Kolumne für Februar - EIN FEUERGESPRÄCH.
von Karl Gamper -
Was würde denn geschehen, so frage ich dich im Schein des Feuers, würden wir die Ausrichtung auf ein gut gelebtes und gelungenes Leben um nur drei Punkte herum orchestrieren. Welche Punkte wären das? Was meinst du?
Gut, ich beginne mit diesem Vorschlag: Einfachheit, verankert in der Existenz, Schönheit.
EINFACHHEIT
„Einfachheit ist aufgelöste Komplexität“ – sagte Constantin Brancusi – und ich stimme dem nur dann zu, wenn wir in der Komplexität die Lösung sehen und nicht das Problem. Denn Leben an sich ist komplex. Die Meisterschaft liegt darin, innerhalb dieser Komplexität einen einfachen Weg aufzuspüren. Dazu bedarf es einer enormen Wachheit und einer Liebe zu komplexen Gebilden. Denn Komplexität darf nicht mit Kompliziertheit verwechselt werden.
„Mach die Dinge so einfach wie möglich, doch nicht einfacher als erlaubt“, war das Credo von Albert Einstein.
Und um zu noch einen dritten zu zitieren, erinnere ich an das Mantra von Steve Jobs, den Mastermind von Apple: „Einen Schwerpunkt festlegen und für Einfachheit sorgen.“
Genau das setzte er um, als ihn der Konzern nur wenige Monate vor der Pleite wieder zum CEO berief. Er strich Hunderte von Projekten und verkürzte eine ganze Flotte von Produkten auf vier. Man stelle sich das vor: Er legte den Schwerpunkt und damit die Zukunft eines Weltkonzerns auf nur vier Produkte! Er fokussierte alle Kräfte – gegen Tausende Widerstände - auf die etablierte Kernkompetenz, den Computer. Gleichzeitig blieb er langfristig seiner Vision treu, eine digitale Lebensumgebung von einzigartigen Produkten mit bahnbrechendem Design zu gestalten. Voialà.
WAS KÖNNEN WIR DARAUS FÜR UNSEREN ALLTAG LERNEN?
Setze einen Schwerpunkt in dir. Was ist dir wirklich, wirklich, wirklich wichtig? Diese Frage ist senkrecht. Sie führt in die Tiefe. Und niemand kann sie beantworten außer jenem Menschen, der dir am Morgen aus dem Spiegel entgegenlacht. Es mag Hilfen geben, gewiss – doch letztlich bist du die Antwort.
Doch Einfachheit ist nur die halbe Miete. Wollen wir unser Leben wirklich entschleunigen und den Schwerpunkt in uns finden, dann müssen wir auch den Kampf aufgeben. Denn das Leben war nie als Kampf gedacht. Als Herausforderung – ja. Doch als Kampf – nein. Sobald wir den Krieg mit und in uns und mit anderen ersatzlos entsorgen, öffnet sich uns ein Mysterium. Ein Geschenk taucht aus dem Nirvana auf: Du wirst ein Gastgeber für die
EXISTENZ.
Du bist das Heim der Existenz. Doch so lange wir keine Gastgeber für die Existenz und dieser nicht Heim sind, bleiben wir unerfüllt. Wenn wir die Existenz nicht in unser Leben lassen, bleiben wir unerfüllt. Verharren wir in Frustration. Versteinern wir in einem existentiellen Mangel. Und fühlen uns getrennt. Wir leben dann wie in einer Parallelwelt.
Wenn wir uns der Existenz hingeben, verschwinden Kampf und Krampf und das Ganze nimmt uns in Besitz. Wohin auch immer uns das Leben führt – es ist gut. Es ist gut, weil das Leben gut ist. Weil du gut bist. Weil die Existenz Liebe ist. Doch das weißt du ja.
Das bringt uns an einen dritten Punkt auf dem Pfad zu einem gut gelebten Leben:
SCHÖNHEIT
Suche das Größere im Schönen. „Folge dem Pfad des Schönen, lass das Schöne zu deiner Suche werden“, war einer der am häufigsten wiederholten Nuggets von Osho, dem Weltenlehrer und spirituellen Provokateur des 20. Jahrhunderts. „Diene dem Schönen, erfreue dich an der Schönheit. Und wenn du dem Schönen dienst und dich an der Schönheit erfreust, beginnst du, schön zu werden.“ Gemeint ist hier jene innere Schönheit, die sich in einem äußeren Strahlen zeigt.
Dieses Licht kann uns mitnehmen und leuchten im Februar, wenn die Tage behutsam länger werden und die Schatten des Winters dem kommenden Frühling zu weichen beginnen.
Pass gut auf dich auf.
Auf Wiedersehen bei ViGeno.
Karl Gamper