Wann bin ich bei mir angekommen?
von Kerstin Werner -
Kürzlich fragte mich jemand in einer persönlichen Message, nachdem ich meinen traurigen Gefühlen Raum gab: “Du bist ja aber eigentlich voll die Lustige, oder?”
Meine Antwort daraufhin war: “Ich bin beides. Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch.”
Diese Erkenntnis hat in meinem Leben echt DEN Unterschied (siehe hier) ausgemacht.
Ich hatte irgendwann verinnerlicht, dass ich stark und schwach bin. Dass ich lustig und traurig sein darf. Dass ich männliche und weibliche Anteile habe. In vielen Bereichen meines Lebens wollte ich entweder dies oder jenes sein und habe oft versucht, eine Seite zu verdrängen.
Aber verdrängen wollen schafft Widerstand
und Widerstand erzeugt Leid.
Als ich kürzlich mein Tagebuch aus der psychosmatischen Klinik las, musste ich lachen. Weißt du worüber? Meine Themen an sich sind immer noch die gleichen wie vor 15 Jahren auch. Mit einem Unterschied: Ich habe sie angenommen. Das, was ich Jahre lang weghaben wollte, ist ein Teil von mir. War es eh schon immer, aber ich wollte es nicht.
Was das für einen Unterschied macht? Recht einfach: Ich leide nicht mehr darunter. Verrückt oder? Und jetzt kommt’s: Seitdem ich die Schwächen angenommen habe, haben sie sich verwandelt. Sie wurden teilweise sogar zu Stärken.
Ein Beispiel: Meine weiche, emotionale Seite habe ich lange Zeit verflucht. Ich habe diese Sanftheit abgelehnt. Heute darf sie sein. In meinen Büchern lebe ich diese Seite sogar voll aus.
Ich kann dich deshalb nur inständig bitten: Öffne dich für deine Schwächen – da liegen oft so wertvolle Schätze drin. Nimm sie an, damit sie wieder Luft bekommen. Sie wollen frei sein und atmen. Und dann schau, was passiert…
Wenn ich Selbstverantwortung übernehme für das, was ist und die Vergangenheit nicht mehr anders haben möchte, weil ich verinnerlicht habe, dass ich mir selbst (oft unbewusst) die Situation so erschaffen habe und somit alles seinen Sinn hatte, bin ich bei mir angekommen. Ich akzeptiere das Leben mit all seinen Facetten. Ich stelle mich dem, was da ist.
In den Krisen unseren Lebens reicht die Seele uns die Hand,
damit wir Frieden mit uns selbst schließen zu können.
Alles Liebe
Eure Kerstin Werner