Sterbeprozess - 7 Erkenntnisse
von Heike Pranama Wagner -
Sterbeprozess - was der Tod meiner Katze mich lee(h)rte
7 Erkenntnisse
In diesem Artikel befassen wir uns mit dem Sterbeprozess und den Erkenntnissen, die wir aus dem Sterbeprozess ziehen können – und zwar anhand meines ganz persönliches Erlebnisses.
Uns allen begegnet der Tod, der natürliche Sterbeprozess, jeden Tag.
Ein Atemzug stirbt, damit ein neuer kommen kann.
Ein Blatt, das von Baum fällt, damit im nächsten Jahr ein neues wachsen kann.
Der Mond, der untergeht, damit die Sonne aufgehen kann.
Auch das ist jedes Mal ein Sterbeprozess, nur ist er uns meist nicht bewusst.
Wirklich bewusst wird uns der Sterbeprozess erst, wenn etwas stirbt, mit dem wir identifiziert sind, an dem wir hängen.
Sei es der körperliche Verfall im Laufe des ganz natürlichen Älterwerdens oder der Sterbeprozess des Haustieres, der Verwandten, Freunde, Partner oder der spirituelle Sterbeprozess, die dunkle Nacht der Seele, über die ich schon geschrieben habe.
Ich habe den Sterbeprozess des Erwachens durchlebt und er hat nie ein Ende, sondern gewinnt immer mehr an Tiefe mit mehr Bewusstheit, Desillusionierung und Ent-Ichung.
Auch durfte ich den Sterbeprozess bei beseelten Wesen erfahren, plötzlich und eher unbewusst beim Tod meines Vaters und sehr bewusst und langsam beim Sterbeprozess meiner Katze Merlin.
Davon möchte ich dir ein wenig erzählen, denn von sterbenden Tieren können wir jede Menge lernen.
1. Erkenntnis im Sterbeprozess: ENTscheidung
Ist stand vor einer schweren Entscheidung, ich wusste Merlin befand sich im Sterbeprozess. Ich sah, dass sie es selbst tun wollte, aber ich wollte sie auch nicht quälen. Doch dann kamen die Stimmen in meinen Kopf :
„Lass sie einschläfern, dann ist es vorbei und du quälst dich selbst nicht länger.“
Die andere Stimme sagte: „Nein auf keinen Fall, denn diese Schuld wirst du nie mehr los.“
Das waren verschiedene selbstsüchtige Anteile, die eher mein eigenes „nicht-ertragen-können“ betrafen und nicht das Wesen, um das es ging. Die große Angst etwas falsch zu machen stand im Raum.
Ist es nicht erschreckend, wie selbstsüchtig wir sein können, wenn wir nicht wollen, dass jemand stirbt, weil WIR den Sterbeprozess nicht ertragen können?
Es wurde deutlich, dass ich sie nur einschläfern lassen würde, weil ICH es nicht ertragen konnte, diesem Sterbeprozess so hautnah und intensiv beizuwohnen... Es war deutlich, dass sie im Frieden war und diese letzten Momente, die 7 Wochen andauerten, mit mir genoss.
Ich war diejenige die gelitten hat, nicht Merlin, mein „Nicht-ertragen-können-Ego“ hätte das gern anders gehabt, dann hätte ich mich...äh sie ...ruhigen Gewissens aus diesen Sterbeprozess erlösen können, doch ich wusste es wäre nur egoistisch gewesen.
Als all das gesehen wurde und ich in Frieden mit allen Optionen war, entschied ES sich von All-ein. Das Leben traf die Entscheidung selbst, die Wahl traf mich.
Nach dieser Erkenntnis konnte Merlin endlich friedlich gehen.
Zur Entscheidung hab ich ja auch schon mal was geschrieben.
