Ideenwerkstatt zur Problemlösung
von Frank Seefelder
Unsere Werkstatt hat sechs Arbeitsbereiche, das bedeutet, Sie lösen Ihr Problem in sechs Schritten, von denen jeder gleich wichtig ist. Konzentrieren Sie sich also bitte nicht auf den Arbeitsabschnitt, der Ihnen besonders entgegenkommt, sondern investieren Sie die gleiche Zeit, vielleicht sogar ein wenig mehr, in die eher „ungeliebten“ Arbeiten.
Bestimmung des Problems
Die Schwierigkeit, die Ihnen am Herzen liegt, muss jetzt auf den Tisch und möglichst genau beschrieben und dargestellt werden. Was ist die Ursache des Problems, gibt es nur einen oder vielleicht mehrere Gründe, die eine Herausforderung zum Problem machen? Hinterfragen Sie aber auch sich selbst: „Wieso ist es für mich ein Problem und für andere nicht? Fehlt es mir an Informationen, Geld, Zeit oder Wissen? Wie kann ich dieses Manko ausgleichen?
Wollen Sie sich mit einem Problem beschäftigen, das noch nicht akut ist, aber Ihr „Bauchgefühl“ sagt Ihnen, „es kommt etwas auf mich zu, ich weiß aber nicht in welcher Gestalt“, dann beobachten Sie was geschieht. Sie können kein Problem lösen, dass Sie nicht detailliert beschreiben können. Manchmal kann es auch hilfreich sein, ein großes Problem in kleine Einzelschwierigkeiten zu unterteilen.
Ideensammlung
Im ersten Schritt dieses Werkstattbereiches geht es nicht um Klasse, sondern um Masse. Halten Sie ein Brainstorming ab, das alle Möglichkeiten offen lässt. Ein völlig freier Geist ist gefragt. Ganz wichtig ist es, eine neue Idee nicht sofort der Kritik zu unterziehen und ihren Realitätsbezug zu bewerten.
An einem Beispiel möchte ich Ihnen klar machen, was ich unter dieser wirklich wilden Phantasiereise verstehe. Stellen Sie sich dazu bitte vor, Sie erwarten ein kritisches Telefongespräch mit ungewissem Ausgang und wollen sich mental darauf einstellen. Fragen sie sich, egal, was passiert, welche Reaktionsmöglichkeiten habe ich, um der unangenehmen Situation Herr zu werden?
• „Ich kann mir ganz ruhig die Argumente des anderen anhören und ihm ganz sachlich meine
Kritikpunkte vortragen.“ (Idealfall)
• „Ich kann einen dominanten Sprachstil wählen und versuchen, meinen Gesprächspartner damit
einzuschüchtern.“
• „Ich kann aggressiv und einschüchternd argumentieren.“
• „Ich kann laut werden und schreie meinen Gesprächspartner an.“
• „Ich kann mit dem Fuß auf den Boden stampfen.“
• „Ich kann einen Bleistift zerbrechen.“
• „Ich kann etwas in den Raum werfen.“
• „Ich kann auflegen.“
• „Ich kann das Telefon zum Fenster hinaus werfen.“
Keiner muss Opfer sein, es gibt immer eine Lösung auch wenn einige der geschilderten nicht den gesellschaftlichen Normen entsprechend. Befreiend wirkt aber schon das wissen, auch um extreme Lösungen. Also setzten Sie sich in dieser Phase keine Grenzen. Denken Sie scheinbar gedankenlos, aber auf jeden Fall losgelöst. Ihre Gedanken sind frei, kreativ und in der Lage, Ihr Problem zu lösen.
Wenn es sich nicht um ein wirklich intimes Problem handelt, das nur Sie mit sich selbst ausmachen können und wollen, beziehen Sie andere in die Ideenfindung mit ein. Zwei Köpfe sind kreativer als einer. Man sieht oft den bekannten Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, und diese Aussage trifft gerade in Überforderungssituationen zu.
