Spiritualität und Bewusstsein: Weihnachtsklänge - Teil 2 -
von Martinus -
Die Aktivität der Engel, der Gesang der Engel.
Was versteht man unter Engeln? Sie sind Ausdruck für die Kräfte, die die Menschen weiterführen und ihnen helfen, wenn sie es nötig haben. Solche Kräfte oder Energien gehen stets von Lebewesen aus, ob man sie sehen kann oder nicht. Auf der Erde wurden immer wieder große Weise mit großem Wissen über das Leben und seine Gesetze geboren.
Ihre Bestimmung war es, „Könige“ oder „Welterlöser“ für die Menschheit zu sein. Sie haben die Menschen weitergeführt, nicht zuletzt dadurch, dass sie sie lehrten, ihre Nächsten wie sich selbst zu lieben. Solche Wesen sind Engel aus Fleisch und Blut. Ihr Bewusstsein basiert auf dem „heiligen Geist“, und hierdurch tragen sie mit dazu bei, den Menschen zu helfen.
Es wurden auf der Erde hervorragende Engel in Fleisch und Blut geboren, und es war unvermeidlich, dass es entdeckt wurde, da ein solches Wesen mit der Gottheit spricht wie ein Mensch mit seinem Nächsten. Der Zustand eines solchen Weisen schwingt über die ganze Erde hinweg.
Man rätselt, ob Jesus geboren wurde, und man rätselt, wer er war, wenn er geboren wurde. Aber wie sollen Menschen, die so etwas mit einem materialistisch eingestellten Bewusstsein studieren und die in Bezug auf Wissen und Liebe weit unter den großen Weisen stehen, so etwas herausfinden? Das können sie ebenso wenig, wie sie den Einfluss dieser Weisen auf der Erde verhindern können.
Obwohl ein sehr großer Teil der Bevölkerung innerhalb des christlichen Teils der Menschheit nicht in die Kirche geht, nicht einmal am Weihnachtsabend, läuten die Glocken auf der ganzen Welt, man zündet Kerzen an, man macht Geschenke, und es wird eine gewaltige Energie entfaltet, um anderen Freude zu machen.
Und weil sich das auf ungefähr denselben Zeitpunkt konzentriert, hat es eine so starke Wirkung. Die Weihnachtsklänge ertönen in den Glocken, in den Gesängen der Menschen und in ihren Freudenäußerungen, nicht zuletzt in denen der Kinder, die sich auf das Fest der Lichter und Geschenke mitten in der Finsternis der Wintersonnenwende gefreut haben.
Die Weihnachtsklänge wären nie erklungen, und die Kerzen wären nie angezündet worden, wenn die göttlichen Worte in entschwundenen Zeiten nicht ausgesprochen worden wären – ausgesprochen von Engeln aus Fleisch und Blut. Diese Worte, die Licht in die Dunkelheit des Bewusstseins bringen können, so wie Töne angenehme Klänge hervorbringen, sind dasselbe wie der „Gesang der Engel“, der die Menschen geführt hat.
Und wir können die Liebesenergie zu den großen Weisen zurückführen. Das geschieht durch einen zur Erde kommenden Energieimpuls, und dieser kosmische Impuls kommt aus dem Zentrum der Milchstraße.
Die Aufgabe der „Engel“ oder der Weisen war es, diesen Impuls entgegenzunehmen und ihn in einer Sprache an die Menschen weiterzugeben, die sie verstehen konnten.
Das Weihnachtsprinzip ist ein kosmisches Prinzip
Was ist der Sinn dieses kosmischen Impulses? Er bedingt, dass die Menschen nicht im tötenden Prinzip verlorengehen können, sondern nur zu einem geistig latenten Zustand herabsinken können. Sie können nicht ganz „sterben“, das verhindert dieser Impuls. Was man im allgemeinen unter dem Begriff „Tod“ versteht, ist die Beendigung des Lebens, von der man gemäß der materialistischen Lebensanschauung glaubt, dass sie mit dem Tod des physischen Körpers stattfindet.
Das ist eine große Illusion, die auf der Unwissenheit der Menschen bezüglich des Lebens beruht. Das Leben ist ewig und kann nicht sterben, und das Leben ist gleichzusetzen mit Lebewesen. Am nächsten können die Menschen dem Tod kommen, indem sie aufgrund ihres fehlenden Wissens über das Leben an den Tod glauben, und indem sie glauben, dass sie andere Lebewesen töten und dadurch ihr eigenes „Leben“ für einige Zeit „retten“ können.
Wo diese Gemütsverfassung vorherrscht, existiert das „Reich der Toten“ oder die geistige Finsternis, und in einem solchen Zustand befindet sich die Erdenmenschheit. Die kosmische Energie entfaltet sich jedoch mit großer Kraft in der Finsternis, sie entfaltet sich aufgrund des Kontrastprinzips stärker in der Finsternis als im Licht.
Wenn man göttliche Kraft empfangen will, muss man sich am besten in der Dunkelheit befinden. Diese göttliche Liebesenergie entfaltet sich daher ganz natürlich mitten im Winter. Das Heidentum hatte wie das Christentum mitten im Winter ein Fest des Lichts, ein Sonnenwendfest, mit dem man feierte, dass man wieder helleren Zeiten entgegenging. Man freute sich auf die längeren Tage, und die Freude selbst wirkte als geistiges Licht und als geistige Wärme auf die Menschen.
Es kann für viele schwer werden, die dunklen Monate zu überstehen, nicht bloß physisch wegen der Dunkelheit und der Kälte. Diese Zeit wirkt auch deprimierend, weshalb es vorkommen kann, dass Menschen mental unter einer nervlichen Belastung und Depressionen zu leiden haben. Aber die Wesen, die nach den Lebensgesetzen leben, versuchen anderen zu helfen und entfalten eine ungeheure Liebesenergie.
Von der göttlichen Welt aus wird die Liebeskraft auf einen bestimmten Zeitpunkt konzentriert, und zwar auf Wintersonnenwend- und Weihnachtszeit. Da entsteht in vielen Menschen ganz natürlich eine Tendenz und ein Drang, Hilfsbereitschaft zu zeigen, Geschenke zu machen und mitten in Finsternis und Kälte für ein festliches Licht zu sorgen.
Sicher ist die Art und Weise, wie heute Weihnachten gefeiert wird, vom Materialismus beeinflusst, und viele werden sagen, dass die Händler Schaufenster und Straßen bloß schmücken und viele Lichter anzünden, um Geld zu verdienen.
Aber die Lösung ist doch, dass im Gemüt der Menschen die Lust geweckt wird, Geschenke zu machen. Ohne diesen Drang, anderen Freude zu machen, würde Weihnachten nicht existieren. „Lieber zu geben als zu nehmen“ ist das, was eine Art von „wohlgefälligem Engelsgesang“ bewirkt. Zu anderen Zeiten des Jahres ist es oft umgekehrt: „Lieber nehmen als geben“.
Aber zur Weihnachtszeit haben die meisten Menschen die richtige Einstellung – „es liegt in der Luft“ –, das Weihnachtsprinzip ist ein kosmisches Prinzip.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag, den Martinus am 17. Dezember 1950 im Institut hielt. Bearbeitet von Mogens Møller und von Martinus gutgeheißen. Zuletzt im Dänischen KOSMOS 12/1993 und im deutschen KOSMOS 10/1980 unter dem Titel „Weihnachtsglocken“ veröffentlicht.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 16, 1979 mit dem Titel: "Julens toner" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk