Im Wartezimmer des Lebens.
von Kerstin Werner -
Viele Menschen sind auf der Suche. Sie setzen sich ins Wartezimmer und hoffen, dass jemand sie aufruft. Damit sie wissen, wann sie dran sind. Sie warten, dass ihnen jemand sagt, wie das Leben funktioniert.
Manche gehen sogar regelmäßig zur Anmeldung und fragen, wie lange es noch dauert. Aber sie warten … und warten und warten. Ihr ganzes Leben lang warten sie auf das Leben. Sie unterhalten sich mit den anderen Wartenden und philosophieren über den Sinn des Lebens. Sie könnten ja gut, wenn … und wenn sie nur dies oder jenes hätten, dann … viele wollen ja auch, aber …
Ab und zu steht mal jemand auf und sagt: “Mir reicht es jetzt! Mir dauert das hier alles zu lang. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass hier nie jemand kommt und uns aufruft. Ich nehm das jetzt selbst in die Hand!”
Der wird dann erstmal belächelt. Denn die Wartenden sind noch in der Mehrzahl. Ja, genau: NOCH! Denn je voller die Wartezimmer des Lebens werden, desto stickiger wird die Luft. Der Platz wird enger und immer mehr Menschen fühlen sich dort nicht mehr wohl. Diese treffen dann für sich Entscheidungen, weil sie wissen, dass sonst über sie entschieden wird. Sie verlassen das Wartezimmer. Denn der Sinn des Lebens ist leben!
Und spätestens im Himmel treffen beide wieder aufeinander. Während der eine von Sonnenschein, Regen, Tränen, Lachen und Leben erzählt, kann der andere nur von vier Wänden berichten. Denn etwas anderes hat er nie gesehen.
Ja, so ist das mit dem Leben.
Bunte Grüße
Kerstin Werner