Was ist das Besondere an Qigong?
von Frank Seefelder -
Qigong ist Meditation in Bewegung.
Rein körperlich gesehen ist Qigong eine Gymnastikform, die sehr langsam, wie in Zeitlupe, ausgeführt wird. Auf den ersten Blick scheint das nichts Besonderes zu sein, aber ich habe Profisportler trainiert, die trotz ihrer besonderen Leistungsfähigkeit beim Qigong an ihre körperlichen Grenzen stießen.
Die Ursache dafür liegt in der Schnellkraft. Manche Muskeln und Bereiche der Sehnen verkümmern, weil sie durch schnelle Bewegung nicht beansprucht werden. Das Qigong und besonders ein spezielles System, das Fünf-Elemente-Wandlungsphasen-Qigong, lassen durch die Langsamkeit der Bewegungen diesen Effekt nicht zu. Der Qigong Übende lernt Bereiche des Körpers kennen, die ihm durch die Schnelligkeit der normalen Bewegungsabläufe bisher verborgen blieben.
Qigong ist Meditation in Bewegung, und Zeitlupenbewegungen sind dabei sehr wichtig. Das Nachspüren und das Erfahren des Körpers zählen zu den Erfolgsfaktoren des Qigong. Der Übende transportiert Energie, verfolgt die Bewegung der Energie und spürt den Atem, unser wichtigstes „Nahrungsmittel“, als Energiequelle.
Somit macht er sich den Atemvorgang bewusst. Qigong fördert so die Körperbeherrschung. Die absolute Kontrolle des Innen- und des Außenlebens ist ein sehr hoher Anspruch, der an ein Qigong Training gestellt werden kann.
Prinzipien der Qigong-Praxis sind Grundsätze des Lebens
Neben der Entspannung, der Ruhe und der Natürlichkeit der Bewegung fordert die Qigong-Praxis, dass die Vorstellungskraft dem Qi folgt und umgekehrt. Ausgehend vom Prinzip, dass Ruhe und Bewegung wie Yin und Yang untrennbare Gegenpole sind, zeigen »oben leer« und »unten fest« den Weg zur richtigen Energie- und Kraftverteilung.
Dieses Bild gleicht einem Baum, der fest verwurzelt auf der Erde steht und dessen weiche und flexible Äste auch im Sturm nicht brechen. Es beschreibt den Menschen, wie er im Allgemeinen stehen sollte. Beim Qigong wird diese Energie- und Kraftverteilung besonders betont.
Zwei Charaktereigenschaften spielen beim Qigong-Training eine besonders große Rolle. Sie brauchen einerseits Geduld. Qigong ist keine Wundermethode, die plötzlich alle Probleme verschwinden lässt. Seitdem ich als Qigong Trainer und Lehrer arbeite, ist mir kein Fall bekannt geworden, in dem Qigong zur Spontanheilung geführt hat. »Gong« heißt Arbeit, und diese müssen Sie erst leisten, bevor der Erfolg eintritt.
»Auch ein Weg von tausend Meilen
beginnt mit einem ersten Schritt.«
Laotse
Der Weg zu Ihrem Wunschziel besteht aus vielen kleinen Schritten. Sie werden nicht mit einem einzigen Sprung dorthin kommen. Also verschwenden Sie bitte keine unnötige Energie in dieses Wunschdenken. Der zweite wichtige Charakterzug für das Qigong-Training ist die Gelassenheit. Dies ist eine Anforderung, mit der die meisten Menschen nur schwer zurechtkommen. Sie verlangt die Akzeptanz von Stillstand oder manchmal sogar Rückschritte.
Auch auf dem weiteren Weg drohen Rückschläge, die Sie vielleicht auf eine harte Probe stellen. Arbeiten Sie beständig daran, Ihre Gelassenheit zu behalten oder sie wieder zurückzugewinnen. Sie werden feststellen, dass sich diese Investition in Ihre Person auf lange Sicht wirklich lohnt.
Im nächsten Qigong Artikel erkläre ich, wie Qigong funktioniert.
Herzlichst Frank Seefelder