Göttlicher Raum und die göttliche Zeit.
von Gert Gröper -
Die göttliche Zeit um uns, der göttliche Raum in uns.
Wir leben auf der Erde in einem Gebilde aus Zeit und Raum. Das Phänomen Zeit können wir relativ schnell erfassen oder erahnen.
Zeit ist linear. Zeit hat einen Anfang und immer ein Ende, was durch die extremen Pole Geburt und Tod besonders endgültig erlebt wird.
Und der Zeitabschnitt zwischen Geburt und Tod ist eine ganz persönliche Lebensspanne.
Zudem läuft die Zeit immer auch linear in eine Richtung: von einer Vergangenheit in eine Zukunft hinein. Dieser Zeitablauf ist für uns nicht umkehrbar.
Aber in Wirklichkeit läuft für uns Zeit nicht so linear ab, wie es digitale Uhren uns glauben lassen. Sondern das Zeitgefühl hebt uns aus der Gleichförmigkeit des zeitlichen Ablaufs durch besonders empfundene Zeitqualitäten, die wie Inseln aus der Monotonie der ablaufenden Zeit heraus ragen.
Eine solche besondere Zeit ist zum Beispiel eine Hochzeit (hohe Zeit). Diese wird als besonders empfunden, weil sich zwei unterschiedliche, ganz persönliche, getrennte Zeitlinien miteinander „auf Ewigkeit“ verbinden wollen. Dieser Zeitknotenpunkt (und die gemeinsame Zeit danach) ist qualitativ völlig anders als die monoton empfundene Zeit in einem Beruf mit alltäglichem Ablauf.
Auch bei einem Autounfall verbinden sich (unfreiwillig) zwei persönliche Zeitlinien miteinander. Und der Ablauf der Zeit scheint sich beim Unfallgeschehen zu verlangsamen.
Beinahe still zu stehen. Während die Zeit eines glücklichen Augenblicks doch so schnell vorüber eilt. Viel zu schnell!
Nur die modernen Uhren gaukeln uns vor, dass die Zeit immer gleichmäßig abläuft. Dahinter steckt ein mechanisches Weltbild, das uns so denken lässt. Und das sich auch praktisch in kleinste Sekunden unterteilen lässt. Damit wir noch schneller durch unser Leben hetzen und uns vordergründig glauben lässt, wir hätten alles im Griff, wenn wir uns an diese mechanisch darstellbare Zeitangabe halten.
Wenn wir im Urlaub fast zeitlos den Tag mit der aufgehenden Sonne beginnen und den Abend mit dem sichtbaren Mond, dann stellt sich ein natürliches Zeitempfinden von beginnender Helligkeit am Morgen und sich ausbreitender Dunkelheit am Abend ein.
Romantische Momente, wo wir die Natur spüren, den natürlichen Ablauf von Zeit und uns wieder mit der Natürlichkeit verbinden.
Am Ende eines Jahres wird neuerdings von vielen Menschen die Zeit zu einem Kult erhoben und in monumentalen Gruppen grandios gefeiert, weil es technische Fortschritte ermöglichen, den Übergang in ein neues Jahr als Event vielen sichtbar zu machen.
Aber ist wirklich die letzte Sekunde eines Jahres so wichtig? Bereitet nicht schon der beginnende Abend des letzten Tages den neuen Tag und das neue Jahr vor, das erst wirklich anwesend ist, wenn es dann wieder hell wird?
Es scheint, dass in einer modernen Großstadt Menschen ihr Zeitgefühl verändert haben, weil
es in einer Großstadt 24 Stunden hindurch immer hell ist und geschäftig ist und das Leben ständig pulsiert.
Aber wo ist der Raum in uns? Wo ist der göttliche Raum in uns?
Da gibt es zuerst den äußeren Raum, der uns umgibt, in den wir hinein geboren wurden.
Ein ganz persönlicher Platz auf dieser Erde, auf einem Teil der Erde (Erdteil). Mit einer eigenen Sprache (Sprachraum).
Mit einer eigenen Zivilisation und Kultur (Kulturraum). Und zuallererst mit einem Raum der Eltern, die da wohnen (Wohnraum). Die wir, so heißt es aus spiritueller Sicht, uns ausgesucht haben. Die Eltern führen uns ins Leben. Mit großer Liebe oder mit übertriebener Strenge. Und da sind Geschwister im persönlichen Nahraum, die unsere Einmaligkeit zuerst spiegeln helfen. Dann Schule. Beruf. Aufgaben und Beziehungsversuche.
Lösungen sind uns auf die Erde, so scheint es, nicht mitgegeben worden, damit wir lernen, uns selber zu entwickeln. Um zu wachsen und um zu sein.
Und der göttliche Raum in uns?
Eine alte religiöse Schrift behauptet an einer Stelle, dass es in Gott viele Wohnungen gibt. Wenn wir ähnlich sind wie Gott, dann sollte es doch auch viele Räume in uns geben, die mit dem Göttlichen verbunden sind.
Aus dualistischer Sicht gibt es zwei getrennte Lebensräume: die Erde hier unten und der Himmel dort oben. Dann beten wir vom Erdraum aus zu Gott hinauf in den Himmelsraum, ins Universum oder neuerdings ins Multiversum. Aber wir bleiben dann in der Dualität, die uns Menschen vom Göttlichen getrennt sieht. Zwei Räume als Gegensatz oder als Ergänzung.
Und Menschen, die das Göttliche ablehnen und verneinen, isolieren sich und die Erde als einen nur einmaligen Raum im All.
Wenn wir aber eins sind mit dem Göttlichen, oder uns als gottähnliche Wesen betrachten, dann muss das Göttliche auch in uns wohnen. Wie erhalten wir dann Zugang zum göttlichen Raum in uns?
Lange tiefe Gebete können ein Weg sein. Eine tiefe Verbindung mit dem inneren Wesen.
Und mit Yogaübungen den Atem spüren. Es atmet mich. Auch wenn Yoga ein langer Weg ist und Beharrlichkeit voraus setzt.
Dann ist unser Körper der Tempel des Göttlichen. Das uns durchstrahlt. Dann sind wir voller Licht. Dann sind wir Lichträume. Gesunde Menschen strahlen helles Licht aus, das Menschen, die nicht hellsichtig sind, als Vitalität erkennen. Und woher kommt dieses Licht?
Aus den Zellen? Ja, aber wer nur seine Zellen im Licht strahlen lässt, der hängt einem mechanischen Weltbild an. Zellen und Zellverbünde wie Organe sind nur der äußere Ausdruck des inneren Lichtes.
So wie die Sauberkeit einer Wohnung ein äußerer Ausdruck von Licht ist, aber Reinheit der innere Ausdruck von Licht ist.
Viele spirituelle Übungen gehen dieser Reinheit nach. Das Bad im Jordan oder im Ganges dient nie einer äußeren Sauberkeit, sondern immer einer inneren Reinigung zum Göttlichen hin. Hin zu reinen Gedanken und reinen Gefühlen. Der physische Körper ist dann bereit, ein Tempel des Göttlichen zu sein.
Deshalb ist es wichtig, die Gedanken und die Gefühle zu reinigen. Das ist nie einfach. Schon gar nicht in einer modernen Welt, die mit ihren ausdrucksstarken Medien ganz andere gewaltige und gewaltsame Bilder in die Wohnräume tragen, die unsere Gedanken und unsere Gefühle bestimmen sollen. Eine außengeleitete Gesellschaft übersieht gern das Innere.
Heilige Menschen haben es da einfacher, wenn sie zurück gezogen in einem unberührten Naturraum einsamer Berge oder Wüsten leben. Aber wir können uns auch zuhause einen Raum gestalten für den inneren Raum, für den göttlichen Raum in uns. Mit Stille. Mit natürlichem Kerzenschein, der sich und mich bewegt. Mit leisen Gebeten oder mit Verbindung zum Atem. Es atmet mich.
Dann kann das Licht wieder aus uns erstrahlen. Können wir Liebe schenken, weil wir wieder die Liebe in uns entdecken. Liebe für alle Wesen einer großartigen Schöpfung, wo die Erde als Raum einen besonderen Platz im Universum hat.
Herzlichst
Gert Gröper
Mailanschrift: gert.groeper@gmx.de
Buch von Gert Gröper „Heilarbeit mit dem feinstofflichen Körper“. ISBN: 978-3-7375-0253-5.