The Journey und die innerliche Befreiung.
von Brandon Bays -
The Journey und die innerliche Befreiung - Die Reise zu sich selbst.
Neulich hörte ich, wie sich meine Tochter mit ihrer Freundin unterhielt. „Du hast sturmfrei? Wo fährt deine Mutter denn hin?“ – „Auf so ein Seminar, auf dem man leuchtende Augen bekommt,“ erwiderte meine Tochter in einem Tonfall, als würde sie über etwas so Selbstverständliches wie das Wetter sprechen.
Dabei ist sie keineswegs ein Kleinkind, das alles einfach hinnimmt, ohne es zu hinterfragen, sondern eine intelligente 18-Jährige, die erfolgreich die 12. Klasse des Gymnasiums besucht.
Dass sie dennoch in einer solchen Selbstverständlichkeit darüber spricht, liegt daran, dass sie diese leuchtenden Augen wieder und wieder sieht. Für sie ist es selbstverständlich geworden, dass häufig ein Zettel an unserer Wohnungstür hängt mit der Aufschrift „Journey, bitte nicht stören“ und dann anschließend Menschen mit leuchtenden Augen bei einer Tasse Tee am Küchentisch sitzen.
Verantwortlich für dieses Phänomen ist „The Journey“. Journey bedeutet „Reise“, und bei dieser faszinierenden Selbstheilungsmethode handelt es sich tatsächlich um eine Reise: Eine Reise durch die vielfältigen Schichten unserer Gefühle hindurch bis in unserem innersten Wesenskern.
Auf ihr begegnen wir nicht nur unseren unterdrückten Ängsten, sondern auch der unterdrückten Kraft, die wir nicht zu leben wagten. Wir begegnen nicht nur den Wunden unseren inneren Kindes, sondern auch dessen unbändiger Lebensfreude. Wir begegnen einer Liebe, die tiefstes Verzeihen ermöglicht und von der wir instinktiv wissen: Diese Liebe ist das, was wir in Wahrheit sind!
Die Sehnsucht, diese Liebe zu finden, ist in jedem von uns, doch die meisten suchen sie nicht an dem einzigen Ort, an dem sie sie finden können: in sich selbst. Oft ist uns diese Sehnsucht noch nicht einmal bewusst, und doch ist sie die Triebfeder unseres Handelns.
Sie treibt uns in Beziehungen und Kirchen, lässt uns nach Anerkennung und Aufmerksamkeit streben und kann sogar die Ursache von Süchten sein – denn die Worte Sucht und Sehnsucht sind nicht nur sprachlich miteinander verwandt.
Vielleicht sehnen wir uns so sehr danach, diese Liebe zu finden, weil wir instinktiv spüren, dass sie so stark ist, dass sie selbst unsere tiefsten Wunden heilen kann. Und das kann sie tatsächlich, wie ich in den zahlreichen „Reisen“, die ich selbst gemacht habe oder auf denen ich andere begleitet habe, erleben durfte.
Häufig bin ich dabei meiner Mutter begegnet, was mir anfangs schleierhaft war, denn ich liebe die heute 81-Jährige wirklich von ganzem Herzen. Ich wusste zwar, dass wir in meiner Kindheit und Jugend oft wie Hund und Katz gewesen waren, aber das glaubte ich längst überwunden und verziehen zu haben.
Aber das Kind in mir, von dem ich nicht einmal ansatzweise geahnt hatte, wie lebendig es noch in mir war, das hatte ihr nicht verziehen, sondern steckte noch voller Vorwürfe ... und auch voller Ängste, die mein Leben noch immer bestimmten.
Als kleines Mädchen beobachtete ich z.B. einen schlimmen Streit zwischen meinen Eltern und Brüdern. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, was diese Menschen, die ich doch so lieb hatte, da machten. Ihr Verhalten ängstigte mich, und ich kam mir nicht nur schrecklich verloren vor, sondern sogar verraten, denn ich war überzeugt davon, dass Menschen, die sich so verhalten, mich nicht beschützen können.
Und wenn es sie schon nicht können, dann auch niemand sonst. Also beschloss ich, mich selbst zu beschützen und gab fortan vor, viel stärker zu sein, als ich mich oft tatsächlich fühlte. Dieses Bild aufrecht zu erhalten, kostete mich mein Leben lang unglaublich viel Kraft.
