Der Kopf
Symbolik
Seit Anbeginn der Menschheit wird die geistig-spirituelle Welt in Symbolen ausgedrückt und gleichermaßen geachtet. Mit der fortschreitenden Erschließung der geistigen und kulturellen Errungenschaften Chinas und Indiens, Vorderasiens und Ägyptens, des indianischen Amerika und Schwarzafrikas, hat sich dieser Formenschatz der symbolischen Darstellungen noch weiter vergrößert. Die Symbolsprache, vor allem der älteren, vorchristlichen Glaubensvorstellungen ist für uns heute oft schwer deutbar und rätselhaft.
Der Kopf gilt zusammen mit dem Herzen als Hauptteil des Körpers, ist der Sitz der Lebenskraft, der Seele und der Macht; er bedeutet Weisheit, Geist, Beherrschung und Herrschaft.
Der Kopf ist Sitz sowohl der Intelligenz, als auch der Torheit, und auf ihn richten sich Ehre und Unehre zuerst: Die Krone des Ruhmes und der Kranz des Sieges werden auf den Kopf gesetzt, aber auch die Asche der Trauer und der Buße, die Narrenkappe und die "Kohlen der Leidenschaft" kommen auf den Kopf. Bei Konsekration und Weihe wird der Kopf gekrönt oder geschoren.
Abbildungen von Köpfen auf Grabmälern, oder als Denkmäler, verkörpern die Lebenskraft und den Genius des Menschen, die sich im Kopf befanden; daher die Gestaltung von "Büsten". Die Köpfe der Blumen enthalten die Samen für künftiges Leben. Köpfe mit Flügeln bezeichnen die Lebenskraft, die Seele und übernatürliche Weisheit. Köpfe von geopferten oder gejagten Pferden, Ochsen oder Ebern enthielten deren Lebenskraft und Fruchtbarkeit und wurden bei rituellen Prozessionen aufgehängt oder getragen, oder dienten bei rituellen Anlässen als Speise. Kopfjäger erlangen die Lebenskraft und Fruchtbarkeit des Opfers. Die Verneigung des Kopfes erniedrigt den Sitz der Lebenskraft vor einem anderen in Ehre oder Unterwürfigkeit. Mit dem Kopf zu nicken bedeutet, mit der Lebenskraft zu bürgen. Der verschleierte Kopf ist entweder Unerforschlichkeit, Verschwiegenheit oder verborgenes Wissen. Zudem wurden die Köpfe von Opfertieren häufig verschleiert und bekränzt, daher stammen der Schleier und die Girlande der Braut oder der Nonne, die ihr altes Leben opfern. Der Schleier schützt auch das innere Leben im Kopf, wie auch Hüte, Mützen oder Kopfbedeckungen verheirateter Frauen.
Zweiköpfige Götter und Figuren, wie z.B. der Ianus, symbolisieren den Anfang und das Ende die Vergangenheit und die Zukunft, das Gestern und das Heute, die solare und lunare Macht; auch die niedergehende und aufsteigende Kraft der Sonne. Die Wahl am Scheideweg des Schicksals, den Anfang jeder Unternehmung oder Reise, Abreise und Rückkehr, die Kraft Türen zu öffnen und zu schließen; deshalb sind Schlüssel ein Attribut von Ianus und von Türhütern.
Zwei Köpfe bedeuten Scharfblick und Urteilskraft, Ursache und Wirkung, die Fähigkeit nach innen und nach außen zu sehen.
Ist ein männlicher in einem weiblichen Kopf vereint, der König mit der Königin, so ist der Androgyn dargestellt, die Vereinigung der Gegensätze; diese Figur symbolisiert auch geistliche und weltliche Macht.
Es gibt auch die doppelköpfige Figur der Prudentia, die in entgegengesetzte Richtungen blickt.
Die beiden Köpfe des Ianus bezeichnen auch die Sommersonnenwende im Krebs, die "Tür des Menschen" und den Abstieg und die abnehmende Kraft der Sonne, sowie die Wintersonnenwende im Steinbock, die "Tür der Götter" und den Aufstieg und die zunehmende Kraft der Sonne. Die beiden Köpfe der Dioskuren, die nach oben und nach unten blicken, stellen das abwechselnde Erscheinen der Sonne in der oberen und unteren Hemisphäre dar; auch Tag und Nacht.
Dreiköpfige Götter symbolisieren die drei Reiche: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Außerdem die drei Mondphasen; die aufgehende Sonne, die Mittagssonne und die untergehende Sonne. Serapis, Hekate und manchmal Cernunnos sind so dargestellt.
Astralgottheiten mit mehreren Köpfen sind die Allsehenden, oder sie können die Zahl der Zyklen oder Jahreszeiten darstellen.
Köpfe von Tieren und Ungeheuern mit einem Ring im Maul, sind Hüter des Weges.
Köpfe als Fontänen stellen die Macht der Rede wie auch der Erfrischung dar.
Christlich: Christus, das Haupt der Kirche und Johannes der Täufer.
Enthauptete Heilige mit einem Kopf als Attribut, sind Alban von England, Alban von Mainz und alle heiligen Märtyrer, die den Tod durch Enthauptung erlitten.
Griechisch: Das Haupt des Korns wurde mit Ceres, der Göttin der Fruchtbarkeit, identifiziert und war das zentrale Symbol der Eleusinischen Mysterien.
Hinduistisch: Die vier Köpfe von Brahma sind die Quellen der vier Veden.
Jüdisch (Kabbala): Arik Anpin, das Gewaltige Antlitz, ist die höchste Gottheit.
Keltisch: Solar, Göttlichkeit, Wissen um die andere Welt und Macht. Ein Kopf auf einer Säule ist phallisch; ein Kopf mit Phallus hat unheilabwendende Fruchtbarkeits - und Funeralbedeutung: Es gibt eine typisch keltische Verbindung zwischen Kopf und Phallus. Der Gott Cernunnos ist bisweilen dreiköpfig abgebildet.
Skandinavisch: Der Kopf des Ebers; das Attribut von Freyja, enthielt die Lebenskraft; deshalb symbolisierte er zum Julfest Reichtum und Glück für das kommende Jahr.
Slawisch: Der frühslawische, dreiköpfige Gott sah Himmel, Erde und Meer; Himmel, Erde und Hölle; Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Sumero-semit: Der semitische El und der sumerische Marduk sind manchmal mit zwei Köpfen dargestellt, die nach links und nach rechts schauen und die gleiche Bedeutung haben wie die Ianus-Köpfe.