Liebesbewusstsein - ein Kurs im Lieben.
von Sara Marija Hardenberg -
Mit Blick auf die Spiritualität in der heutigen Zeit verdient die Liebe mehr denn je unsere besondere Aufmerksamkeit. Sie verlangt eine tiefe, ernste und neue Sicht auf das Bewusstsein, was wir für die Liebe übrig haben und für Liebe halten.
Das Liebesbewusstsein geht mit einem ganz schlichten und einfachen Blick durch das Leben. Mit dem einzigen wichtigen Gedanken im Sinn - der Frage nämlich, ob das, was wir in Liebe tun, andere Menschen bereichert und in ihrer Entwicklung weiterbringt. Sowie der Frage, ob das, was einem von Anderen entgegengebracht wird, bereichert und uns selbst in Entwicklung bringt.
MP3 - Gebet an die Liebe
Das Liebesbewusstsein ist eine sehr hohe Schule. Dies zu äußern mag zunächst sehr einfach klingen und man könnte meinen, das alles sei hinlänglich bekannt. Insbesondere als spiritueller Mensch könnte man dazu sagen: „Das praktiziere ich längst alles, das ist doch eine Binsenweisheit!“
Liebe ist nicht „einfach“, sondern speziell und sicher im Kern logisch und zärtlich einleuchtend. Nur hat jeder Mensch genügend damit zu tun, sich zu beobachten, wo er in Zweifeln, Unstimmigkeiten, Unwahrhaftigkeiten, Arrangements und Kompromissen in seinem Leben unterwegs ist.
Es verlangt viel Aufrichtigkeit zu begreifen, in welchen Bereichen man noch immer ohne Vertrauen ist, wo man sich hinter Zwängen versteckt. Es verlangt Ehrlichkeit in der Frage, wie sehr man noch bereit ist, seine Ängste, Zweifel und Unstimmigkeiten hinzunehmen. Wie sehr man sich unreflektiert auf Verstandesebene damit einverstanden erklärt hat und einen liebesfernen Status Quo aufrechterhält – vielleicht ohne dies von Herzen zu wollen.
Alibi des Egos
Wie schnell neigt man zu resignativen Aussagen.? Sei es die Arbeit „Ich habe nichts anderes gelernt!“, oder die Beziehung: „Wir sind schon so lange zusammen!“, seien es die Finanzen: „Erst, wenn ich alleine bin und einen anderen Job habe, dann…“ Das ist wie ein innerer Verkauf an eine schlechtere Variante. Man verscherbelt geradezu seine Seele. Und das sollte jedem bewusst sein, der so lebt.
Vor diesem einfachen Sachverhalt stellt sich die Frage:
Wer ist wirklich spirituell und mit vollem Bewusstsein in der Liebe, wenn er sich noch für Kompromisse, Ängste und Zweifel und Arrangements hergibt?
Liebe ist in dem Zusammenhang vor allem Wahrhaftigkeit und Stimmigkeit. Liebe will - göttlich gesehen - immer, dass wir Gottes Achtung vor uns selbst und dem Leben ganz in seinem Sinne und in seinem Namen ausdrücken.
Denn in der Selbstliebe, von der so viel gesprochen wird, geht es stets darum, innerlich die Frage an sich zu richten, ob das, was man gerade tut, lebt, spricht, denkt, handelt, entscheidet, bewohnt oder anzieht, in Stimmigkeit ist mit der eigenen Seele und den eigenen Werten.
Genau da nämlich verlässt das Liebesbewusstsein die schöne Theorie und greift konkret ins „spirituelle“ Leben ein. Sie ist die Instanz, der es sich zu stellen gilt, wenn man seinen „Erhabensten Gedanken“ formuliert, dem eigenen Leitfaden der gelebten Liebe. Die Autorität, der wir gewachsen sein sollten, bevor wir klar für uns und vor anderen erklären: „Ich möchte die Liebe leben. Und ich möchte Menschen bereichern und mich gleichermaßen bereichern lassen. Weil ich es wert bin.“
Was sind Erhabenste Gedanken?
Der erhabenste Gedanke ist ein Gedanke in Demut.
Sätze wie: „Ich möchte die Liebe leben. Ich möchte Menschen bereichern.“ sind erhabene Gedanken. Grundgedanken, die einen auch in Zeiten vorantreiben, in denen man Krisen durchlebt, oder scheinbare Opfer und Verzicht üben muss, um dem Erhabensten treu zu bleiben. Denken wir das Erhabenste in der Krise, verliert sich jedes Gefühl, man würde ein Opfer bringen, oder Verzicht üben. Denn in der Treue und dem Gefühl zum erhabensten Gedanken vollzieht sich der größte Sinn.
Immer dann, wenn wir dem Sinn, dem Kern treu bleiben, ist weder ein Verzicht, noch eine Krise von Bedeutung, da wir immer den höheren Sinn und das höhere Ziel vor Augen haben, was wir verkörpern möchten. Diese „Grundsubstanz“ lässt alles andere, was unser Ego stören könnte, wie Ängste, Zweifel, Befürchtungen, verschwinden. Der erhabenste Gedanke treibt uns wie eine magnetische Kraft voran, und gibt uns unbegrenzte Energie, haben wir uns seelisch unwiderruflich für das Erhabenste in unserem Leben, den erhabensten Gedanken und das erhabenste Ziel in unserem Leben entschieden.
