ZEN - Mensch im Kosmos - 3
von Franz Ludescher
Das riesengroße Weltall und der kleine Mensch
Die Astronomen hatten, als sie mit leistungsfähigeren Teleskopen den Blick über das hinaus erweiterten, was den Menschen bisher mit den Augen zugänglich war, festgestellt, dass sich hinter den Fixsternen Welten von Milchstraßen auftun.
Als man dann noch feststellte, dass das Licht ferner Sonnen sich von dem unserer Sonne unterscheidet, musste man erkennen, dass sich das Universum mit großer Geschwindigkeit ausdehnt. Binnen weniger Jahrzehnte hat sich unser Bild, das wir uns von der Welt machen, grundlegend geändert.
Anders als wir es in einer klaren Nacht wahrnehmen, wird das Weltall nicht von feststehenden Fixsternen bestimmt, die für ewige Zeiten ihren Platz im Himmelsgewölbe haben, sondern von Bewegung, vom Aufleuchten und Verglühen von Sternen, von großen Räumen zwischen den Materieklumpen.
Schließlich kann man das Ende von Sternsystemen beobachten, wenn sie ihre Energie verbraucht haben und zu Schwarzen Löchern kollabieren. Aus dieser Dynamik kann auch die Evolution verstanden werden. Sie fängt nicht mit einem warmen Meer an, in dem sich die ersten Einzeller gebildet haben, sondern mit großen Explosionen, in denen so viel Energie frei gesetzt wird, dass Atome mit größeren Atomkernen erzeugt werden. Auf der Sonne entsteht nämlich aus Wasserstoff nur einem Helium. Damit Leben möglich wird, muss es aber Kohlenstoff, Sauerstoff, Eisen u.a. Elemente geben. Schaut man auf die physikalischen Voraussetzungen für das Leben, dann bewegen sich die Bedingungen, unter denen es überhaupt entstehen konnte, in einem engen Korridor.
Die Naturkonstanten, die Leben ermöglichen - das Anthropische Prinzip
Von Darwin stammt die Theorie, dass das Zufallsprinzip das Leben erklärt. Damit der Zufall aber funktionieren kann, braucht er Voraussetzungen, die überhaupt Leben ermöglichen. Einige Ergebnisse der Astro-Physik, die sich mit den Prozessen im Kosmos beschäftigt, seien hier zusammengestellt.
1. Die Dichte der Materie kurz nach dem Urknall
Wäre nach dem Urknall Materie mit einer größeren Dichte entstanden, würde das Universum sich nicht ausdehnen, sondern wäre wieder in sich zusammengestürzt. Wäre die dichte der Materie geringer ausgefallen, wären im Verlauf der Ausdehnung des Universums keine Milchstraßen und Sterne entstanden.
2. Die Anziehungskraft im Atomkern muss so sein, wie sie jetzt ist, denn bei größerer Stärke hätte sich nur Wasserstoff gebildet, aber kein Helium. Die Sonnenwärme entsteht aber daraus, dass Wasserstoff in Helium umgewandelt wird. Wäre diese Kraft geringer als sie jetzt ist, wären keine Atomkerne aus Protonen und Neutronen entstanden.
3. Wäre das Gewichtsverhältnis zwischen Protonen und Neutronen anders als jetzt, käme es nicht zur Bildung von Atomen und damit auch nicht zu der Form von Leben, zu der wir gehören.
4. Wäre die Gravitationskraft schwächer als sie tatsächlich ist, hätte sich Materie nicht zu Sternen verdichtet. Wäre sie stärker, könnte sich das Leben, so wie es jetzt existiert, nicht entwickelt haben.
5. Die elektromagnetische Kraft zwischen positiv und negativ geladenen Teilchen kann auch nicht von der jetzigen Maßzahl abweichen, denn dann hätte es keine Sternenexplosionen gegeben. Aber erst durch die Energie, die bei diesen Explosionen freigesetzt werden, entstehen Elemente, die größere Atomkerne als Wasserstoff und Helium, die beiden Elemente der Sonne, haben. Es gäbe also keinen Kohlenstoff, keinen Sauerstoff und kein Eisen. Wäre diese Kraft schwächer, hätten die Sterne eine viel kürzere Lebensdauer, so dass der lange Prozess zur Entstehung und Entwicklung von Leben nicht möglich wäre.