Das autorisierte Geschäftsprinzip.
von Martinus
Der totale Bankrott des autorisierten Geschäftsprinzips.
Dass eine Zivilisation, die auf der Autorisierung derartiger Diebstähle und Betrügereien basiert, fast ausschließlich bedingt, dass ihre Individuen „Diebe“ und „Betrüger“ sein müssen, und dass sie im gleichen Umfang genauso aus „Betrogenen“, „Bestohlenen“ und „Ausgeplünderten“ bestehen muss, ist natürlich eine Selbstverständlichkeit.
Ja, beruht nicht geradezu ein außerordentlich großer Teil des Schulunterrichts und der Erziehung darauf, die einzelnen Individuen in diesem als „Geschäft“ getarnten „autorisierten Diebstahls- und Betrugssystem“ zu qualifizieren? Dass eine solche Zivilisation und Kultur unmöglich bestehen bleiben kann, dass sie sich vielmehr selbst in Krieg und Verstümmelung, in Erniedrigung und Untergang auflösen muss, ist wohl nicht schwer zu verstehen?
Und ist es nicht geradezu eine Tatsache, dass eine Kultur nach der anderen untergegangen ist, entsprechend der Entstehung neuer und auf genialere Weise erdachter und erfundener Methoden zugunsten dieses Betrugssystems, die ihre Urheber befähigten, die Kultur der bestehenden Gesellschaft zu zerschlagen? Bezeugen nicht zahlreiche Ruinen auf der ganzen Welt zerstörte Großstädte und längst verfallene Kulturen der Vergangenheit?
Und was geschieht heute vor unseren Augen? Fällt nicht die höchste und modernste Kultur, die jemals auf der Erde existiert hat, in Schutt und Asche? Ist die Welt im Augenblick nicht Ausdruck dafür, dass die Wirkungen des totalen Bankrotts des autorisierten „Geschäftsprinzips“ sich entfalten und herrschen? Ist es nicht gerade das Gefühl, Objekt der allerhöchsten Form von „Ungerechtigkeit“ zu sein, das wie ein unaufhaltsamer Orkan über die Erde tost und mit der allerhöchsten Anspannung von Genialität alles auslöst, was man sich an tötenden, mörderischen und verstümmelnden Erscheinungen ausdenken kann?
Nichts ist heiliger und unverletzlicher. Rache, Rache und nochmals Rache an den „Verbrechern“ sowie deren Vernichtung ist der große allgemeine Wunsch. In allen Lagern, in allen Kreisen, auf allen Schlachtfeldern oder Kriegsschauplätzen rufen die Menschen nach Strafe für die „Verbrecher“, d.h. Gegner. Nur ein einziges großes Gefühl beherrscht die heutige Menschheit, nämlich die „Märtyrerempfindung“, das Gefühl, das Objekt blutiger Ungerechtigkeit zu sein.
Welche der streitenden Parteien räumt ein, von einem anderen Geist, einer anderen Einstellung oder Erkenntnis beseelt zu sein? Welche der streitenden Parteien ruft aus: „Ich habe Fehler gemacht, jetzt will ich alles wieder gutmachen, was ich verbrochen habe, will alles zurückgeben, was ich – zwar unter dem Schutz und mit Autorisierung der Behörden und der Zivilisation, aber doch – gestohlen und durch Betrug an anderen Wesen erworben habe? – Niemand!
Der Sieger kann den Besiegten zwar zur Anerkennung der äußeren Kapitulation zwingen, aber keine materielle Macht, kein Terror kann die „Märtyrerempfindung“ des „Besiegten“ zur Kapitulation bewegen. Das Gefühl, vom Gegner ungerecht behandelt zu werden, wächst in dem Maße, in dem versucht wird, den Besiegten durch Folter, Strafe oder äußere Machtmittel zu vernichten. Hier sind wir zur größten Form von Macht gekommen, die es überhaupt im Universum gibt, eine Macht, der gegenüber die Sprengstoffe der ganzen Welt und die genialsten tötenden Mittel, geheime und öffentliche Waffen, unumgänglich kapitulieren müssen. Diese Macht ist die Macht der „Gesinnung“. Die „Gesinnung“ ist also eine ausführende Gewalt, eine alles besiegende geheime Macht hinter den Waffen.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 3 - 4, 1978 mit dem Titel: "Den hemmelige magt bag våbnene" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk