich meine nicht unseren Verstand, der ist weder wach noch offen. Unter Geist verstehe ich den Moment in uns, der tief mit dem Herzen verbunden ist. Nur in diesem Raum sind wir wirklich in Kontakt mit unserem Leben.
Wenn wir unser Dasein aus dem Verstand heraus betrachten, neigen wir dazu, es in Kategorien einzuteilen. Das kenne ich, das mag ich oder mag ich nicht. Das bedeutet dies oder bedeutet jenes.
Hier müsste ich mich so oder so verhalten. Wenn ich dies tue, führt es zu jenem Ergebnis. Ein ständiges Geplapper in unserem Oberstübchen, das wir im schlimmsten Fall sogar noch für die Wahrheit halten. Versteht mich nicht falsch. Der Verstand ist wunderbar geeignet, bestimmte Dinge des Alltags zu regeln. Doch er ist nicht geeignet, die Magie des Lebens zu ergründen.
Wenn wir uns zu sehr mit den Gefühlen identifizieren, übersehen wir, dass sie wandelbar sind. In einem Moment sind wir traurig, im nächsten Moment lachen wir. Gefühle für die Wahrheit zu halten, ist trügerisch. Nichts desto trotz sind sie coole Wegbegleiter. Wenn sie auftauchen, zeigen sie uns, dass wir lebendig sind. Wenn wir aufhören sie zu bewerten und in gute oder nicht so gute Gefühle einzuteilen, werden sie zu einem Wegweiser, der uns direkt in unsere Mitte führen wird.
Wenn wir dem Außen zu viel Bedeutung beimessen, verlieren wir unser Innerstes. Wir vergessen in dem Moment, dass das Außen nur ein Spiegel ist. Alles was wir im „Außen“ sehen ist in uns. Die Bilder, die Meinungen darüber, die Gefühle die auftauchen, alles hat mit uns zu tun. Wir sind der Klangkörper, durch den die Melodie des Lebens erklingt.
Und das geschieht jeden Augenblick. Egal, wo wir uns gerade befinden. In der Arbeit, zu Hause, mit Freunden, im Urlaub, auf der Autobahn oder an einem entlegenen Ort in den Bergen um zu meditieren. Leben geschieht andauernd. Wir haben millionenfach Gelegenheit mit ihm in Kontakt zu gehen.
Genau darum geht es – in Kontakt gehen. Kein abgestandenes, aufgewärmtes Dasein im ewig gleichen Trott. Mit den ewig gleichen Gedanken, den ewig verdrängten Gefühlen, den ewig unflexiblen Ansichten. Und den ewig hoch gezogenen Schutzmauern um uns herum.
Um alles als Möglichkeit zu begreifen den Weg zu gehen, müssen wir uns berühren lassen. Von allem!
Von Tod, von Liebe, von Verlust, von Schmerz, von Freude, von Hilflosigkeit, von Angst, vom Wandel, vom Unwägbaren, von allem was erscheint. Wenn wir nichts mehr ausgrenzen, wenn wir alles was uns bewegt als Gast begreifen, der uns gerade besucht um uns etwas zu lehren und ihn freudig begrüßen, dann und nur dann werden wir eine Ahnung davon erlangen, was Leben wirklich bedeutet.
Wenn wir unsere Unschuld wieder erlangen, werden wir auf einmal sehen, dass das Leben Bewusstsein ist, das sich auf jede erdenkliche Art und Weise, in jeder nur vorstellbaren und nicht vorstellbaren Art selbst erfährt. Ein Fluss ohne Anfang und ohne Ende. Wir selbst sind Teil dieses Flusses, ein Tropfen, der zurück ins Meer schwimmt.
Wir werden erkennen, dass der Weg bereits das Ziel ist. Unsere Hast und unsere Eile dürfen zur Ruhe kommen. Wir durchschreiten ein torloses Tor und unser Blick auf die Welt wird nie mehr derselbe sein.
In Liebe
Mata Fischer
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