Die Tulpe
von Marianne Rattay
"Narzissen und die Tulipan, die ziehen sich viel schöner an als Salomonis Seiden", sagt ein altes Lied. Wenn der Frühling auf sich warten lässt, ist es Zeit, solche Schönheit ins Haus zu holen.
Die Tulpe gehört zur Familie der Liliengewächse, wie auch die Narzisse, der Lauch, die Speisezwiebel, Schnittlauch und andere.
Man sagt, dass man auch Tulpenzwiebeln essen kann. Vielleicht gibt es Rezepte aus der türkischen Küche, mir sind sie nicht bekannt.
Vor 450 Jahren kam die Tulpe über Wien aus Asien nach Europa und fand ihren Weg bis nach Holland. Sie war einst die Wappenblume der Osmanen.
Es gibt etwa 80 Tulpenarten, die vorwiegend in Zentral- und Vorderasien heimisch sind. Die gewaltige Zahl von Tulpenblüten, wie sie im bekannten Schlager (Tulpen in Amsterdam) beschrieben wird, ist für uns heute alltäglich. Fast das ganze Jahr können wir uns diesen farbenfrohen Blumenschmuck ins Haus holen.
Doch es gab Zeiten, da waren Tulpen eine Rarität. Glorios war der Einzug der wild wachsenden Blume aus dem zentralasiatischen Gebirge in die europäischen Gärten. In den Niederlanden des frühen 17. Jahrhunderts begründete die Begeisterung für die Blume einen bis in die Gegenwart erfolgreichen Wirtschaftszweig.
Hier wurden die teure Tulpe und ihre Zwiebel zum riskanten Spekulationsobjekt. Man wettete auf Farbe und Form und spekulierte mit dem Gewicht der Zwiebel. Der Börsencrash von 1636/37 zog den Bankrott einiger Züchter, Händler und Spekulanten nach sich, doch erholte sich der Markt bald wieder auf recht hohem Niveau. Dieser Tulpenwahn ging als Tulpomanie in die Börsensprache ein.
Sie ist auch die Blume der Mystiker und Maler bannten die vielfältige Schönheit der Tulpe auf Holz, Leinwand, Pergament oder Porzellan. Mystikern galt sie als Symbol des unerfüllbaren menschlichen Sehnens nach Gott.
Die Buchstaben-Ähnlichkeit des Wortes "Lale" mit "Allah" oder auch "Hilal" (Mondsichel) ließen die Tulpe zum göttlichen Gleichnis islamischer Mystiker werden.
Ihre Marianne Rattay