Man darf hier nicht von der intellektuellen Sicht des Erwachsenen ausgehen, dem manche Geschehnisse vielleicht als so banal vorkommen, dass es unvorstellbar scheint, dass sie das Kind in uns beeinflussen oder gar traumatisieren konnten. Doch – ganz im Gegensatz zu uns Erwachsenen – fühlte dieses Kind noch mehr, als es dachte. Erst nach und nach lernte es, dass fühlen weh tut und begann, sein Herz zu verschließen.
Eine Maßreglung beispielsweise für eine Handlung, die schierer Lebensfreude entsprang, kann im Kind zu deren Unterdrückung führen. Ein simples „Nun lass mich doch mal endlich in Ruhe“ der Mutter oder des Vaters kann ein Gefühl der Wertlosigkeit auslösen oder ein nicht gehörtes Weinen zu Verlustängsten führen. – Es ist vollkommen unerheblich, wie wir diese Dinge heute bewerten, ausschlaggebend ist allein, wie wir sie damals als Kind empfunden haben.
The Journey ermöglicht uns nicht nur den Zugang zu diesem Empfinden, sondern vor allem, dass auch das Kind in uns endlich, endlich verzeihen kann. Die Befreiung, die damit einhergeht, ist unvorstellbar, denn indem wir unser inneres Kind von seinen Wunden heilen, heilen wir auch uns von so Vielem, worunter wir vielleicht sogar schon Jahrzehnten litten.
So tief greifend diese Methode auch wirkt, so ist sie dennoch – einmal erlernt – kinderleicht von jedermann anzuwenden. Man öffnet sich einfach für seine Gefühle und wendet sich dem zu, das als erstes auftaucht. Vielleicht ist es Unsicherheit, dann heißt man die Unsicherheit von ganzem Herzen willkommen.
Das ist uns zunächst fremd, denn wir haben ja gelernt, unangenehme Gefühle von uns fernzuhalten. Doch wenn wir gerade diese Gefühle liebevoll einladen, stellen wir fest, dass sie gar nicht wehtun, wenn sie liebevoll eingeladen werden, und dass es in ihrem Zentrum – wie im Auge eines Hurricans – vollkommen still ist.
In dieser Stille taucht dann ein darunter liegendes Gefühl auf, das man genauso liebevoll einlädt. Solcherart „reist“ man Gefühl um Gefühl tiefer zu Schichten, die dem Tagesbewusstsein verborgen sind.
Dort finden wir unsere ursprünglichen Wunden, die zumeist die unseres inneren Kindes sind. Ihm begegnen wir in der Grundschule, im Kindergarten, im Laufstall oder sogar im Mutterleib und damit sogar Ängsten, die damals noch nicht einmal aussprechbar waren.
Doch wir „reisen“ noch tiefer. Bis in die Quelle unseres Seins, in die reine Liebe, die wir sind. Getragen von dieser Liebe treten wir dann die „Rückreise“ an, und auf ihr kann unser inneres Kind endlich sein Herz wieder öffnen, verzeihen und sich damit von den Lasten befreien kann, die es so lange in sich trug.
Indem es sein Herz öffnet, spüren wir augenblicklich wieder kindliche, ungestüme Lebensfreude in uns. Es ist, als hätten wir einen Kokon abgeworfen, der uns schon so lange eingezwängt hatte.
The Journey führt uns zu den Wurzeln unserer Probleme, Ängste, emotionaler und sogar körperlicher Blockaden. Dadurch, dass wir diese ausgraben, verschwinden die Symptome wie von selbst und geben den Weg frei für ein Leben voller Vertrauen und Freude, das wir nun mit leuchtenden Augen leben, lieben und genießen können. (Anke Schmitz)
Brandon Bays erkrankte im Alter von 39 Jahren an einem fußballgroßen Gebärmuttertumor. Die Ärzte rieten zur sofortigen Operation, doch Brandon wollte herausfinden, warum sie trotz ihrer gesundheitsbewussten Lebensweise erkrankt war. Deshalb bat sie die Ärzte um ein wenig Zeit, die sie dazu nutzte, sich nach innen zu wenden.– Nach sechseinhalb Wochen war nicht nur der Tumor vollständig verschwunden, sondern auch die seelischen Wunden, die ihn verursacht hatten. Aus dieser Erfahrung entwickelte sie The Journey, die faszinierende Selbstheilungsmethode, die weltweit schon Tausenden zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden verholfen hat.
Bücher von Brandon Bays
The Journey – der Highway zur Seele
In Freiheit leben – Aufbruch zum wahren Selbst
The Journey for Kids – Befreiung von Ängsten und traumatischen Erinnerungen