Vertrauen ist besser als Kontrolle.
von Claudia Sieber Bethke -
Als ich gerade meine Walkingrunde gedreht habe, sind mir wie so oft Gedanken durch den Kopf gegangen. Geht es Euch auch so, dass ihr mit etwas Abstand erkennt, wie die Dinge in unserem Leben geführt werden?
Doch obwohl wir das „wissen“, fällt es uns zwischendurch schwer, dieser Führung zu vertrauen. Woran mag das liegen?
Ich habe mir die Frage gestellt, was denn überhaupt Führung bedeutet? Manche verwechseln es mit Kontrolle, und manch einer nimmt „seinem Schützling“ seine Selbstverantwortung ab und nennt es Fürsorge.
Ich habe kürzlich über ein Unternehmen gelesen, dessen Gründer und „Geschäftsführer“ die Führung seines Unternehmens auf seine Mitarbeiter übertragen hat. Der eine oder andere mag hier die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, und sich fragen, wie das gehen soll. Aber „wie durch ein Wunder“ funktioniert es sehr erfolgreich. Die Mitarbeiter fühlen sich so sehr mit dem Unternehmen verbunden, dass sie für es sorgen, als sei es ihre eigenes! So etwas funktioniert nur mit Vertrauen, einem Sinn für Gleichwertigkeit und Empathie. Und da ist oft schon der Haken an der Sache…
Von wem würden wir uns führen lassen?
Sicher nur von jemandem, dem wir vertrauen. Wenn wir an dessen Wissen, an seine Intention und an die Person an sich glauben. Und glauben heißt vertrauen.
Und wie ist das nun in unserem Alltag?! Wir vertrauen unseren besten Freunden, unseren Eltern und unserem Partner. Also den Menschen, die wir lieben. Manche von uns vertrauen auch auf Gott. Aber vertrauen wir auch uns selbst? „NATÜRLICH!“ – ich kann die vereinzelte Entrüstung über diese Frage förmlich über den Äther hören ;) Aber mal ehrlich, das mit dem Selbstvertrauen ist gar nicht so einfach.
Vor allem, wenn es im Leben gerade nicht so rund läuft, wie man das gerne hätte… Aber gerade da wäre es nötig zu vertrauen – auf uns selbst und auf diese wundervolle Führung von „oben“. Aber warum ist es gerade dann so schwer? Habt ihr euch schon mal gefragt, wie sehr ihr euch liebt, wenn etwas schief läuft?! Und war es nicht so, dass wir Denen am meisten vertrauen, die wir lieben….
Nun, wenn Vertrauen etwas mit Glauben und Liebe zu tun hat, dann gilt das auch für das Selbst-Vertrauen und den Glauben an uns selbst – und für die Selbst-Liebe. Und leider geschieht es oft, dass wir den Glauben an uns selbst verlieren, wenn etwas nicht so läuft, wie wir uns das gewünscht haben. Und von „sich selbst lieben“ ist in diesem Moment auch nicht unbedingt die Rede. Wie sollen wir uns dann noch vertrauen?! Dann tauchen diese komischen Fragen in uns auf, die wir uns schon als Kind gestellt haben… Was habe ich falsch gemacht? Bin ich gut genug? Habe ich genug getan? Selbstzweifel übernehmen die Macht in unseren Gedanken. Und ein Schuldgefühl rutscht gleich hinterher…
Aber ist es wirklich wahr, dass wir etwas besser oder anders machen hätten können?
Nun, wenn wir mit dem uns bekannten Hintergrundwissen, mit dem Bemühen uns einzufühlen und einzulassen und im Einklang mit unseren Intentionen und Werten gehandelt haben, haben wir bereits unser Bestes gegeben! Was könnte noch besser sein?
Denn wir dürfen nicht vergessen, dass es immer noch eine andere Seite gibt.
Eine Seite, die vielleicht etwas anderes möchte und genauso nach den eigenen Werten und Vorstellungen gehandelt hat – und auf dieser Basis ihr Bestes gegeben hat. Mit der Bereitschaft dies empathisch anzuerkennen, zeigt sich uns auch die Gleichwertigkeit. Wenn wir bereit sind, das zu sehen und anzuerkennen, entsteht wieder ein Gleichgewicht – innen wie außen. Damit haben wir die Chance, wieder an uns selbst zu glauben. Und behalten unseren Mut, uns wieder auf neue Wege einzulassen und darauf zu vertrauen, dass alles so kommt, wie es zu uns gehört. Eine wunderbare Basis, die Führung für das eigene Leben zu übernehmen – im Selbst- und Gottvertrauen.
Und wir können wieder darauf vertrauen, dass alles zu unserem Besten geschieht…
Herzlichst Claudia Sieber Bethke