Spirituelle Indienreise - Benares ein heiliger Ort der Hindus.
von Gert Gröper -
Spirituelle Reise nach Indien: Benares ist ein heiliger Ort der Hindus.
Die Stadt Benares liegt am Fluss Ganges in Nordindien und soll über 7.000 Jahre alt sein. Damit ist es eine der ältesten Siedlungen der Welt, die ohne Unterbrechung dauerhaft besiedelt sind.
Mit Benares verbinde ich das heilige Bad der Pilgermassen, jeden Tag. Und Feuer an den Verbrennungstätten am Flussufer, die die Tageshitze bei schon über 42 Grad noch verstärken.
Feuer als Reinigung und Läuterung.
Benares ist eine heilige Stadt seit ältesten Zeiten schon. Buddha hatte etwa vor 2.500 Jahren unter dem Pipalbaum im viel weiter östlich gelegenen Bodhgaya nach tiefer Meditation seine Erleuchtung erhalten, die die Welt verändern sollte.
Wie überliefert, ist Buddha aber nach seiner Erleuchtung von Bodhgaya bis nach Benares zu Fuß gegangen, um in Sarnath, einem Waldgebiet am Rande von Benares, seine erste Rede zu halten.
Das belegt uns eindrucksvoll heute, dass Benares schon vor 2.500 Jahren ein spiritueller Ort war, mit einer besonderen geistigen Anziehungskraft für viele Religionen und auch selbst für Buddha.
Was macht Benares für Hindus so besonders?
In einem so großen Land wie Indien, wo es neben Benares so viele heilige Orte mit hinduistischen Göttern gibt, die nicht weniger heilig sind! Für die Besonderheit von Benares sprechen aus der Tradition Indiens viele Gründe:
Benares ist an den Ufern des heiligen Flusses Ganges gebaut. Der Ganges fließt vom Himalaya, wo seine Quellen schon heilig sind, an Rishikesh vorbei, wo heute viele bedeutende Yogaschulen sich angesiedelt haben. Und der Ganges ist zur Göttin Ganga erhoben worden und daher ein besonders heiliger Fluss.
Überall, von Rishikesh bis nach Kalkutta, überall baden Pilger und reinigen sich rituell in den Fluten des Ganges.
Aber in Benares ist das Bad etwas Besonderes. Hier ist die Stelle, wo die Seele beim Sterben direkt zum Himmel aufsteigen kann.
Hier kann die Seele aus dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt sofort erlöst werden.
Deshalb brennen hier Tag und Nacht die Feuer an den Ufern des Ganges zur Einäscherung.
Hierher lassen sich tote Hindus aus ganz Indien bringen, um ihre Feuerbestattung zu ermöglichen, wenn ihr Leben zerronnen ist.
Benares ist mit dem Sterben verbunden wie keine andere Stadt Indiens.
Und Benares liegt an einer Ganges-Stelle, wo es eine Furt gibt, einen Übergang. Von einem Ufer zu einem anderen Ufer. Seit alten Zeiten ist dort immer schon ein Übergang von einem irdischen Ufer zu einem Ufer in einer geistigen Welt.
Und Benares ist ein heiliger Platz der Hindus, wo es zu allen anderen heiligen hinduistischen Orten Indiens eine spirituelle Verbindung gibt.
Denn aus allen Teilen Indiens pilgern Menschen nach Benares hin, nie aber wollen die Einwohner von Benares zu einem anderen Ort in Indien pilgern, so heißt es, weil alle hinduistischen Götter in Benares zu Besuch sind. Und alle Götter Indiens einen heiligen Platz in Benares haben.
Ununterbrochen brennt das heilige Feuer über 7.000 Jahre in Benares. Trotz der langdauernden muslimischen Eroberungen in Nordindien.
In Benares haben der Überlieferung nach während der muslimischen Herrschaft die Menschen der untersten hinduistischen Kaste das heilige Feuer in ihren Häusern versteckt und am Brennen gehalten.
Deshalb steht es ihnen heute zu, das kostspielige Holz als Verbrennungsmaterial für die traditionellen Bestattungsrituale zu beschaffen und die Verbrennungen durchzuführen.
Etwas Geld für eine harte Arbeit an den Ufern des Ganges in Benares unter glühender Hitze. Sicherlich weniger Geld als was die Angehörigen der reichen Verstorbenen den Brahmanen geben, den Priestern, die mit uralten Ritualen die Aussöhnung mit den Göttern vollziehen.