2. Erkenntnis im Sterbeprozess: Heilenergie hilft...
...aber bewirkt im Sterbeprozess nicht unbedingt das, was wir wollen. Merlin bekam homöopathische Mittel, weil die Schulmedizin ihr nicht mehr helfen konnte und ich behandelte sie mit Heilenergie. Besonders auf Besprechen sprach sie sehr gut an, sie kam und holte sich die Energie selbst. Die Begleitung mit Heilenergie im Sterbeprozess war für sie eine gute Sache. Ich durfte den Raum halten und sie konnte sich nehmen was sie für ihren Sterbeprozess brauchte.
Ich erkannte auch, dass die homöopathischen Mittel wohl mehr gegen meine eigenen Ohnmacht und Hilflosigkeit halfen, als das sie etwas an dem Sterbeprozess änderten. Ich hatte so das Gefühl wenigstens irgendwas zu tun.
Aber klar war auch: Sollte ich ihr das Mittel nicht geben, würde ich es nicht tun, dann wäre es nicht dazu gekommen.
Hatte ich da wirklich eine Wahl und hatte ich da die Macht etwas zu steuern?
Nein hatte ich nicht.
Das war meine gefühlt zwölfmillionenste Erkenntnis zum „freien Willen“.
Mit diesen 2 bereits geschriebene Artikel zum freien Willen.
3. Erkenntnis im Sterbeprozess: Loslassen
Ich hatte sie freigegeben, dachte ich.
Ich hatte ihr gesagt, das ich sie liebe und sie loslasse, wenn sie gehen möchte.
Doch war dies wirklich Loslassen aus dem Herzen oder doch eher verstandesmäßig?
Loslassen ist ein Gefühl des Friedens und des Vertrauens, aber in Wahrheit war da Schmerz, Trauer, Ohnmacht, Hilflosigkeit.
Ich konnte nichts tun - außer fühlen, was IST und das tat ich. Ich gab mich diesem Schmerz vollkommen hin und löste mich in ihm auf.
Und Loslassen geschah einfach von SELBST, als ich der absoluten Ohnmacht ins Gesicht schaute und mich dem tiefen Schmerz stellte.
Und dann durfte plötzlich alles sein.
Man sagt wahre Liebe lässt frei. Ja, das geht aber erst, wenn da kein Wollen mehr ist, sondern alles Wollen, aller Widerstand sich in Liebe aufgelöst hat.
Alles löste sich in Liebe auf, Merlin auch.
4. Erkenntnis im Sterbeprozess: Die Hoffnung stirb zuletzt, aber sie stirbt.
Hoffnung ist ein echtes Arschloch, warum hab ich hier in diesem Artikel schon erklärt.
In Merlins Sterbeprozess wurde mir das so richtig bewusst.
Der Sterbeprozess war die Wirklichkeit.
Wenn ich auf etwas hoffe, bewerte ich das, was jetzt die Wirklichkeit ist, als schlecht und will davon weg.
Das ist keine Hingabe, das ist kein Vertrauen.
Hingabe ist die Bereitschaft bis zum Ende meines Lebens so zu leben, diesen Sterbeprozess zu erfahren und die Bereitschaft selbst darin zu sterben.
Die alte Erkenntnis: Alles findet IN mir statt – kam noch mal hervor...
Es wurde sonnenklar:
Merlin stirbt IN mir und wenn sie IN mir stirbt, bleibt sie IN mir, die Energie bleibt IN mir.
Eine schöner Gedanke.
Wahrheit statt Hoffnung!
5. Erkenntnis im Sterbeprozess: Gnade & Hingabe
Es erschien so, dass Merlin nach jedem Sterbeprozess / Erkenntnisprozess in mir, weiter fortschritt in ihrem eigenen Sterbeprozess.
Erst als bei mir Hingabe geschah, gab sie sich auch vollständig hin und die Gnade kam vorbeigeflogen und erlöste sie...und mich.
In Merlins Sterbeprozess flog bei mir alles auseinander, nichts mehr zum Festhalten, da waren nur noch Ohnmacht und Hilflosigkeit.
Keine Rettung ins Sicht, keine Sicherheit.
Ich befand mich genauso im Sterbeprozess, nur betraf es nicht meine körperliche Hülle. Es starb (wieder mal), das was ich nicht war: Illusionen.