Kritikphase
Was in der Ideenphase ausdrücklich unerwünscht war, wird jetzt von Ihnen gefordert: Die Bewertung der gesammelten Einfälle. „Wie nahe bringt mich jede einzelne Idee an die Lösung meines Problems?“, das ist die Frage, die Sie sich jetzt beantworten müssen. Und dazu ist es erforderlich, folgende Punkte zu klären:
• „Welche Auswirkung hat meine Idee?“
• „Wie sehr bringt sie mich weiter?“
• „Welche Risiken birgt sie in sich?“
• „Setze ich sie zur Problemlösung ein, hilft sie mir langfristig oder entlastet sie mich nur für den
Moment?“ und daraus folgernd:
• „Was ist mir wichtiger?“
Dieser ersten Bestandsaufnahme folgt eine entscheidende Beurteilung, der Ihre Idee standhalten muss: „Kann ich den Gedanken überhaupt in die Tat umsetzen? Ist er realitätsbezogen oder bleibt er nur eine Phantasie, wenn ich alle Begleitumstände mit in meine Überlegungen einbeziehe?"
Als nächstes streichen und vergessen Sie die Einfälle, die die bisherigen Prüfschritte nicht bestanden haben. Die verbliebenen Ideen listen Sie nach Ihren Erfolgsaussichten auf. Ihre Ideenwerkstatt hat jetzt einen Handlungsplan erarbeitet.
Handlungsplan
Bevor es an die Umsetzung des Gedankens geht, sollten Sie bestimmen, was schrittweise erfolgen sollte und wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, den nächsten Schritt zu gehen. Je nachdem, wie Ihr Problem gestaltet ist und welche Ideen sich bis in die „Endausscheidung“ der dritten Phase durchgesetzt haben, müssen Sie eventuell noch die Methoden bedenken, die Sie einsetzen wollen.
Ein Gedanke wird Realität
Jetzt ist die Zeit der Umsetzung. Nehmen Sie sich die Idee vor, die Ihnen am erfolgversprechendsten zu sein scheint und beginnen sie mit Ihrem Aktionsplan umzusetzen. Ich rate Ihnen an, bei den ersten „Gehversuchen“ zur Stressbewältigung, nicht gleich das größte Problem in Angriff zu nehmen. Wie ein Musiker, müssen Sie lernen, mit den Instrumenten umzugehen, die Sie in Ihrer Ideenwerkstatt gebaut haben.
Setzen Sie sich einen Zeitrahmen, der Sie nicht unter Termindruck setzen darf, aber auch nicht ausufernd lange dauern sollte. Sie wollen ja keinen zusätzlichen Stress, sondern Stress reduzieren. Beobachten Sie die Vorgänge und Abläufe mit Gelassenheit und üben Sie Geduld mit sich und anderen Beteiligten. „Sei wachsam, aber nicht hektisch“, könnte das Motto dieser Phase lauten.
Hat es geholfen?
Nachdem die Intuition zum greifbaren Gedanken wurde und Sie diese Idee in ein sinnvolles Konzept zur Realisierung gebracht haben, gilt es jetzt ein Resumé zu ziehen. Prüfen Sie den Erfolg. Hat die Idee geholfen oder versagt? War die Umsetzung erfolgreich und wenn nicht, woran lag es? Habe ich versagt, und wenn ja, warum? Sollten Sie in Teilen oder ganz gescheitert sein, kein Meister fällt vom Himmel, hilft Ihnen die Beantwortung diese Fragen weiter.
Scheiterte das Vorhaben an Umsetzungsproblemen, schlagen Sie einen anderen Weg ein. Lag es an Ihnen, Ihrer vielleicht fehlenden Geduld oder Ausdauer, arbeiten Sie daran. Wenn Sie danach immer noch feststellen müssen, dass diese Lösungsidee nicht sinnvoll und vor allem erfolgreich ist, verwerfen Sie sie. Es gibt ja noch mehrere auf Ihre Liste.
Auf die beschriebene Art und Weise können Sie Ihre Stressprobleme abarbeiten. Sie werden feststellen, je mehr Übung und Erfahrung sie mit der Ideenwerkstatt machen, desto größer wird Ihr Erfolg werden und desto kleiner der Berg an Belastungen.
Ihr Frank Seefelder