Rainbow Spirit Festival 2011 München: NACHLESE.
von Satyam S. Kathrein -
Spiritualität und Rainbow Spirit Festival.
Das hätten sich die Veranstalter sicher nicht träumen lassen, nach dem mäßigen Erfolg in Berlin nun ein grandioser Durchbruch in München. Überall zufriedene Gesichter, großer Zulauf, gute Verkaufszahlen bei den Devotionalienhändlern und die Heiligen verschiedenster Farbgebung klopfen sich gegenseitig einträchtig auf die Schultern, was für ein Ring der Kraft des Bewusstseins!
Halt, stopp, bevor wir ins komplette Lobhuddeln abdriften, da war ein kleines Fleckchen vor der Türe, die brachten nie wahrgenommene Schrägtöne ins lichtvolle Allerlei, die Zen-Rebellen.de. Und noch ein Hoffnungsschimmer, ein Kabarett voll lustiger Zwietracht berichtet von, ach so bekannten spirituellen Phänomenen, Sugata Wolf Schneider vom ältesten esoterischen Bistumsblatt nahm glänzend auf die Schippe, was dort hingehört. Aber was kann man doch herzhaft lachen über Wahrheit und Realität wenn´s, als Witz getarnt, keinen wirklich betrifft.
Es scheint wie verabredet im morphogenetischen Klima, zwischen den Gurus diverser Zirkel, wenn du was verdienen willst, musst du dich so in Szene setzen, dass der Zuschauer begeistert applaudiert. Meint, werfe lichte kleine Brocken unters Volk, was jeder gerne übers Ego verdaut, zeige dabei klar an, keine Gefahr für die Komfortzone des inneren Schweinehundes und versprich trotzdem Erleuchtung pur! Brot und Spiele, wie damals im Kolosseum des alten Roms.
Da haben wir den Salat, alle bestechlich, aus auf Geld, Macht, Anhänger, ein Standbild der Einzigartigkeit im Sinn. Tja, und wie man sieht werden auch Gurus älter. Wer muss da nicht noch ein paar Sesterzen für die Restjahre als Rente beiseite legen.
Allen voraus die Bänkelsänger der New Age Liturgie, Mantras bis zum Umfallen, Verzückung als Welle der Verzauberung…! Der Zuschauer erhascht den Funken, gerät in Satori- ähnliche Anfälle. Ob wohl genug Leute vom Roten Kreuz diese Art Drogenkonsum betreuen?
Also am Ende doch alles sehr gewöhnlich, wie schon bei Julius Cäsar, der insgeheime Erleuchtungs-Wettlauf läuft auf Hochtouren und Sohn Brutus wartet schon in den Startlöchern!
Doch Moment, ähnlich wie in Gallien damals, ein kleines Wunder, vor der Eingangspforte warnen die Zen-Rebellen.de vor dem Grauen diverser Scharlatanerie. Mancher Stein fliegt zwar sprichwörtlich wie zu Christus Zeiten, doch dem zum Trotz sind nicht wenige Gäste begeistert über diese Pilger des Lichts, die erkannt haben, dass tatsächliches Wachstum an Bewusstsein nichts mit Abziehbildchen vom Jahrmarkt zu tun hat.
Und nach Jahren bemerkt man, es funktioniert nicht! Die universellen Gesetze spielen in Wirklichkeit ganz anders!
Was im High-Fly-Event noch mitreißend ein Hochgefühl erzeugt, lässt sich im Alltag nicht einfach so in eine Innenschau verwandeln, in der man in der Praxis der Begegnung mit Frau, Kindern, Freunden, Kollegen auf Kontrolldramen verzichtet, die bei genauer Betrachtung eine immense Täterschaft des eigenen Egos nachweisen. Und jeder Mensch weiß genau von seinen Ego-Taten. Doch man vernebelt es sich gerne mit etwas Selbsthypnose, schaut lieber in Nachbars Garten und besucht alle Jahr mal diese Eso-Messe mit seiner gigantischen gegenseitigen Abmachung, tu du mir nichts, dann tu ich dir auch nichts – lass uns einfach eloquent in höhere Dimensionen abrauschen… Ganz wie im richtigen Leben, Glückwunsch!
Nichts für ungut!
Satyam S. Kathrein
Zen-Rebellen.de - Pilger des Lichts