Spiritualität und die Weihnachtsstimmung mit Bewusstsein.
von Martinus -
Weihnachtsstimmung - Geben ist seliger denn nehmen.
Was ist eigentlich Weihnachtsstimmung? Ja, das ist in Wahrheit ein Glücksgefühl über die mobilisierten Sympathieäußerungen anderer Menschen. Da Weihnachten ein Fest der Gaben ist und das Fundament der zukünftigen Kultur das ist, „lieber zu geben als zu nehmen“, ist es nicht verwunderlich, dass in der Jahreszeit, in der dieses Prinzip des Gebens in besonderem Maße hervortritt, eine besondere Stimmung aufkommt.
Die meisten Menschen in der christlichen Welt wollen am Weihnachtsabend und in den Weihnachtstagen, die heilige Tage geworden sind, gut und liebevoll sein. Das ist eine große Tradition geworden, und wenn es auf Weihnachten zugeht, sind Schiffe, Lastwagen und Flugzeuge voll von Geschenken, die auf der ganzen Welt verteilt werden sollen, und Millionen von liebevollen Grüßen werden an Freunde und Bekannte geschickt. Es wäre wunderbar, wenn die Menschen diese Tendenz das ganze Jahr über hätten, aber sie ist nun einmal für den Zustand in der Mitte des Winters gedacht, und es ist ja auch wunderbar, etwas Belebendes in diesem grauen Alltag in der dunklen Zeit zu haben.
Die Weihnachtstraditionen repräsentieren eine kolossale Energiemasse
Es kann bedeutungsvoll sein, diese Tradition näher zu studieren, da sie eine so kolossale Energiemasse entfaltet, dass es faktisch nichts in der Welt gibt, das etwas Entsprechendes aufweisen kann. Im Weihnachtsevangelium wird über ein kleines Kind berichtet, das in einer längst entschwundenen Zeit in Bethlehem umgeben von Tieren in einem Stall geboren und in eine Krippe gelegt wurde. In diesem Bericht muss eine innere Kraft oder unsichtbare Macht liegen, die eine solche Manifestation und Energieentfaltung verursachen konnte.
Es vollzieht sich nicht nur innerlich im Gemüt des Menschen, auch äußerlich wird alles getan, um Straßen und Geschäfte zu schmücken, überall sieht man Gold, Glimmer und Unmengen von Lichtern. Das wird ja nicht getan, um die Menschen niedergedrückt und melancholisch zu stimmen, sondern um ihnen zu helfen und sie zu beleben.
Hier wird man vielleicht einwenden, dass das Schmücken der Straßen und Geschäfte dazu dient, die Leute zum Kaufen zu animieren. Ja – nur heutzutage haben wir keinen anderen Weg als das Geschäftsprinzip. Und wenn die Menschen diese Tendenz, Geschenke zu machen, bekommen haben, dann ist es doch wunderbar, dass es andere Kräfte gibt, die es zur Aufgabe bekommen haben, Geschenke auf den Weg zu bringen, so dass man die Möglichkeit erhält, sie anzuschauen und seine Einkäufe zu machen.
Man wird vielleicht auch sagen, dass Geschenke zu machen, eine Tradition ist, und wenn man selbst Geschenke bekommt, ist man gezwungen, seinerseits ein Gegengeschenk zu machen, da kann man nicht anders. Ja, aber man bedenke, wie wunderbar es wäre, wenn man niemals anders könnte, als seinem Nächsten gegenüber gut und liebevoll zu sein. Das wäre phantastisch!
Es mag einzelne Menschen geben, die das Schenken nicht mögen, aber im großen und ganzen mögen die Leute es, und sie mögen das schöne Aufgebot in den Städten. An den Sonntagen vor Weihnachten sehen wir Menschen, die glücklich aussehen und viele Päckchen und Pakete bei sich haben, dicht gedrängt in den Straßen.
Es würde sicherlich bedrückend wirken, diese Tradition zu entfernen, und das sollte man auch nicht tun. Es gibt nicht so viel Aufmunterndes in der Welt, dass wir es uns leisten könnten, auf das zu verzichten, was wir haben. Wenn wir auf etwas verzichten sollen, dann um auch unserem Nächsten Zugang dazu zu gewähren, an allen Gütern teilzuhaben. Aber nun existiert diese gewaltige Energieentfaltung und diese Tradition des Schenkens und sie sind Ausdruck für die beginnende Nächstenliebe. Sie sind der Beginn der kommenden Weltkultur, die die Menschen erreichen wird, wenn sie es ausgelebt haben, Kriege zu führen und wenn sie so weit gekommen sind, einander zu verstehen.
Dann wird das ganze Jahr über Weihnachtsstimmung herrschen, alle werden alle lieben, im Gegensatz zur heutigen Zeit, in der mehr oder weniger Krieg zwischen allen herrscht, jeder gegen jeden und Nation gegen Nation.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag vom 19.12.1960.
Tonbandaufzeichnung bearbeitet durch Ole Therkelsen und gutgeheißen durch den Rat.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk