Das Gewissen und die äußer Autorität und die Ablösung.
von Martinus -
Die äußere Autorität wird allmählich vom inneren eigenen Licht des Menschen abgelöst.
Das Gewissen der Christen befindet sich – mehr oder weniger – in Kontakt mit dem mentalen Licht, das von Christus ausging, und ähnliches gilt natürlich für die Menschen, für die Buddha oder Mohammed Leitsterne waren. Aber das Licht von außen, die äußere Autorität, soll allmählich vom eigenen inneren Licht des Menschen abgelöst werden, und hier sind die Erfahrungen das einzige, was helfen kann.
Wenn Sie einmal einen gewissen Einblick in den „Plan“, den das Modell repräsentiert, bekommen haben und gesehen haben, was Ihre Pflicht ist, was Ihr rechtes Feld ist, und angefangen haben, sich daran zu gewöhnen, dies zu tun, und wenn Sie dann in diesem oder jenem Bereich das Ziel vergessen, werden Sie plötzlich entdecken, dass Sie es auf die Dauer nicht verantworten können, etwas anderes zu tun, als was im „Plan“ vorgesehen ist.
Gemäß der göttlichen Gesetze wird es so sein, dass Sie auf die eine oder andere Art Unannehmlichkeiten bekommen, sobald Sie nur ein ganz klein wenig von dem abweichen, was Ihr Gewissen Ihnen sagt. Wenn der Mensch ein unglückliches Schicksal hat, besagt dies im Grunde, dass er auf einem oder mehreren Gebieten nicht in Kontakt mit Gottes Plan gewesen ist. Er war Gott ein schlechter Helfer bei der Erschaffung der eigenen höheren Mentalität.
Das Erleben eines unglücklichen Schicksals ist im Grunde der Ausdruck absoluter Liebe seitens der Vorsehung
Durch das Erleben eines unglücklichen Schicksals kann es nicht vermieden werden, dass der Mensch zum Nachdenken erweckt und sich darüber klar wird, dass er seine Handlungsweise ändern muss, um in Kontakt mit Gottes Plan zu kommen. Das Erleben eines unglücklichen Schicksals ist im Grunde Ausdruck für die absolute Liebe Gottes, selbst wenn derjenige, dem es schlecht geht, dies nicht fühlt.
Würde man nicht die Konsequenzen der eigenen Handlungsweise erleben dürfen, würde man nie in die schöne Welt der Weisheit kommen. Daher ist es göttlich, dass Fehler stets aufgedeckt werden. Die Aufdeckung der Fehler resultiert stets im Erleben von Gewissensbissen. Gäbe es keine Gewissensbisse, könnte man niemals erfahren, ob etwas richtig oder verkehrt gemacht wurde. Diese Fehler nannte man früher „Sünde“. Aber kosmisch gesehen gibt es weder Sünde noch Sünder.
Was man Sünde nennt, sind Fehler, die auf Unwissen beruhen. Wenn die Menschen einen Fehler als Sünde bezeichnen, so geschieht das, weil sie in ihrem eigenen Bewusstseinsfeld daran gewöhnt sind, gegenüber all dem bitter oder feindlich eingestellt zu sein, das gegen die einmal akzeptierten Sitten und Gebräuche verstößt; aber diese Einstellung ist an sich Ausdruck für einen Fehler, für Unwissen.
Durch unser Wesen, unsere Handlungsweise kann eine tiefe Kluft zwischen uns und dem göttlichen Weltplan entstehen, was wir als Leiden und Schmerzen erleben. Aber dadurch lernen wir, die Erklärungen zu verstehen, die wir früher nicht verstehen und begreifen konnten. Uns wird geholfen, wir werden geführt, aber wir müssen selbst durch eigene Erfahrung die Weisheit erarbeiten, die der innerste Kern aller Erfahrung ist.
Leidenserfahrungen bewirken Mitgefühl mit anderen Lebewesen
Wirkliche Weisheit hat immer auf den eigenen Erfahrungen des Lebewesen beruht und wird immer darauf beruhen. Durch die Leidenserfahrungen wächst die Fähigkeit des Wesens, Mitgefühl mit anderen Lebewesen zu haben. Je größer die Fähigkeit eines Menschen zum Mitgefühl ist, um so weniger bringt er es fertig, etwas zu sagen oder zu tun, was Leiden oder Verzweiflung bei einem anderen Menschen auslösen könnte.
Wenn er es übers Herz bringt, so etwas zu tun oder es „gedankenlos“ tut, wie man so sagt, wird er nicht vermeiden können, den Wirkungen seiner Worte und Handlungen auf eine solche Weise ausgesetzt zu sein, dass seine fehlende Fähigkeit, in Übereinstimmung mit der menschlichen Form von Liebe und Logik zu denken und zu handeln, ihm selbst nach und nach enthüllt wird. Diese menschliche Wesensart ist ja der Plan der Gottheit für die Menschheit, durch sie soll es den Menschen gelingen, das wahre Menschenreich auf Erden zu schaffen.
Herzlichst Martinus
Aus einem Vortrag in Klint am 12.7.1942, bearbeitet von Mogens Møller und von Martinus gutgeheißen, erste Veröffentlichung im dt. KOSMOS 1-2/1976.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 1-2, 1975 mit dem Titel: "Samvittighed" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus, Erich Gentsch
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk