Hast Du die Nase voll vom ewigen kämpfen?
von Martina Eyth -
Früher hatte ich das Gefühl ständig kämpfen zu müssen. Ich kann Dir gar nicht sagen, woher dieses Gefühl kam, denn eigentlich hatte ich alles. Immer genug zu essen, meine Familie war gesund, ich wohnte an einem schönen Ort – mein Leben hätte wirklich schön sein können. Doch ich kam mir vor wie eine Ertrinkende. Ich konnte nicht aufhören zu kämpfen. Das Kämpfen fühlte sich an wie ein Automatismus, den ich nicht beeinflussen konnte.
Möchtest Du wissen, wodurch ich einen ganz anderen Blick auf das Kämpfen bekam?
Schon immer fand ich kämpfen schlimm. Kämpfe erinnerten mich an Krieg, an Leid, an Zerstörung, an Menschen, die zurückbleiben und Vieles mehr. All das verursachte ungute Gefühle in mir. Diese unguten Gefühle wollte ich nicht haben, ich wollte mich wohl fühlen. Ich wollte mein Leben genießen, denn ich hatte doch alles, was ich brauchte. Ahnst Du, dass ich mich schämte, weil ich nicht dankbar sein konnte?
Dann kam der Moment, der mein Leben und meine Empfindungen völlig durcheinander brachte. Mir begegnete die Geschichte eines Schmetterlings. Ich teile die Geschichte gerne mit Dir, denn vielleicht schenkt sie Dir auch ein bisschen mehr Frieden und einen erweiterten Blick auf das Kämpfen.
Die Geburt des Schmetterlings
Ein Mann fand auf seinem Spaziergang einen Kokon. Er nahm ihn mit nach Hause, um zu sehen, wie der Schmetterling aus dem Kokon schlüpft.
Mit der Zeit entstand tatsächlich eine kleine Öffnung im Kokon und der Mann konnte beobachteten, wie sich der Schmetterling durch das enge Loch arbeitete. Eine Zeitlang schien es nicht mehr weiter zu gehen und der Kampf des Schmetterlings schien aussichtslos. Es sah so als konnte der Schmetterling weder vor noch zurück.
Nun wollte der Mann helfen: Er holte eine Schere und vergrößerte sehr vorsichtig die Öffnung des Kokons. Nun purzelte der Schmetterling aus der Öffnung. Der Mann erwartete in jedem Augenblick, dass sich die Flügel ausbreiteten und der Schmetterling davon flog. Aber nichts geschah. Nach einiger Zeit bewegte sich der Schmetterling vorwärts, sehr unbeholfen. Aber fliegen konnte er nicht.
Er konnte nicht fliegen, weil der Mann in den Geburtsprozess des Schmetterlings eingegriffen hat. Der Mann hat es gut gemeint und wollte dem Schmetterling helfen. Doch er wusste nicht, dass der Schmetterling sich ins Leben kämpfen muss. Durch den Kampf werden die Flügel des Schmetterlings gestärkt und für das Fliegen vorbereitet.
Erkennst Du die Parallele zu uns Menschen
Wir müssen auch manchmal Umstände und Situationen erleben und uns hindurch kämpfen. Doch es ist ein Kämpfen für ein schöneres Leben. Der Schmetterling kann sich auch auf seinen Beinen vorwärts bewegen, doch wenn er fliegt, hat sein Leben eine andere Qualität. Er kann von Blüte zu Blüte fliegen und den Nektar aus den Blüten saugen und den Blütenstaub von einer Blume zur anderen bringen.
Das Kämpfen, das ich in mir spürte, war kein Kämpfen gegen etwas, wie ich es fälschlicherweise interpretiert hatte. Meine Seele gab mir Zeichen. Sie wollte mit mir in Kontakt gehen. Sie machte auf sich aufmerksam. Weil ich das aber nicht wusste, kämpfte ich gegen das an, was sich für mich herausfordernd anfühlte. Spürst Du es, ich kämpfte gegen etwas an, das ich nicht kannte, weil ich nicht wusste, was es mit mir machen würde. Wohin es mich führen würde.
Mir fehlten die Erfahrung und auch das Vertrauen
Dadurch, dass ich noch keinen bewussten Kontakt mit meiner Seele hatte, wusste ich nicht wie es sich anfühlt, wenn meine Seele mit mir in Kontakt geht. Deshalb tat sich das, was ich immer tat, wenn mich etwas ängstigte oder herausforderte, ich begann zu kämpfen. Mir fehlte damals das Vertrauen, dass das Leben es gut mit mir meint.
Inzwischen bin ich viele Jahre älter und unzählige Erfahrungen reicher. Ich habe verinnerlicht, dass es zwei Arten gibt, zu kämpfen. Es gibt das Kämpfen gegen etwas. Ich habe damals gegen mich selbst, gegen meine innere Entfaltung, angekämpft.
Wir können aber auch für etwas kämpfen. Wenn wir unsere Gesundheit ausdehnen und Gewicht reduzieren wollen, dann kann es auch sein, dass wir für unser Ziel, uns gesünder zu fühlen, kämpfen müssen. Vielleicht müssen wir dann sogar gegen unseren inneren Schweinehund ankämpfen.
Das Kämpfen ist eine wertvolle Qualität
Es kommt auf die innere Haltung an, die wir beim Kämpfen einnehmen und auch auf das, was wir durch das Kämpfen erreichen wollen. Bist Du auch auf ein respektvolles, wertschätzendes und achtungsvolles Miteinander ausgerichtet und willst die Liebe und die Freude mehren? Dann kämpfen wir (Du und ich) in einer anderen Energie, als wenn wir wollen, dass die Menschen so sind, wie wir sie haben wollen. Wir sind Krieger des Lichtes und kämpfen dafür, dass wir das Gute und das Schöne mehren.
Wenn Du die Anfangsfrage dieses Texte „Hast Du die Nase voll vom ewigen kämpfen?“ auf Dich wirken lässt, wie lautet denn jetzt Deine Antwort? Bei mir ist es so, dass ich das leidvolle Kämpfen, das Kämpfen gegen mich selbst beendet habe. Sollte es aber erforderlich sein, dass ich kämpfen muss, dann mache ich es. Sehr gerne sogar. Wenn ich dafür kämpfen muss, ein Ziel zu erreichen, dann gebe ich dafür alles. Dann kämpfe ich mich durch all meine Widerstände hindurch, um mein Ziel zu erreichen.
Manchmal sehnt sich mein Körper nach Sport, nach intensiven Bewegungen und auch danach, sich zu verausgaben. Doch dann kommt mein innerer Schweinehund daher und redet mir ein, dass es doch viel schöner ist, spazieren zu gehen und die Natur zu genießen. In solchen Situationen muss ich gegen die guten Argumente meines inneren Schweinehundes ankämpfen, um dem Bedürfnis meines Körpers nachzukommen.
Wenn Du auch das leidbringende Kämpfen hinter Dir lassen und Dich auf das freudvolle Kämpfen ausrichten möchtest, dann wünsche ich Dir ganz viel Freude dabei. Möchtest Du wissen, was ich mache, wenn ich für etwas kämpfe, sich aber die Freude nicht einstellen will? Dann begegne ich mir liebevoll. Ich beschenke mich mit Mitgefühl, Verständnis und gebe mir das, was ich brauche, um mich wohl zu fühlen.
Dass Du Dich ganz oft so richtig wohl fühlst, das wünsche ich Dir.
Von Herzen
Deine Martina Eyth