Der Kreis als Sinnbild für eine ideale Ordnung
von Franz Ludescher
Eine der einfachsten und gleichzeitig für den Menschen sehr bedeutenden Ordnung, Anordnung ist der Kreis. Jeder Punkt ist gleich entfernt vom Mittelpunkt, vom Zentrum. Es gibt kein Vor- und Hintereinander, kein Anfang und kein Ende.
Diese Anordnung spielt in der Natur wie im Makrokosmos eine große Rolle. Kreis ist ein Symbol für Ganzheit, kein Anfang und Ende, für Gleichgewicht, Harmonie, Ausgewogenheit und Kosmos. Lassen wir Öl, das schwerer ist als Wasser, in ein Wasserglas tropfen, so können wir beobachten, dass das Öl sich nicht mit dem Wasser vermischt, sondern sich sofort spontan Ölkugeln bilden. Die Kugel scheint eine Ordnung zu sein, die sich von selber im Spiel der dynamischen Kräfte als Idealform bildet.
Solange Menschen leben, solange sind sie vom Kreissymbol fasziniert. In allen Kulturen hat der Kreis eine bedeutende Rolle gespielt. Die Sonne und der Mond erscheinen als Kreisscheibe am Himmel. Der Kreis wird bald ein Symbol für die Gottheit, für Vollkommenheit.
Auf uns Menschen hat der Kreis etwas einladendes und beruhigendes. Wir freuen uns auf den Gesprächskreis, den Kreis der Familie. Wir haben einen Freundeskreis. Der Kreis betont uns ein DabeiSein.
Der Kreis ist ein Zeichen für Bindung, z.B. bei Eheringen. Im Kindergarten gibt es viele Kreisspiele. In den Folklore und rituellen Tänzen kennt man viele Kreistänze. Beschwörungstänze sind oft Kreistänze.
In der Kreisform erlebt schon das Kind eine Hinwendung. Sei es von den Kindern hin zur Erzieherin, im Reigen tanzend um den Baum oder im Kreis sitzend um ein Lagerfeuer.