Benares ist die Stadt der hinduistischen Götter. Denn da wohnen die obersten Götter der Hindus wie Shiva.
Er hat den Menschen in Benares versprochen, immer anwesend zu sein. Dort, wo vom Hauptghat (Ghats sind die Stufen zum Ganges) aus der Weg in den heiligsten Bezirk führt.
Dieser wird von den Pilgern umrundet, bevor die hinduistischen Pilger dann den Goldenen Tempel, Visvanath, in der Mitte des heiligen Bezirks besuchen.
Und in seiner unmittelbaren Nähe finden wir auch den älteste Brunnen der Stadt, den Brunnen der Weisheit, aus dem die Gläubigen mit einem kleinem Löffel das Wasser der Weisheit zu sich nehmen, um ein erleuchtetes Wesen zu werden…
Überall in Benares finden wir ein Shiva Lingam: ein Stein in unterschiedlicher Höhe und Größe, aber immer kraftvoll. Und über Jahrtausende von Pilgerhänden glänzend poliert, mit Blumengirlanden frischer Blumen geschmückt, duftende Tagetes.
Das Shiva Lingam erinnert an Shivas Lichtsäule, mit der er Himmel und Erde in Urzeit verbunden hat.
Und erinnert an die göttliche Schöpfung, an die Polarität von Männlich und Weiblich, die sich zu einer neuen Schöpfung verbindet. Der aufrecht stehende Stein wird als Lingam von einem weiblichen Untergrund, Yoni, aufgefangen und getragen.
Ein uraltes Symbol der Zeugungskraft, von Shiva und von Shakti. Jedem Gott ist in Indien auch immer eine Göttin zugeordnet, um die Schöpfung zu erhalten.
Benares wird heute auch Varanasi genannt. Aber der älteste Name der Stadt lautet Kashi: die Stadt des Lichtes. Licht im spirituellen Sinne, wie symbolisch bereits der strahlende Licht-Lingam von Shiva es ausdrückt.
Das Licht in Benares ist aber auch im Ablauf des realen Tages besonders eindrucksvoll. Wenn die Pilger schon vor dem Sonnenaufgang auf den Stufen am Flussufer, den Ghats, sich versammeln, dann wegen des Lichtes!
Die Sonne taucht gegen sechs Uhr morgens Benares (vom flachen gegenüber liegenden Ufer aus) in einen goldenen Glanz! Dann ist es Kashi, die Stadt des Lichts. Königlich. Strahlend. Ein Hauch von Ewigkeit vom ersten Sonnenstrahl an.
Dann kommen die Pilger. Nehmen ein Bad. Wie am Asi-Ghat. Meinem Lieblings-Ghat. Weil dort besonders viele Frauen mit ihren leuchtenden, farbenfrohen Saris in den sanft dahin gleitenden Fluss Ganges steigen, untertauchen und den Luftraum mit zahllosen Gesprächen erfüllen, die ich nicht verstehen konnte, aber von denen mir ihre große Freude zu mir herüber kamen.
Und arme Kinder, die für einige Rupien kleine Blumengaben für Ganga den Pilgern anbieten.
Und Brahmanen, die ihre vedischen Gesänge anbieten, um den Pilgern die Verbindung mit dem Göttlichen leichter zu ermöglichen.
Und besonders eindrucksvoll ist auch das Licht in Benares am Abend, wenn dann der Mond weich und mystisch das bunte Pilgertreiben beleuchtet.
Wenn bei Vollmond die uralten Zeremonien, die Pujas, abgehalten werden. Wenn die Brahmanen am Hauptghat riesige Kerzenleuchter zu rituellen Gesängen in der Nacht schwenken, die sich im Wasser des zeitlos dahingleitendes Ganges spiegeln.
Und wenn am Flussrand der Göttin Ganga ihr behutsam und achtsam kleine Geschenke übergeben werden. Mit Gebeten, mit Wünschen und mit Danke auch. Denn in Benares wohnen und leben die hinduistischen Götter bis heute.
Herzlichst
Gert Gröper
Mailanschrift: gert.groeper@gmx.de
„Heilarbeit mit dem feinstofflichen Körper“. ISBN: 978-3-7375-0253-5.