Die Arbeitsweise der Schamanen als Heilmethode.
von Dr. Dagmar Berg
Das Gesetz der Berufung und der Heilung.
Es gibt sehr viele Bücher über verschiedene Heiler und Heilmethoden, aber es haben sich nur wenige Schulmediziner positiv, kritisch damit auseinander gesetzt. Genauso wie Gesetze in der Naturwissenschaft und Medizin bestehen, so gibt es auch Gesetze des Heilens. Das heißt, von der Berufung eines Heilers bis zu den Heilvorgängen selbst, folgt alles ganz bestimmten, immer gleichen Gesetzen, die nur wenigen Menschen bekannt sind. Mein Bestreben ist es, diese Gesetze aufzuzeigen, damit es leichter wird, die Spreu vom Weizen zu trennen, wie man so schön sagt.
Nachdem ich über dreißig Jahre als Chirurgin in eigener Praxis und Klink gearbeitet habe, wandte ich mich mit dem gleichen wissenschaftlichen Interesse vor über 20 Jahren der Erkundung des Heilens im weitesten Sinne zu. Ich habe viele Heiler dieser Erde besucht und bin bei einigen in die Lehre gegangen. Da ich als Ärztin kranke Menschen zu Heilern begleite, habe ich mit vielen Menschen gesprochen, die Heiler besucht haben und viele Schicksale erlebten. In meinem Bestreben herauszufinden, was wirklich abläuft bei einer Heilbehandlung, habe ich mich selbst bei vielen Heilern behandeln, ja sogar operieren lassen.
In dieser Arbeit möchte ich nun die Arbeitsweise der Schamanen erläutern.
Die Begriffe Geistheiler, spirituelle Heiler und Schamanen werden aus Unkenntnis oft durcheinander gebracht und verwechselt.
Spirituelle Heiler und Geistheiler heilen, indem ein Geist aus der jenseitigen Welt, der sich entschieden hat, nach seinem Ableben noch Gutes zu tun und den Menschen hier auf Erden Heilung zu bringen, durch sie als Medium hindurch wirken. Dies erklärt auch die große Bescheidenheit der spirituellen Heiler. Sie stellen ihren Körper zur Verfügung, damit der Geist des Verstorbenen durch sie hindurch wirken kann. Dafür verbringen sie viele Stunden in tiefer Trance.
Anders ist es bei Schamanen. Ein Schamane erweitert sein Bewusstsein, um so von einer anderen Ebene aus zu erkennen, warum der Kranke krank geworden ist. In diesem erweiterten Bewusstseinszustand kann er die Ursachen der Erkrankung der Menschen sehen und dann ausgleichen. In diesen erweiterten Bewusstseinszustand gelangen die Schamanen durch Einnahme von verschiedenen Kräutern.
Dies kann durch Trinken oder Inhalieren geschehen. Von indianischen Schamanen wissen wir, dass sie sich häufiger durch den Rauch von Kräutern in Trance versetzen, während die Schamanen in Südamerika dies durch Einnahme von Kräutern und Tees tun. Besonders bekannt ist bei uns der Ayahuascatee geworden.
Nach Meinung der Indigenos im Amazonasgebiet hat jeder Baum und jede Pflanze einen Geist. Auch wenn Pflanzen nicht sprechen können, sind sie bewusst und lebendig durch den Geist. Der Geist ist die Seele der Pflanze, der sie lebendig macht.
Daher kommt der Name Ayahuasca von Aya-, das bedeutet Geist und -huasca das ist der Wein oder die Ranke. Wer den Tee trinkt, nimmt die Seele der Pflanze auf und damit die Fähigkeit mit Geistern zu sprechen, Krankheiten zu diagnostizieren und zu heilen, aber auch die Zukunft vorherzusagen und die Gedanken der anderen Menschen zu erkennen und drohende Gefahren abzuwenden.
Der Gebrauch ist bei den Indios seit tausenden von Jahren bekannt. Bei uns wurde der Tee erst 1859 durch einen britischen Forscher entdeckt, der auch die Wirksubstanzen untersuchte. Die halluzinogene Wirkung beruht auf MAO-Hemmern und verschiedenen Alkaloiden.
Die Ayahuasca Liane und Wurzel wird vom Schamanen selbst gesammelt und dann in einem speziellen Verfahren, das nur ihm bekannt ist, drei Tage lang gekocht. Die Zubereitung ist ein ritueller Vorgang. Der Tee ist bräunlich, undurchsichtig und schmeckt bitter. Er wird in einer speziellen rituellen Veranstaltung unter Kontrolle des Schamanen innerhalb einer begrenzten Zeit getrunken. Zuvor müssen ganz bestimmte Reinigungsvorgänge und Aufklärung durchgeführt worden sein.
Da Ayahuasca reinigende Eigenschaften besitzt, können Erbrechen, Durchfall und Schweißausbrüche auftreten. Dadurch wird der Körper von giftigen und zerstörerischen Substanzen befreit. Es können auch ein leichter Schwindel und Gleichgewichtsstörungen auftreten, die sich jedoch in kurzer Zeit wieder legen. Der Schamane kann entweder den Tee selbst trinken und dann für den Kranken sprechen und handeln, oder er teilt in einer rituellen Veranstaltung den Tee mit allen Teilnehmern.
Bei der Reise nach Peru fand ein ganz spezielles Ritual statt. Dazu gehörte das Sammeln der Pflanze im Urwald, Gespräche und Aufklärung. Vor der Sitzung muss der Körper innerlich und äußerlich gereinigt werden. Erst dann ist man bereit, den Tee abends in einer gemeinsamen Sitzung zu trinken. Die Wirkung ist bei jedem Menschen verschieden, aber auf jeden Fall sehr tiefgreifend. Es kommt zu einer tiefen Transformation, bei der auch Heilung stattfinden kann. Ich darf hier auf den Film von Clemens Kuby „Unterwegs in die nächste Dimension„ verweisen. Dabei wird über eine Ayahuasca-Sitzung und anschließende Heilung berichtet.
Zum Schluss möchte ich noch von meiner persönlichen Erfahrung mit Ayahuasca berichten. Im Rahmen einer Fernsehsendung hatte ich vor über 15 Jahren zusammen mit Rainer Holbe die Möglichkeit unter Kontrolle Ayahuasca das erste Mal einzunehmen. Dabei war ich außerhalb meines Körpers und begegnete meinem Geistführer. Ich konnte ihm alle Fragen stellen, die mich interessierten.
Er zeigte mir, warum Menschen krank werden und wie man gesunden kann. Die Hauptursache ist immer Angst, die in uns zu einer Veränderung der Körperchemie führt.
Erst wenn man diese Angst erkennt und überwindet, kann man gesund werden.
Nachdem ich wieder zu mir kam, konnte ich die Gedanken der Menschen um mich herum erkennen. Ich wusste, was in der nächsten Zeit geschehen würde und dass alles gut war. Zusammengefasst muss ich sagen, es war ein tiefes Erlebnis für mich, das mein weiteres Leben ganz entscheidend beeinflusst hat.
Herzlichst Dagmar Berg