Das Geheimnisvolle der Meditation
von Dr. Dagmar Berg
Das Geheimnisvolle der Meditation soll entschleiert werden
So wie jeder menschliche Körper gleich gebaut ist, so ist auch das menschliche Bewußtsein immer gleich. Es ist nur eine Frage, in wie weit wir dies erkennen können. Jeder Mensch kann in seinem speziellen Körper anders krank werden, oder gesund sein. Er kann Glück oder Unglück empfinden, es ist nur eine Frage seines speziellen Bewußtseins. Das Bewußtsein selbst ist immer gleich und universell. Es hängt von jedem einzelnen ab, was er daraus macht.
Je besser wir unser Bewußtsein kennen, umso bewußter können wir leben und umso glücklicher. Meditation kann ein Weg dazu sein. Dabei ist es gleichgültig, welche Art der Meditation wir durchführen, der Ablauf ist immer derselbe.
Wenn wir anfangen zu meditieren, bringen wir zunächst einmal unseren Körper zur Ruhe. Wir versuchen unsere Muskeln zu entspannen. In der ersten Zeit gelingt dies nur unvollkommen,und es bleiben immer noch starke Spannungen bestehen. Dann versuchen wir unseren Geist, unseren Verstand zur Ruhe zu bringen. Unsere Gedanken, die dauernd mit irgend etwas beschäftigt sind, werden zentriert. Wir konzentrieren uns auf einen Gedanken, ein Mantra, den Atem, einen Ton, eine Bewegung, was immer es sein mag.
Das unwillkürliche Herumirren der Gedanken, was wir gar nicht mehr merken, wird unterbunden.
In dieser Zeit ist es sehr hilfreich, wenn wir durch einen Meditationslehrer, oder durch eine Gruppe unterstützt werden. Denn unsere Gedanken wollen immer wieder ausbrechen und ihr Eigenleben aufnehmen. Unser bewußter Verstand will die Herrschaft über unser tieferliegendes Bewußtsein nicht aufgeben. Welcher Herrscher gibt schon freiwillig seine Macht ab?
Doch im Laufe der Zeit und der Meditationsübungen werden wir uns der herumirrenden Gedanken mehr und mehr bewußt und lernen sie abzustellen. Wir lernen bewußter zu leben.
Dies bringt uns im alltäglichen Leben mehr Befriedigung, und so wird das Meditieren zu einem Bedürfnis für uns. Während wir uns am Anfang immer dazu aufraffen müssen, zu meditieren, wird es nun selbstverständlich.
Deshalb ist es auch so wichtig, am Anfang immer zur gleichen Zeit und auch eine bestimmte Zeit lang zu meditieren. Unser Körper und unser Geist gewöhnt sich dann daran. Unsere körperliche Entspannung während der Meditation wird besser, und wir sind auch im Alltagsleben entspannter.
Für viele Menschen bleibt dies das einzige Ergebnis der Meditation, und sie sind ganz zufrieden damit. Doch der Weg kann noch viel weiter gehen.
Wenn wir einige Monate oder Jahre so meditiert haben, fällt uns die körperliche Entspannung leichter, und wir können tiefer entspannen. Damit wächst dann auch das Bedürfnis in uns öfter und länger zu meditieren.
Wir können nun eine neue Ebene des Bewußtseins betreten. Dabei wird am Anfang häufig ein leichter Drehschwindel auftreten. Dies kann mit einem Gefühl der Schwärze und Nacht um uns sein. Dabei hört das bewußte Zitieren des Mantras oder das Beobachten des Atems auf.
Der Körper ist dabei dann völlig entspannt. Um in diesen Zustand zu gelangen, benötigt man am Anfang mindestens eine halbe Stunde bis Stunde der Meditation. Diese Zeit braucht der Körper, damit bestimmte physiologische Änderungen eintreten.
Durch die völlige Entspannung findet im Körper keine Energieumsetzung mehr statt. Es sammeln sich Energieträger, nämlich ATP im Körper an. Dadurch wird die Atmung langsamer und flacher, und zwar ohne daß wir dies bewußt verändern. Durch den verminderten Sauerstoffverbrauch infolge der körperlichen Entspannung braucht auch weniger Sauerstoff aufgenommen zu werden.
Dadurch sammelt sich nun aber mehr Kohlendioxyd im Blut an. Dies bedeutet einen kritischen Moment während der Meditation, denn nun will unser Körper wieder mehr atmen, um das Kohlendioxyd los zu werden und wieder Sauerstoff aufzunehmen.
Durch Konzentration auf die innere Atmung kann dieser Zustand überwunden werden. Damit ist unser Körper dann auf einem anderen Energieniveau. Alles Weitere geht jetzt leicht und von alleine.
Es kommt in unserem Körper zu einer Elektrolytverschiebung von extrazellulären und intrazellulären Elektrolyten. Unsere Nervenleitung wird dadurch verändert. Man kann dies an folgendem erkennen: Wenn in diesem Zustand ein Ton oder eine Berührung oder ein Licht auf den Meditierenden trifft, kommt es zu einem starken Zusammenzucken und reflexartigen Zittern des Körpers durch die spontanen Nervenentladungen.
Dies ist, wie wenn ein Stein in eine ruhige Wasserfläche geworfen wird. Zunächst spritzt das Wasser auf und dann bilden sich fortlaufende Wellen auf der Oberfläche, bis das Wasser wieder still geworden ist.
Verbleibt der Körper noch längere Zeit in diesem fast atem- und bewegungslosen Zustand, dann kommt es auch zu einer Änderung der Nervenleitung in unserem Gehirn.
Andere Bahnen werden geöffnet, wie die Weisen im Osten immer sagten. Der relative Sauerstoffmangel signalisiert unserem Gehirn eine Gefahr. Obwohl diese Gefahr gar nicht besteht, da unser Körper fast keinen Sauerstoff verbraucht.
Der Körper schüttet nun aber vermehrt Hormone aus, wie sonst üblicherweise in Lebensgefahr. Dies sind vermutlich Serotonin, Melatonin, Adrenalin und die Endorphine. Vor allen Dingen werden auch die Immunglobuline erhöht. Es bleibt weiteren Forschungen vorbehalten diese Stoffe noch genauer nachzuweisen.
In unserem Gehirn werden in dieser scheinbaren Lebensgefahr alle Zentren aktiviert. Nicht nur rechte und linke Gehirnhälfte, sondern auch tiefer liegende Gehirnabschnitte wie z.B. das Stammhirn.
Diese Aktivierung lässt uns in eine völlig neue Welt eintreten, die uns normalerweise verborgen ist. Die Wahrnehmung, die wir dann haben, gleicht der im Verlauf des Sterbens. Deshalb kann man diesen Zustand auch als den reversiblen oder bewußten Tod nennen. Doch aus diesem Zustand können wir jederzeit zurückkommen. Die Erkenntnis, die wir dabei hatten, bleibt uns jedoch bewußt.
Lesen Sie im nächsten Beitrag - Welche Wahrnehmung haben wir in diesem Zustand?
Herzlichst Dagmar Berg