Panik in der Bevölkerung
von Frank Seefelder
Für mich ein Zeichen steigender Stressbelastung bei gleichzeitig nachlassender Stressresistenz und fehlender Erholung, ist der Anstieg der Menschen, die unter Panikattacken leiden – neue Volkskrankheit „Panik“. Abgesehen vom eigenständigen Symptom dieser Krankheit, bedeutet Panik immer auch Stress und Stress ist immer auch Auslöser oder Verstärker für andere gesundheitlichen Probleme wie die Allergien, Asthma oder Neurodermitis, aber auch Tinnitus, die Ohrgeräusche stehen mit der persönlichen Stressbelastung und der Fähigkeit zur Kompensation in einem engen Zusammenhang.
Es existieren zwei Formen der Panikreaktion. Die ist eine überschießende Panik in einem Moment, wo durchaus Gefahr besteht, aber der Körper um es umgangssprachlich zu formulieren, „schießt mit Kanonen auf Spatzen“. Die zweite Art ist eine dauerhaft, schwelende Panik vor allem, was passieren könnte. Es existiert also kein Grund schreckhaft zu sein, weil noch gar nichts passiert ist, trotzdem kommt immer wieder grundlose Furcht auf.
Zur zweiten Form existiert eine Vielzahl von Panikauslösern. Es kann die Befürchtung sein, schwer und meistens familiendisponiert zu erkranken. Es gibt Paniken mit existentiellem Hintergrund. Sie fürchten auch ohne aktuellen Anlass, den Job zu verlieren. Andere verlieren in ihrer Vorstellung die Wohnung, wieder andere den Partner.
Panik ist immer eine große innerliche Angst vor Verlust und diese Anspannung ist geistig und körperlich eine große Anforderung an den Organismus.
Viele Situationen im Leben, die Sie fordern, fördern auch gleichzeitig das Beste aus Ihnen zu Tage und verbessern, wie sportliches Training, die Leistungsstärke. Bei Panik ist das anders, sie fordert nur Ihre Energie und bringt nichts anderes hervor als Frust und noch mehr Angst. In panischer Stimmung drehen wir sprichwörtlich „am Rad“, wir werden zum Hamster, der im Rad läuft und läuft, sich dabei erschöpft, aber keinen wirklichen Schritt vorankommt.
Viele Abläufe im Leben entwickeln über kurz oder lang eine Eigendynamik. Eine Spirale beginnt sich zu drehen und wir drehen uns fast automatisch mit. Es hat den Anschein, dass sich diese Spiralen im negativen Bereich öfter und leichter entwickeln, als wenn es um Entwicklungen geht, die unser Leben nachhaltig verbessern, aber es gibt sie auch, diese positiven Wellen, die uns eine Zeit lang tragen.
Noch etwas haben diese Spiralen gemein. Es fällt schwer, sich Ihrem Sog zu entziehen oder die Bewegungsrichtung zu ändern. Ich kann hier allerdings nur von den negativen Entwicklungen berichten, denn ich persönlich habe noch nie versucht, eine günstige Entwicklung, die wie von alleine funktioniert zu stoppen.
Das Schwierigste bei schleichenden Prozessen ist, sie zu erkennen, denn wenn sich etwas im Leben zu bewegen beginnt und zum automatischen Prozess entwickelt, fängt es mit kleinen, langsamen und unbemerkten Veränderungen an. Wer besonders bei negativen Tendenzen sorgsam auf sich achtet, dem fällt der Ausstieg aus einer schneller werdenden Entwicklung leichter, als wenn sie schon das volle Tempo erreicht hat.
In der chinesischen Medizin galt seit jeher das Prinzip „Gesundheit erhalten ist leichter, als Krankheit zu heilen“. Sie galt daher als Präventivmedizin, bei der die Gesundheit im Vordergrund der Aktivitäten stand und nicht die Krankheit. Leider fällt es dem Menschen schwerer etwas für die Gesundheit zu tun, als gegen eine Krankheit anzugehen, weil gesund fehlt es am Leidensdruck, denen viele brauchen, um aktiv zu werden.
Vielleicht müssen Sie oder sollten, besonders im Hinblick auf die weiter steigenden Kosten im Gesundheitswesen lernen, umzudenken. Am großen Rad der politischen Systeme können wir nur wenig drehen, aber am kleinen, für uns viel wichtigeren Rad, an uns selbst, können wir aber sehr viel bewegen. Wenn Sie sich nicht in eine (medizinische) Abhängigkeit begeben wollen, ist das der einzig richtige Weg.
Drehen Sie an Ihrem „Gesundheits-Rad“. Die Ursache des Problems können nur Sie in sich selbst finden, um dann daran zu arbeiten. Das ist kein einfacher Weg aber einer, der sich zu gehen lohnt.
Ihr Frank Seefelder