Buddhismus in Thailand
von Georg Dehn
Thailands Buddhismus gehört der Richtung des Theravada an, der in ganz Südostasien sowie Sri Lanka stark verbreitet ist. Kennzeichen ist das orangene Gewand der Mönche.
In der Beobachtung des Alltags auf dem Land hat Hedwig Kolonko in ihrem neuen Buch interessantes Material zusammen getragen, um die volkstümliche Anwendung zu verstehen. Dabei werden auch Gedanken wach gerufen, wie aus integraler Sicht Religionen einzustufen sind.
Wir sehen an Hand von Hochzeitsgebräuchen, die die Körperfeindlichkeit der Landbewohner illustrieren, daß es enge Parallelen zu anderen Religionen gibt. Es sieht so aus, als sei immer mit einer großen Diskrepanz zwischen der reinen Lehre mit den Eingeweihten, sowie der Umsetzung im Alltag zu rechnen.
Gerade die in Europa populären Stereotypen über Thailand werden hier quasi entgegengesetzt gelebt. Es gibt eine strenge Moral, die zum Beispiel unterscheidet zwischen einem enthaltsamen und einem bei der Hochzeit bereits schwangeren Paar. Weder die bei uns falsch verstandene Freiheit, noch die Sittenstrenge werden jedoch vom Kloster unterstützt. Ich möchte hier lediglich hervorheben, daß Priesterschaft und Laien ihre jeweiligen Regeln anders umsetzen.
Der Ausländer versteht diese Diskrepanzen jedoch nicht. Für uns ist Thailand ein Paradies so wie unsere westlichen Länder für viele Menschen aus exotischen Ländern zur Projektion des Paradieses werden.
Auch in der integralen Betrachtung der Religionen wird oft das Idealbild zu sehr hervorgehoben. Wir können auf der Ebene der volkstümlichen Umsetzung in Wirklichkeit keinen Unterschied zumindest zwischen Theravada und Katholizismus sehen.
Ich will dies hier nicht religionstheoretisch oder gar theologisch untersuchen, sondern Bezug nehmen auf die subjektiven Erfahrungen der Hedwig Kolonko, die nach 6 Jahren Ehe mit einem Thai aus dem Clan flüchtet und sich ein unabhängiges Leben in der Stadt aufbaut. Hier ist trotz Verständnis und Vertrauensvorschuß eine einschenidende Erfahrung gemacht worden. Frau Kolonko wurde als Weiße mit Kalkül ausgebeutet und mit vorgetäuschten Gefühlen an den Clan gebunden, um den Senioren eine Altersicherung zu gewährleisten.
Sehr eindringlich beschreibt sie, wie die frommen Menschen des Dorfes ihre Töchter in die Touristenzentren am Meer schicken um Weiße zu angeln und eine sichere Versorgung zu finden. Gefühle sind dabei drittrangig. Interessant ist nur, daß niemand wissen möchte, wie diese Mädchen das anstellen. Die Augen sind verschlossen für die Prostitution, wenn genügend Geld ankommt.
Da hilft auch keine Erklärung, daß die Mädchen aus dem Hinterland "sauber" wären und die Städter keine Sitten mehr hätten. Es ist ganz einfach so, daß der Vietnamkrieg, sprich: die amerikanische Armee, die Prostitution gebraucht und entwickelt hat. Heute gehört dies einfach dazu und wird von der Rollenverteilung der Geschlechter unterstützt. Auch wenn die Weißen unterbewußt oft genau diesen Vorstellungen entsprechen und auch selbst adäquate Bedürfnisse mitbringen, übersehen sie, daß die Sippe eine in Europa heute nicht mehr vorhandene Rolle spielt.
Zur Information: Hedwig Kolonko baut in Thailand ein Kinderdorf für Waise auf dem Land auf. Es gibt viele Kinder von Eltern, die als Fremdarbeiter im Ausland blieben und es gibt die ungewollten Kinder von Barmädchen, die vernachlässigt auf dem Heimatdorf an Verelendung und Drogen sterben.
Mit dem Kauf des Buches wird eine Spende an das Kinderdorf Lomphulat Childrenban im Nordosten Thailands abgeführt. araki.de
Herzlichst Georg Dehn