Das Mikroleben des Fruchtfleisches.
von Martinus -
Der vollkommene Mensch braucht nicht zu töten, um zu leben. Das Mikroleben des Fruchtfleisches setzt sein Leben im Organismus des Menschen fort und erfüllt damit seinen göttlichen Plan und Zweck.
Der „falsche Glaube“ über den Nächsten ist also das größte „Böse“ des Erdenmenschen. Er ist der „Samen“ oder „Kern“ seines eigenen unglücklichen Schicksals, gleichgültig welche Art von Unglück oder Unannehmlichkeit dieses Schicksal auch aufweisen mag.
Wenn der Mensch es erreicht, die Fähigkeit zu entwickeln, seinen Nächsten in der Weise zu lieben, dass sein Verhältnis zu ihm dasselbe wie hundertprozentige Liebe ist, wird dies ausschließlich bedingen, dass er auf einer Daseinsebene leben wird, auf der Krankheiten und Unglücke genauso wenig vorkommen können, wie Krieg oder Verfolgung und Verstümmelung des Nächsten auf jener Ebene stattfinden können.
Zu einer solchen hundertprozentigen Liebe gehört natürlich auch das Aufhören des Mordens an unseren Mitwesen der animalischen Ebene, den sogenannten „Tieren“. Diese Wesen gehören ja zu den Mitgeschöpfen, die Gott ebenfalls nach der Schöpfung segnete und gebot „Seid fruchtbar und vermehret euch und bevölkert die Erde“.
Glaubt man hier nicht, dass es Gottes Absicht ist, die menschliche Gesinnung solle davon erfüllt sein, am Verständnis dieses göttlichen Willens und an seiner Entfaltung beteiligt zu sein? Er sagte ganz und gar nicht, dass Tiere die „Nahrung“ für den Erdenmenschen sein sollten. Im Gegenteil, war es nicht gerade diese Nahrung, die mit zur „verbotenen Frucht“ gehörte? Was die erdenmenschliche Nahrung gemäß des göttlichen Willens ist, steht ausgesprochen klar in der biblischen Überlieferung. Sagt Gott hier nicht zu Adam und Eva: „Hiermit übergebe ich euch alle Pflanzen auf der ganzen Erde, die Samen tragen, und alle Bäume mit samenhaltigen Früchten. Euch sollen sie zur Nahrung dienen“? Stimmt das nicht mit dem fünften Gebot „Du sollst nicht töten“ überein?
Der vollkommene Adam oder der vollkommene Mensch braucht also nicht zu töten, um zu leben. Die Früchte der Bäume zu essen, in denen Samen (Kerne) sind, ist also dasselbe, wie Fruchtfleisch zu essen, das sich um den Kern befindet. Dadurch geschieht am Baum selbst überhaupt kein Mord. Da der Kern gerade dadurch frei wird, dass man das Fleisch um den Kern wegnimmt, wird doch die Möglichkeit geschaffen, dass er gesät oder gepflanzt werden kann, hierdurch wird er dazu gebracht, zu keimen und sich zu entwickeln.
Und was das Fruchtfleisch selbst betrifft, so erhält es doch dadurch, dass es „gegessen“ oder als Nahrung in einen Organismus aufgenommen wird, den Vorteil, dass sein Mikroleben (das Lebendige im Stoff) die Möglichkeit bekommt, auf natürliche Weise sein Leben in jener Stoffwelt des Organismus (dessen Fleisch und Blut) fortzusetzen, in die es als „Nahrung“ eingegangen ist. Und damit kann es seinen göttlichen Plan und Zweck erfüllen. Andernfalls wäre dieses Fruchtfleisch dem sogenannten „Verrottungsprozeß“ preisgegeben, der für sein Mikroleben unumgänglich einen unnatürlichen Tod und Untergang bedeutet.
Dieses Leben wäre damit von allen Bedingungen, um auf normale Art und Weise weiterzuleben, abgeschnitten. Dass der Erdenmensch noch nicht ausschließlich von diesem feinen und lebendigen Stoff leben kann, ändert ja nichts an der Richtigkeit des Prinzips oder an dem göttlichen Befehl. Es zeigt vielmehr nur, dass „Adams“ Erschaffung noch nicht fertig ist. Er ist noch nicht zum „Menschen als Gottes Abbild“ geworden. Aber obwohl der Erdenmensch noch nicht so weit in seiner Entwicklung oder der göttlichen Schöpfung gekommen ist, so tritt er doch unerschütterlich in einer solchen Situation auf oder ist umgeben von solchen Möglichkeiten für vegetabile Nahrung, dass es für ihn überhaupt nicht in irgendeiner Weise eine Lebensbedingung ist, Tiere zu töten.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 3 - 4, 1978 mit dem Titel: "Den hemmelige magt bag våbnene" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk