Leben im Bewusstsein der Einheit
von Gerd Bodhi Ziegler -
Die Erfahrung von Einheit ist das vielleicht kostbarste und wertvollste Geschenk, das wahre Liebe uns offenbaren kann. Sobald wir uns selbst bereitwillig auch mit unseren Gefühlen und Empfindungen wahrnehmen, erleben wir uns zunehmend eins mit uns selbst. Aus dieser inneren Verbundenheit heraus werden wir fähig, auch unsere Geliebten zutiefst anzunehmen. Dies führt uns in die Einheit mit uns selbst, mit unseren Liebsten, mit dem ganzen Leben. Unser grenzenloses Sein mit einem geliebten Menschen bewusst zu erfahren, gehört zum Größten, was Liebe im Menschsein verwirklichen kann.
Die Erfahrung des Eins-Seins beginnt bei uns selbst. Diesen befreienden Raum in uns zu betreten, wird mit der Zeit ein dringliches Bedürfnis. Er heilt und nährt uns, gerade auch in jenen Zeiten unseres Lebens, in denen wir besonders herausgefordert sind. Dann brauchen wir unsere eigene mitfühlende und wertschätzende Zuwendung am meisten. Statt im emotionalem Aufruhr verzweifelt und gestresst nach Lösungen und Auswegen zu suchen, lernen wir, uns auch mit dem Dunklen und Schweren in uns liebevoll zu umarmen. Dadurch beginnen wir zu entspannen und die göttliche Führung für vollkommene Lösungen und wunderbare Fügungen anzurufen.
Aus der tiefen Erkenntnis, dass Probleme sich nicht wirklich auf derselben Ebene lösen lassen, auf der sie entstanden sind, öffnen wir uns für die größere Dimension des Göttlichen. IHR können wir täglich jeden Bereich unseres Menschseins vollkommen anvertrauen.
DEIN WILLE, DER GÖTTLICHE WILLE GESCHEHE!
Daraus kann eine ständige innere Hingabe erwachsen, die uns schließlich in die Wirklichkeit unserer All-Verbundenheit führt. Wir erleben uns vollkommen eingebettet in eine tiefe innere Geborgenheit und haben die Gewissheit, vollkommen geführt und geschützt zu sein.
Früher oder später glätten sich die Wogen emotionalen Aufruhrs oder existenzieller Lebenskrisen. Was bleibt, ist das sichere Gefühl, in eine neue Kraft und Klarheit hinein gewachsen zu sein. Uns erfüllen ein neues Selbstvertrauen und eine vertiefte Selbstachtung. Das Gefühl für unsere Identität ist nicht länger in den engen Grenzen einer mit dem Leben kämpfenden und an sich zweifelnden Persönlichkeit eingesperrt.
Wenn unser Weg dann wieder in ruhigeren und harmonischeren Bahnen verläuft, in denen sich alles zutiefst stimmig entfaltet, schenkt uns die Erinnerung an unser essenzielles Eins-Sein ganz überraschend neue Dimensionen inneren Erlebens. Dankbarkeit und tiefer Frieden beginnen sich zunehmend in uns auszubreiten. Unsere Wahrnehmung verschmilzt beglückend mit dem Ein und Aus unseres Atems und der Energie unseres Körpers. Wir erleben uns verbunden mit unserer Umgebung, den Geräuschen, den Farben, der Temperatur, mit allen Bewegungen des Lebens. Auch inmitten unserer täglichen Aufgaben und Prüfungen spüren wir die innewohnende Harmonie und Schönheit der ganzen Existenz.
Wir öffnen uns der essenziellen Verbundenheit mit den Menschen und erkennen die Liebe, die sich in allem ausdrückt. Sie ist auch in möglichen Missverständnissen und Konflikten anwesend als klärende Wirkkraft und Einladung zu Wachstum und Entwicklung. Wir bleiben auch inmitten aller notwendigen Auseinandersetzungen offen und in unserem Herzen zentriert, voller Wertschätzung für alles, was zum Menschsein aller Beteiligten gehört. Wenn sich in der Begegnung oder Partnerschaft eine Situation ergibt, in der es Klarheit und Abgrenzung braucht, so stehen wir klar und mutig dafür ein, ohne jedoch unser Herz zu verschließen. Aus Liebe und Achtung zu uns selbst sagen wir „Nein“ zu Verhaltensweisen uns Lebensumständen, die uns nicht mehr guttun. So entwickeln wir ein klares Gespür für das, was unsere Entwicklung fördert.
Was nicht länger mit unserer inneren Wahrheit übereinstimmt wird mutig und konsequent verabschiedet. Eine neue Klarheit stellt sich mehr und mehr ein. Sie lässt uns deutlich spüren und wissen, was uns entspricht und wohl tut oder was nicht mehr wirklich zu uns gehört. Sie zeigt uns eindeutig, welche neuen Entscheidungen für unser Leben anstehen. Wir lernen klar zu unterscheiden, was echt und wahrhaftig ist oder was oberflächlich-verlockend lediglich unsere Aufmerksamkeit ablenkt und unsere Energie vereinnahmt. Wir werden fähig, Wesentliches von Unwesentlichem, trügerischem Schein von echtem Sein zu trennen.
Die wachsende Liebe zu uns selbst verbindet uns immer mehr mit der Liebe zur befreienden, göttlichen Wirklichkeit. Weil wir nicht länger unnötig leiden wollen, entscheiden wir uns für das, was das Leiden wahrhaft beendet. Unsere mutige und ehrliche Selbstbegegnung erhöht auch die Qualität unseres menschlichen Miteinanders. Die Nähe, Verbundenheit und Einheit, die wir mit uns selbst pflegen, stellt sich auch in unseren Kontakten und Partnerschaften ein. Wir werden fähig, uns unseren Liebsten zu zeigen, uns ihnen zu öffnen und zu schenken, zunehmend frei von Erwartungen und Bedingungen. Wir lassen uns endlich sein, so wie wir sind.
Wenn im alltäglichen Miteinander mitunter Schmerzen und Tränen ausgelöst werden, erkennen wir auch dies als Teil der heilenden Liebe. Wir sind natürlich besonders dann herausgefordert, wenn es sehr weh tut und alte Wunden und Muster an die Oberfläche kommen. Doch genau daran können wir wachsen. Unser Vertrauen in die Liebe macht uns immer mutiger, stärker, klarer und freier.
Kaum etwas anderes im menschlichen Leben ist so lohnend und fördert unsere Entwicklung so sehr, wie unsere Entscheidung für die bedingungsfreie Liebe. Sie befähigt uns, die Herausforderungen, mit denen uns das Leben konfrontiert, immer wieder aufs Neue anzunehmen. Am Ende unseres Lebens wird rückblickend vor allem das zählen, was wir in Liebe umarmt und geheilt haben. Der Moment, in dem wir diesen Körper zurücklassen, wird für uns kein Verlust sein und nichts Schreckliches mit sich bringen. Am Ende eines in Liebe gelebten Lebens ist der Tod nichts anderes als die Krönung unserer Vereinigung mit der ganzen Existenz.
Liebe und Tod haben viel gemeinsam. Beide lehren uns Loslassen und Hingabe, beide befreien uns von Illusionen. Sie öffnen unser Bewusstsein für die göttliche Gegenwart, die alles Sein durchdringt und unser Leben lenkt. Sie lehren uns, in jedem Augenblick in die Einheit mit uns selbst und allem zu entspannen.
Der Text ist ein Auszug aus meinem aktuellen Buch „Wer liebt hat alles“.
Herzlichst
Gerd Bodhi Ziegler
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