Logen, Weltgeschichte und die Freimaurer
von Georg Dehn
Die Freimaurerei zu beschreiben ist in einem kurzen Artikel unmöglich. Es gibt eine ausufernde Menge an Literatur, die sachkundig aussortiert werden müßte, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Realistischer Autor ist durchaus Dan Brown, wenn dies auch nur en Roman ist und bestenfalls eine Oberfläche streift. In der aktuellen Literatur kann noch Dieter A. Binders Buch Die Freimaurer hervorgehoben werden, das einen sehr profunden Überblick gibt und die richtige Literatur um weiter zu lesen.
In der Geschichte der Logen dürfen wir keinesfalls vor das 15.Jh zurück gehen und mit der Gründung der ersten Großloge 1717 haben wir ein tatsächliches Datum, das stimmig ist. Alles was vor 1400 berichtet wird ist Spekulation. So sind zum Beispiel die Templer lediglich als Auftraggeber der Bauhütten zu sehen, nicht als Träger der Geheimnisse.
Was die Historiker gerne vermischen ist die organisatorische Struktur der Templer, die wohl auch einen gewissen Einfluß auf die überregionale Funktion von Logen gehabt haben mag. Jedoch gab es bei den Maurern und dazu zählen die Architekten und Konstrukteure genau so wie die Steinmetzen, eine Geheimhaltung und eine bruderschaftliche Sitte und Zuverlässigkeit, derer sich die Templer gerne bedienten.
Was wir in der Freimaurerei jedoch suchen und finden können, das enstand im wesentlichen erst im 18.Jh. Die große Anzahl an Rosenkreuzern wie Elias Ashmole, Christopher Wren etc. brachten das rituelle Wissen ein und über die Jahrzehnte wurde dies verfeinert und sozusagen abgeglichen mit den alten Werten und Pflichten der Zunft. Eine erste Blüte kann ca 1780 angenommen werden, die sich stetig fortsetzte bis nach dem ersten Weltkrieg.
Die Zäsur, zumindst in Deutschland, kam mit dem Verbot durch die Nazis. Sarkastisch müßte man sagen, es hat der Bewegung insofern geholfen, als die schwarze Stunde der Freimaurerei in der Völkerschlacht bei Leipzig, wo 1813 Freimaurer gegen Freimaurer kämpften, nicht wiederholt wurde. Die großen Generäle der Sieger brauchen sich nciht vor der Anklage der Geschichte zu verantworten, daß sie ihre eigenen Brüder abgeschlachtet hätten.
Der Inhalt der Freimaurerei ist jedoch das Ritual. Eine Einweihungstechnik zur seelischen Vervollkommnung, die aus esoterischer Sicht völlig gleichwertig neben den besten Methoden des New Age bestehen kann. Darüber hinaus kann es sogar als avantgardistisch angesehen werden, denn viele aktuelle Methoden kommen nicht ohne die Fixierung auf eine Autoritätsperson aus. Dies wurde in der Freimaurerei nie vorgesehen. Die innere Struktur ist eine der frühesten demokratischen Formen, die es in der Welt überhaupt gab.
Werner Walter Güttler hat in seinem noch relativ neuen Roman "Steine auf dem Weg" die Prinzipien der Gleichheit, der Toleranz, der Humanität und Freiheit dargestellt. In den Handlungen und Dialogen lebt der Geist der Brüderlichkeit, der ein sozialer Grundimpuls der Freimaurer ist.
Güttler war einige Jahre Großredner der Logen von Deutschland und lebt in Hannover. Er hat durch seine Reisen in den Nahen Osten auch die Unterschiede der drei Geschwisterreligionen der Alten Welt herausgearbeitet. Wie sonst nirgends können diese sogenannten Monotheistischen Religionen innerhalb ihrer "Zeitkapsel" von ca 2500 Jahren distanziert begutachtet werden. Jenseits von jedem Kalenderwerk und kabbalistsicher oder astrologischer Zeitmessung ist diese Epoche, die in der babylonischen Ära 500 v.Chr. beginnt und heute mit dem Zerfall der katholischen Kirche, mit der Krise des Islam und der ganzen arabischen Welt, mit der faschistoiden Pervertierung der israelischen Herrscherclique endet, eingebettet in die Umgebung der anderen Kulturen und Religionskonzepte.
Aus einer größtmöglichen ideologischen Distanz betrachtet, scheint die Freimaurerei das Beste aus diesem Monotheistischen "Versuch" der Weltgeschichte heraus geholt zu haben. Scheinbar ist in dieser Bruderschaft ein Wissen weitergeführt worden, das widerspruchslos auch im alten Ägypten schon Wurzeln vorfindet und das in den Veden und dem Buddhismus keine Konkurrenz findet.
Güttler hebt jedoch genau wie Binder hervor, daß die Freimaurerei wohl eine philosphische Nähe zu den Religionen hat, jedoch weder als Idee noch als Organisation etwas damit zu tun hat. Vielmehr gibt es eine alte Feindschaft der Kirchen mit der Freimaurerei. Kann die Freimaurerei schon aus dem Prinzip der Toleranz heraus das Wesen der Religionen nicht verneinen, so sah sich besonders die katholische Kirche immer wieder darin bestätigt, freimaurerischem Wirken mit der Todsünde zu drohen. Diese Einschätzung wurde mehrfach revidiert.
Güttler berichtete mir, wie er als Mitglied einer freimaurerischen Abordnung mit Joseph Ratzinger Jahre vor dessen Wahl zum Pontifex, in "nächtelangen Diskussionen" in Regensburg die trennenden Linien abklopfte. Hier entsand Ratzingers Einschätzung einer "lässlichen Sünde".
Was uns Güttlers Roman in einem filmreifen Skript überliefert, sind die Auseinandersetzungen einer Archäologengruppe im jordanischen Petra mit jungen moslemischen Heißspornen. Hier wird in spannenden Auseinandersetzungen die religiöse Verhärtung auf ein nachvollziehbares philosopisches Niveau transfomiert und durchgearbeitet. Der auch für freimaurerische Suchende als Einweihungsroman geeignete spannende Schinken hält auf einer lebenspraktischen Ebene viele Konfliktlösungen bereit. Viele Fragen, die Dan Brown aufwirft, werden von Güttler befriedigend beantwortet.
Freimaurerei ist schließlich auch ein menschliches Freundschaftsmodell und es ist erfreulich, daß sich endlich auch Frauen aufmachen, in weiblichen und gemeinsam mit Männern in gemischten Logen diese Welt der Begegnung zu erkunden.
Ihr Georg Dehn
Literatur:
Dieter A. Binder, Die Freimaurer. 2009
Dan Brown, Illumiati (2003), Sakrileg (2004), Das verlorene Symbol (2009)
Werner Walter Güttler, Steine auf dem Weg. 2006
de wikipedia.org/wiki/Freimaurerei
www freimaurerei.de/index.php?id=5
www gemischte-freimaurerei.org/index.html
www freimaurerinnen.de/index.html
www quatuor-coronati.org/index.html
www freimaurerforschung.de/index.php?option=com_frontpage&Itemid=1