Und plötzlich war da kein Wunsch mehr, dass Merlin lebt oder stirbt.
Wahre Liebe ist einverstanden mit dem was IST.
Ich entdeckte die Instanz in mir, die nie gelitten hat.
Gnade und Hingabe geschahen ohne (m)ich, einfach aus sich selbst heraus.
Als ich wirklich echten Frieden mit dem Ist-Zustand schloss, als Hingabe geschah, konnte die Gnade Merlin nach Hause bringen.
6. Erkenntnis im Sterbeprozess: Das Ende – kein Widerstand
An Ende des Sterbeprozesses, an Merlins Todestag, schrieb ich in mein Tagebuch:
„Es ist seltsam..., wie ein Steiftier liegt sie da in ihrem Körbchen.
Es erinnert nichts an Merlin, das ist einfach nur ein lebloses Objekt.
Gott hat seine Erfahrungen in diesem Körper gemacht und hat sich daraus zurückgezogen.
Da ist kein Leben, keine Seele, keine Energie.
Wo ist jetzt diese Energie?
Dieser leere Blick, niemand mehr zu Hause.
Was ist es, was diese Wesen belebt hat?
Es ist Bewusstsein, Energie, der Hauch Gottes.
Aber was ist es wirklich,...kann es je erfasst werden?
Wahre Liebe ist es, das Wesen genau so zu lieben, wie es ist und den Weg dieses Wesens nicht anders haben zu wollen.
Kein Widerstand.“
7. Erkenntnis im Sterbeprozess: Was bleibt ist Sternenstaub.
Was bleibt ist LIEBE.
Was bleibt ist NICHTS.
Was bleibt ist ALLES.
Die Wahrheit war, da war plötzlich nach dem Sterbeprozess keine Merlin mehr, obwohl ihr Körper noch da war. Selbst mein Kater, der alles beobachtete und dessen Verlustängste stark getriggert wurden, interessierte sich nicht für den leblosen Körper.
Ich hätte mir was einbilden können, aber die Wahrheit war:
Da war NICHTS. Und auch heute wenn ich darüber schreibe, spüre ich:
Was bleibt ist meine Liebe zu ihr, die Dankbarkeit für diese unfassbar tiefen Erkenntnisse – aber Merlin, nein, die ist nicht mehr da, nur in meinen Träumen lee(h)t sie mich noch immer.
Sie ist Zuhause in Allem-was-ist, in der Einheit, wo es keine Zwei geben kann.
Ich bat die Quelle mir zu zeigen wo Merlin ist und da war einfach NICHTS.
Erschreckend, schockierend, erhellend, denn das fühlte sich ähnlich an, wie damals bei meinem Egocrash (nachzulesen im kostenlosen E-Book „Das Leuchten des Selbst“)
Damals hatte ich die erste Begegnung mit diesem NICHTS, dass ALLES beinhaltet.
Merlin ist zurück ins unendliche Meer des Universums gegangen.
Was bleibt, ist Sternenstaub.
Sterbeprozess – Tagebuch...
Meine Meistern Merlin hat mich so viele Dinge gele(e)hrt, dass ich ein E-Book daraus gemacht habe – es war ihr Wunsch.
Begegnung mit der Endlichkeit – wie Meisterin Merlin mich im Sterbeprozess lee(h)te
Erhältlich im Buchhandel oder gern auch bei mir als PDF, dann kannst du es dir Ausdrucken. Schau mal hier:
ISBN: 9783746063225 und bei Amazon
Nach Merlins Tod erkannte ich, dass sie meine Meisterin ist.
Bereue ich, dass ich es nicht früher erkannte?
Hätte es einen Unterschied gemacht?
Ich bereue nichts.
Ich weiß, dass stets nur geschehen kann, was geschieht.
Ich bin in tiefem Frieden.
Ich danke dir für deine Zeit.
Ich danke dir, Merlin.
Und ich danke dir, liebe/r Leser/in.
Deine Heike Pranama Wagner
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