Spiritualität & Bewusstsein: Gedanken zum Jahreswechsel - Der Kreislauf - Teil 3 -
von Martinus -
Wie der Glaube an „ein” Leben entstanden ist.
Der Kreislauf eines Menschenlebens repräsentiert nur einen Kreislauf, weil das Sinneswerkzeug oder der Organismus den Kreislauf nicht überlebt. Der Organismus an sich ist nur dafür berechnet, die Menschen diese vier Jahreszeiten erleben zu lassen. Aber da sie noch nicht weiter als über diese Kreislaufkette hinausschauen können, ist bei vielen der Aberglaube entstanden, dass man mit der Empfängnis beginnt und mit dem Tod endet und dann nichts mehr existiert.
Die Erkenntnis der ununterbrochenen Kette von Erdenleben
Weshalb sollen die Menschen nun sehen, dass sich diese vier Prinzipien hunderte und aber hunderte Male wiederholen? - Ja, dies ist von kosmischer Bedeutung; es ist die göttliche Sprache an die Menschen, wodurch sie nach und nach verstehen werden, dass ihr eigenes Leben auch Kreisläufen unterworfen ist. Das Leben bildet gerade diese Kreisläufe um zu zeigen, dass es Aberglaube ist anzunehmen, dass es nur „ein” Leben gibt.
Da dieses eine Leben also ein Kreislauf mit vier Jahreszeiten ist, können wir aus den anderen Kreisläufen unsere Schlüsse ziehen. Da die Gottheit viele andere Kreisläufe, z.B. den Tageskreislauf, existieren lässt, die wir überschauen können, bezeugen wir hier nichts anderes, als dass der einzelne Kreislauf nur ein Glied in einer Kette von Kreisläufen ist.
Wenn nun all diejenigen Kreisläufe, die wir überschauen können, ein Glied in einer ununterbrochenen Kette von Kreisläufen sind, weshalb sollte dann der Kreislauf des Erdenlebens der absolut einzige sein, der kein Glied in einer solchen Kette von Kreisläufen ist? - Man sieht hier, dass man, wenn man logisch und im Kontakt mit dem Allgemeingültigen sein will, das Erdenleben, das die Menschen und Tiere leben, als ein Glied in einer Kette von Kreisläufen zu akzeptieren gezwungen ist.
Wenn man diese Kette von Leben erkennt, geschieht das Göttliche, dass sich eine neue Entdeckung im Bewusstsein geltend macht: Es existiert Gerechtigkeit auf Erden.
Die Gerechtigkeit des Lebens und die Entwicklungsleiter
Wenn man glaubt, dass es nur „ein” Leben gibt, dann gibt es überhaupt keine Gerechtigkeit auf der Welt. Nichts ist vollkommen, und die ganze Struktur der Welt ist pervers. Wir sehen, dass Kinder unter ganz unterschiedlichen Verhältnissen geboren werden. Einige Kinder werden schon krank geboren. Sie kommen bei primitiven Eltern zur Welt, werden schlecht behandelt, erlernen eine schlechte Lebensweise und Unmoral usw.
Andere Kinder werden bei liebevollen Eltern geboren und lernen, gut und liebevoll zu sein. Sie bekommen eine gute Erziehung und Ausbildung und werden von der Gesellschaft geachtet und geehrt.
Einige Menschen kommen in unglückliche Zustände und Entgleisungen hinein, während andere im Licht und Glück leben. Die Ursache hierzu kann nicht in diesem jetzigen Leben liegen. Das kleine Kind, dass mit Syphilis oder anderen Krankheiten geboren wird, kann nicht selbst die Ursache hierzu sein, wenn es nur dieses einzige Erdenleben gibt.
Wenn wir jetzt sehen, dass das jetzige Leben ein Resultat früherer Leben ist, dann stimmt es besser.
Wir sehen, dass alle Wesen der Welt eine einzige große Skala verschiedener Entwicklungsstufen ausmachen, ganz unten bei primitiven Zuständen angefangen bis zu immer vollkommeneren Zuständen.
Wenn es nur das eine Leben geben würde, dann müssten alle Menschen im jetzigen Erdenleben bei der Geburt die gleichen Bedingungen haben und das gleiche erreichen können.
Aber wir sehen, dass einige bei der Geburt ganz primitiv und weit zurück sind, während andere mit großen Fähigkeiten und Talenten geboren werden, die sie nicht in diesem Leben erworben haben, beispielsweise sogenannte „Wunderkinder”, die mit solchen Fähigkeiten und Talenten für Musik geboren werden, dass sie große Orchester dirigieren können.
Einige werden mit großen Talenten für Malen und Zeichnen oder andere künstlerische Manifestationen geboren, während andere wiederum dies erst mühsam erlernen müssen. Sie müssen viele Stunden lang auf ihrem Instrument üben und werden vielleicht trotzdem in diesem Leben nur schlechte Musiker.
Stellt man sich vor, dass die Fähigkeiten und die Entwicklungsstufe von einem Leben zum anderen übertragen werden, dann kann man so zur Vollkommenheit und zum Stadium des Genies kommen. Und dies ist es, was wir hier sehen.
Herzlichst
Martinus
Von einem Vortrag im Martinus Institut am Montag, den 5. Januar 1959. Tonbandabschrift bearbeitet von Ole Therkelsen. Der Artikel ist zum ersten Mal im dänischen Kosmos 1/1992 erschienen.
Übers. Helga Holmgren /1992
©Martinus Institut 1981 www martinus.dk