Bewusstsein und Sehnsucht nach Frieden.
von Martinus -
Die Sehnsucht nach Frieden ist der Anfang einer ganz neuen Epoche in der Geschichte der Menschheit
Die Sehnsucht nach Frieden wird im Bewusstsein von immer mehr Menschen immer stärker. Aber wie konnte diese Sehnsucht entstehen? Ausschließlich dadurch, dass die Erdenmenschen dabei sind, vom Gegenteil des Friedens, vom Krieg, gesättigt zu werden.
Für die Steinzeitmenschen, für die alten Wikinger und für andere kriegerische Völker der Vergangenheit war der Krieg ein Ideal; sie kämpften gegen die Natur und sie kämpften gegen andere Menschen. Nach ihrer religiösen Einstellung war es eine Heldentat, auf dem Schlachtfeld zu sterben, die den Krieger geradewegs ins Paradies führte. Die Männer hatten das Verlangen, große Helden und Krieger zu sein, und die Frauen bewunderten nur die Männer, die es waren.
Solche Wünsche und Begehren haben eine große Menge an Kreisläufen in Gang gesetzt, und Millionen von Männern durften Kriegshelden sein und durften als Helden sowohl Siege erleben als auch Niederlagen erleiden. Und Millionen von Frauen haben erlebt, dass diese Helden für sie und um sie gekämpft haben. Aber jetzt ist ein sehr großer Teil dieser Helden und Heldinnen der Vergangenheit dabei, von dieser Form des Daseins gesättigt zu werden – so übersatt, dass sie es die „Hölle des Krieges“ nennen. Und dies ist der Anfang einer ganz neuen Epoche in der Geschichte der Menschheit.
Eine alte Weltkultur ist im Begriff unterzugehen und eine neue sprießt zwischen ihren Ruinen hervor
Diese neue Epoche kann man im Gegensatz zur Hölle des Krieges als „Himmelreich“ bezeichnen, das dasselbe ist wie eine Welt des Friedens. Wenn Christus sagen konnte: „Das Himmelreich ist in euch“, dann, weil er mit seinem kosmischen Bewusstsein diesen ganzen Entwicklungsverlauf kannte und sah, wie das menschliche im Menschen langsam wuchs. Und es war seine Mission, diesem kleinen Keim des Friedens, der als Sehnsucht im Gemüt vieler Menschen wuchs, Nahrung zu geben. In den ca. 2000 Jahren, die vergangen sind, seitdem Christus auf der Erde lebte, sind immer größere und umfangreichere Kriege, ja ganze Weltkriege über die Menschen hinweg gerast.
Die Erde ist zur Hölle geworden, in der die Menschen schrecklichere Dinge erleben können als in den Höllenphantasien, die von religiösen Fanatikern erdacht wurden. Aber das ist das einzige, was die Menschen dazu bringen kann, sich vom Krieg abzuwenden. Jetzt ist die Entfaltung des tötenden Prinzips so gigantisch, dass bei den allermeisten Menschen heute eine ungeheure Sehnsucht nach Frieden auf der Erde herrscht. Diese Sehnsucht findet sich auch bei den Kriegern, die heute auf den Schlachtfeldern kämpfen. Sie haben nicht den Wunsch, Kriegshelden zu sein. Wenn sie sich heute auf den Schlachtfeldern befinden, dann aufgrund von Wünschen, die sie früher hegten. Es ist ein Kreislauf, den sie selbst in Gang gesetzt haben und dessen letzte Konsequenzen sie jetzt erleben. Eine alte Weltkultur, die auf den Sehnsüchten der Menschen in der Vergangenheit aufgebaut war, ist im Begriff unterzugehen, und eine neue Kultur sprießt zwischen ihren Ruinen hervor.
Diese neue Kultur wird auch von den Wesen erschaffen werden, die einmal Steinzeitmenschen waren, und sie wird in Schönheit und Geist erstrahlen, in genialem künstlerischem und technischem Wirken, das kein Luxus für eine Oberklasse ist, sondern eine natürliche Lebensentfaltung und ein natürliches Lebenserleben für alle Erdenmenschen.
Herzlichst Martinus
Erstmals im deutschen Kosmos 5/1975 erschienen. Aus einem Vortrag vom 20.11.1941. Die Bearbeitung wurde von Mogens Møller vorgenommen und von Martinus gutgeheißen.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 15, 1974 mit dem Titel: "Længsel" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk