Therapeutische Aspekte von Biodanza
von Gabriele Freyhoff -
Forschungsergebnisse aus der Psychiatrie und Therapeutsche Aspekte von Biodanza.
Biodanza ist ein System der Persönlichkeitsentwicklung und wurde vor 40 Jahren von Rolando Toro, Psychologe und Anthropologe aus Chile, entwickelt. Die Entstehungsgeschichte der Methode geht zurück auf Toros Arbeit mit Patienten in der psychiatrischen Anstalt in Santiago de Chile.
Dort erkannte Rolando Toro auf der Suche nach alternativen Methoden zu der damals sehr radikalen Praxis die Wirkung von Musik und Bewegung auf das psycho-emotionale Gleichgewicht der Patienten und somit auf die Entwicklung ihrer Symptomatik. Seine Beobachtungen führten ihn damals zur ersten Unterscheidung zwischen rhythmisch-aktivierenden und melodisch-entspannenden Musikstücken, die sich in ihrer Wirkung auf die Patienten grundsätzlich unterschieden.
Rolando Toro stellte fest, dass rhythmische und euphorisierende Musik bei psychotischen Patienten zu einer Abnahme der Halluzinationen führte und bei depressiven Menschen ihre Beweglichkeit erhöhte und ihre Kommunikationsfähigkeit steigerte. Dagegen beobachtete er bei langsamen, entspannenden Musikstücken eine Akzentuierung ihrer klinischen Bilder.
Im Laufe seiner Forschung entwickelte Rolando Toro ein kohärentes System von Bewegungsformen und entsprechenden Musikstücken, die bei unterschiedlichen Zielgruppen ihren Bedürfnissen entsprechend angewandt eine Stärkung der Identität und eine Harmonisierung des inneren Gleichgewichtes des Menschen bewirkte. Parallel dazu schuf Toro ein theoretisches Modell von Biodanza, das wissenschaftliche Erkenntnisse mit seinen empirischen Beobachtungen verknüpfte.
Damit war der Grundstein gelegt für ein komplexes System von Übungen, die heute weltweit im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung (Teamentwicklung, Organisationsberatung), der gesundheitlichen Prävention (Kinder, alte Menschen, Schwangere) oder Nachsorge und Rehabilitation von chronisch Kranken (Herzpatienten, Krebspatienten) und Behinderten sowie pädagogischer und politischer Arbeit (Schule, berufliche und therapeutische Fortbildung, Universitäten, Gewerkschaftsarbeit, Sozialarbeit) angewandt wird.
Biodanza - Bewegung als Erlebnis
Gleichzeitig mit der Bewegung bei Biodanza erfolgen auf der Ebene körperlicher Funktionen eine Reihe von Reaktionen, die unser inneres Gleichgewicht bestimmen: Ausschüttung von Hormonen und Neurotransmittern, Verstärken oder Abschwächen einer Organfunktion, Veränderungen des Humors. Andere Musikstücke haben eine komplementäre Wirkung und unterstützen Entspannung und intensives Wohlbefinden, begleitet von der Ausschüttung von körpereigenen Morphinen (Endorphinen).
Biodanza verbindet die psychomotorische Sichtweise mit Inhalten der Psychoneuroimmunologie und gewinnt dadurch einen ganzheitlichen Blick des Menschen. Rolando Toro weist in seinen neueren Untersuchungen auf die Möglichkeit hin, durch Biodanza relativ gezielt die Ausschüttung von Neurotransmittern zu beeinflussen. So ist bereits nachgewiesen, dass viele Entspannungsübungen und Tänze in Zeitlupe die Ausschüttung von Acetycholin anregen. Andere Übungen und Bewegungsformen führen zur vermehrten Produktion von Hystamin, Dopamin oder Serotonin.
Biodanza wirkt durch die Anbahnung integrierender angenehmer Erlebnisse, die Verspannungen lösen, Gefühle des Wohlbefinden und des akzeptiert Seins hervorrufen und den Weg öffnen für Veränderungen: Authentizität, größere Expressivität, inneres Gleichgewicht, Überwindung von Ängsten und Verspannungen.
Gelebte Körperlichkeit wie beispielsweise: Gehen zu fröhlicher Musik, tanzen zu melodischer Musik mit wechselnden Partnern, langsame Bewegungen zum Rhythmus des eigenen Atems bei harmonischer Musik oder langsam mit geschlossenen Augen zu fließender Musik durch den Raum gleiten, sind keine Trainingssituationen, sondern gelebte Momente, die den ganzen Organismus positiv beeinflussen.
Biodanza - Bewegung als Ausdruck
Bewegung ist Handeln, Ausdruck von Emotion, einer inneren Bewegung, die nach außen dringt. Üblicherweise drückt der Mensch nicht alle seine Emotionen aus. Kulturelle Bedingungen und persönliche Blockaden sind dafür verantwortlich, dass Menschen ihre Gefühle zurückhalten.
Nach dem psychoenergetischen Ansatz von Wilhelm Reich speichern sich nicht geäußerte Gefühle als Spannung im Gewebe von Muskeln und Organen. Chronische Muskelspannungen wiederum führen zu Schmerzen und/oder Funktionsstörungen von Organen. Biodanza wird hier präventiv wirksam, indem die Technik auf der Erlebnisebene den Ausdruck von Gefühlen in realen Situationen (im Gegensatz zu kathartischer Spannungsentladung) fördert und somit Hemmungen, Schuldgefühle, Scham oder andere kulturelle Hemmnisse, die uns daran hindern, Gefühle auszudrücken und zu erleben, überwinden hilft.
Biodanza - Bewegung und Kontakt
Biodanza fördert Formen des Kontakts des Menschen zu sich selbst, zum anderen und zum Kosmos. Kontakt ist Berührung und Interaktion. Berühren des Körpers des anderen bedeutet auch immer ein Berühren seiner Seele. Sanfte Berührungen unter den Menschen werden jedoch außerhalb familiärer Strukturen in unserer Gesellschaft tabuisiert. Nichtsdestoweniger haben Berührungen positive und therapeutische Wirkungen auf unseren Körper.
Dies betrifft:
Körperempfindungen - energetisiert Schmerzen, energetisiert das Körpergefühls
Emotionen - Auflösen von Traurigkeit und Angst, Steigerung des Selbstwertgefühls
Organfunktionen - energetisiert gleichmäßigeren Herzrhythmus, energetisiert die sexuellen
Funktionen und das immunologischen Systems des Menschen.
Biodanza besitzt eine ganzheitliche Herangehensweise und bewirkt langfristig in den Menschen Verhaltensänderungen und Veränderungen ihres Lebensstils im Sinne von mehr Gesundheit und Glück.
Gabriele Freyhoff
Biodanza-Ausbilderin und Kursleiterin in Köln
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