Impressionen zu Einfachheit.
Kolumne von Karl Gamper -
Einfachheit. Als ich mich auf das heutige Thema dieser Kolumne einzuschwingen begann, kam mir ein Aphorismus von Albert Einstein in den Sinn. Dieser soll gesagt haben: "Mach es so einfach wie möglich, doch nicht einfacher als erlaubt." Treffend, nicht wahr? Denn manchmal überschreiten wir die Grenze zur Lauterkeit, damit alles nur ja ganz und gar einfach ist. Keep it short and stupid – ist die Marketingformel der Einfachheit.
WAS IST EINFACHHEIT?
Einfachheit ist das was ist. Ab dem Moment, wo etwas anders sein sollte als es ist, wird es kompliziert. Das Problem beginnt.
Ein Problem lässt sich so definieren: Absicht stößt auf Gegenabsicht. Peng. Die Kalamitäten gehen los. Dem Blitz der Unzufriedenheit folgt der Donner des Missmuts. Verwicklungen werden verzwickt. Schwupsdiwup – und alles ist kompliziert!
Eine Abwärtsspirale hat uns erfasst und entwickelt ihre eigene Dynamik. Dies passt nicht und jenes auch nicht. Ein inneres Toben wühlt uns auf, Emotionen trüben den Blick und wir fallen aus unserer Balance. Wir verlieren das rechte Maß für angemessenes Handeln.
Fazit: Die Situation wird alles andere als einfach.
EINFACHHEIT IST JETZT
Einfachheit ist das was ist. Wenn wir etwas bewusst wahrnehmen und für diesen Augenblick jetzt auch so annehmen – weil es ja ohnehin so ist – dann öffnet uns die Haltung der Einfachheit den Segen der Akzeptanz. Wir sind in uns verankert und mit dem aktuellen Ausdruck des Lebens einverstanden. Ergo sind wir in Frieden mit dem, was ist. Wie es ist. Wer es ist.
Einfachheit schenkt uns die Wahrnehmung von Hier und Jetzt. Und den Mantel eines existentiellen Friedens. Einen Mantel, der uns umhüllt, wärmt und schützt.
Damit sind wir angekommen in jenem Bewusstseinszustand, der zunächst ein Ja hat. Ein Ja für das, was ohnehin ist. Selbst wenn uns das, was ist, nicht gefällt – können wir es aus dieser Haltung zunächst wahrnehmen, aufnehmen, fühlen und erfassen. Nicht immer werden wir es verstehen – doch bejahen als das, was uns das Leben für den Moment als Aufgabe serviert hat, können wir es allemal.
Je mehr wir das verinnerlichen, desto einfacher wird unser Leben. Wie von Zauberhand beginnen sich die Dinge zu fügen. Die rechten Menschen tauchen auf zur rechten Zeit und eine magische Regie scheint uns zu führen. Wir folgen Stimmigkeiten, und Synchronizitäten werden unser höchstes Glück.
EIN PARADOXER GEDANKE
Das Leben ist komplex. Ein multidimensionales Mysterium, das gefühlt und gelebt werden will. Die Versöhnung mit Komplexität ist daher die Lösung und nicht das Problem. Komplexität muss nicht kompliziert sein.
Die deutsche Übersetzung des ursprünglich aus dem Lateinischen kommenden Wortes "complicare|kompliziert" lautet: "verstrickt"; "verzwickt".
Komplex hingegen meint "vielschichtig", "umfassend", "zusammenhängend". Wenn wir uns also mit der Komplexität des Lebens versöhnen, mehr noch, diese einladen und bejahen, so öffnet sich uns die Schatztruhe der Einfachheit.
Um es noch ein letztes Mal zu wiederholen: Einfachheit ist das, was ist. Da das Leben ein komplexes Mysterium ist, das gelebt werden will und weniger ein Rätsel, das wir lösen müssen – ist die Haltung der Einfachheit der Schlüssel zu einem erfolgreichen, geglückten, gut gelebtem Leben. So komplex diese Zusammenhänge sind – so einfach lassen sie sich darstellen. Wobei wir wieder bei Albert Einstein gelandet sind.
Ich wünsche einen wundervollen Start in den Frühling 2013. Mit ViGeno. Freude.
Herzlichst Karl Gamper