Realitätsgestaltung:
Neue Hinweise auf die Realitätsgestaltung des Bewusstseins - Teil 2 -
von Bodo Deletz -
Es gibt jedoch sehr viele Phänomene, die sich mit dieser „Wahrheit“ nicht erklären lassen oder ihr sogar widersprechen. Die meisten dieser Phänomene entziehen sich einer wissenschaftlichen Betrachtung, sodass sie von den Böcken leicht abgeschmettert werden können. Zu einem dieser Phänomene wurden jedoch in den letzten Jahrzehnten sehr viele wissenschaftliche Forschungen angestrengt. Es geht um den so genannten Placebo-Effekt.
Anfang 2011 veröffentlichte der Wissenschaftsbeirat der Bundesärztekammer in einem 190-seitigen PDF neue, unglaubliche Forschungsergebnisse. bundesaerztekammer.de/downloads/Placebo_LF_1_17012011.pdf
Zitat: Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Forschung ist, dass Placebo- und Verumeffekt hirnphysiologisch und -anatomisch lokalisierbar sind. Der Placeboeffekt ist damit nicht auf ein bloßes Epiphänomen reduzierbar. Da der Placeboeffekt nachgewiesenermaßen eine somatische bzw. (neuro-)biologische Basis hat, rückt somit die Frage seiner therapeutischen Relevanz mehr und mehr in den Mittelpunkt. Zahlreiche Metaanalysen zeigen, dass der Placeboeffekt für viele klinische Bilder therapeutisch relevant ist, für den einzelnen Patienten vorhersagbar ist er aber (noch) nicht. Es existiert bislang kein umfassendes Modell, das den Placeboeffekt hinreichend erklärt.
Auf Deutsch bedeutet dies Folgendes: Wenn ein Mensch ein Placebo bekommt, sagen wir einmal eine Spritze, dann registriert sein Körper offensichtlich, dass in dieser Spritze kein Wirkstoff enthalten ist. Wenn dieser Mensch jedoch glaubt, ein wirksames Medikament erhalten zu haben, dann tut sein Unterbewusstsein aufgrund der positiven Erwartungshaltung etwas absolut Unglaubliches: Es veranlasst im Gehirn die Ausschüttung von Botenstoffen, die im Körper dafür sorgen, dass die fehlenden Wirkstoffe einfach selbst hergestellt werden!
Der Körper stellt jedoch nicht unbedingt die gleichen Stoffe her, die angeblich im Medikament enthalten waren. Das Unterbewusstsein veranlasst sehr häufig die Produktion völlig anderer Stoffe, die jedoch gleichermaßen die erwartete Medikamentenwirkung herstellen. Die Wirkung der selbst hergestellten Stoffe kann der des Medikamentes sogar überlegen sein.
Der Placebo-Effekt ist daher laut Bundesärztekammer nicht auf eine Begleiterscheinung (Epiphänomen) reduzierbar, sondern hat eine eigene neurobiologische Basis. Erklären kann man die Existenz des Placebo-Effektes mit den derzeitigen wissenschaftlichen Weltanschauungen jedoch nicht. Auch kann er (noch nicht) bei allen Patienten zuverlässig ausgelöst werden, da bislang noch nicht alle Faktoren dazu vollständig erforscht sind.
Die Macht, die unsere Erwartungshaltung auf unser Unterbewusstsein und damit auf Körper, Seele und Geist ausüben kann, ist schier unglaublich, und die Grenzen dieser Macht sind noch längst nicht ausgelotet. Die Forschungsergebnisse, die dazu bislang veröffentlicht wurden (im Internet teilweise auch als Filmbeiträge), sind überaus beeindruckend. Placebos werden nach Aussage der Bundesärztekammer z.B. nach Organtransplantationen eingesetzt, um die Abstoßung des fremden Organs zu verhindern, sie helfen bei fast allen Arten von körperlichen und seelischen Schmerzen, Allergien, Asthma, Autoimmunkrankheiten, Reizdarmsyndrom, Bluthochdruck, Parkinson usw. usw. Gleichzeitig helfen sie auch bei sehr vielen geistigen Erkrankungen wie Depressionen, Burnout, Ängsten, Neurosen etc.
Die Effektivität des Placebos scheint dabei sehr stark davon abhängig zu sein, wie sehr sich die Erwartungshaltung des Patienten auf den Glauben an die Wirksamkeit seiner Behandlung stützt.
Im Teil 3 gehe ich näher auf das Thema "Effektivität des Placebos".
Liebste Grüße
Bodo Deletz (alias Ella Kensington)
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