Was bedeutet: Ich bleibe mir in der Liebe selber treu?
Mir selber treu zu bleiben bedeutet, im Rahmen des Liebesbewusstseins ein besonderes Beobachtungsbewusstsein zu haben und liebevollen, objektiven, zärtlichen und toleranten Blickes zu prüfen, ob das, was man gibt, tatsächlich angenommen wird. Ob man von anderen Menschen dankbar etwas zurückerhält, wonach man spürt, dass man liebevoll geachtet und wertgeschätzt wird. Oder ob vom Nehmenden nur konsumiert wird, was man gibt, schenkt und tut. Ohne Gefühle von Dankbarkeit und Wertschätzung zu empfinden, geschweige denn zu äußern. Wenn es also heißt, dass man sich selbst treu sein darf, so ist es auch unsere treue Aufgabe, festzustellen, wann man sich in Mangelsituationen hineinbewegt. Es heißt, dann in der Klarheit Gottes zu sagen: „Hier bin ich nicht richtig. Hier wird meine Liebe und mein Tun nicht wertgeschätzt.“ Wir haben letztendlich das Recht und vor uns selbst die innere Pflicht, zu gehen. Das heißt, sich dem Gefühl des Egos zu widersetzen. Seinen Ängsten und Zweifeln keine Beachtung zu schenken, sondern diesen Mangel an Gefühlen und den Mangel der Situation zu verlassen, stark zu uns selbst zu stehen.
Es ist sehr wichtig, den Mut zu haben, sich für die Liebe zu entscheiden und für die Selbsttreue. Die Selbsttreue im Sinne eines göttlichen Wertes, eines göttlichen Gutes, trägt viel, viel mehr Gewicht und göttliche Nachhaltigkeit in sich, als die eigene Angst, man könnte plötzlich alleine sein.
Zurück zur Intention der Bereicherung. Sie ist ein bewusster Vorgang innerhalb des Liebesbewusstseins. Für das, was man erhält, kann man schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt unmittelbar Freude und Dankbarkeit empfinden.
Der Liebende ist erfüllt und bereichert, wenn er spürt, dass seine Liebe ankommt. Es ist so schön, zu spüren und wahrzunehmen: „Meine Liebe, mein Engagement, meine Wahrhaftigkeit, meine Taten, meine Qualitäten, meine Werte, ja all das, was ich auf der Basis von Liebe säe, kommt bei anderen Menschen an, bereichert eine Situation oder eine Person, meinen Partner, meine Kinder! Oder vielleicht auch einfach ein anderes Lebewesen.“
Wenn man spürt, dass man gibt, ist es immer wichtig, auch zu fühlen, mit welchen Gefühlen wir geben. Geben wir es mit Freude, Freiheit und Freiwilligkeit? Dann sind wir in der Resonanz der Liebe. Wenn wir es nicht mit Gefühlen der Stimmigkeit geben, oder aus der Pflicht heraus, dann wird es beim Anderen nicht wirklich als solches ankommen können.
Nehmen wir offenen Herzens, oder sind wir zurückhaltend, vielleicht sogar unterstellend? Weil wir dem Anderen nicht zutrauen, dass er uns auf der Basis von Liebe etwas freien Herzens gibt?
Ehrlichen Herzens zu sein bedeutet auch ehrlichen Prüfens und Wahrnehmens für uns und den anderen auf der Basis von Liebe.
Es ist die gegenseitige, bewusste, ausdrückliche Wertschätzung, das reale Erhalten und nicht nur eine stille Vermutung, wie ein anderer mit meiner Liebe umgeht, oder ich selbst mit dem Erhalt umgehe.
Liebe ist etwas ganz Reales, etwas ganz Einfaches, was sich im Miteinander bewusst ausdrückt.
Es ist wichtig, Liebe kritisch in Frage zu stellen oder zum Ausdruck zu bringen. Man handelt im göttlichen Sinne, wenn man den anderen in die heilende Situation bringt, sich darüber Bewusstheit zu verschaffen, wie gut oder schlecht dieser mit Liebe umgeht. Sich selber treu zu bleiben bedeutet auch, den anderen aufzuwecken und mitzureißen in das Liebesbewusstsein. In die Pracht, Liebe miteinander leben zu können, hineinzuwachsen durch Offenheit und Objektivität.
Dies beinhaltet, Bedingungslosigkeit zu leben. Denn Liebe ist Bedingungslosigkeit. Nur – was ist bedingungslos?
Bedingungslosigkeit meint, Mangelsituationen innerhalb der Liebe unbewertet anzusprechen. Nicht darüber nachzudenken, ob ich einen anderen negativ berühre, oder verletzen könnte, weil ich etwas kritisch äußere. Auf der Basis von Liebe Dinge kritisch anzusprechen, ohne zu verletzen und die Kunst der konstruktiven liebevollen Gesprächsführung zu praktizieren.
Es heißt, nicht darauf zu verzichten, den anderen unberührt zu lassen, aber auch nicht darauf zu verzichten, selber unberührt zu bleiben.
Liebesbewusstsein bedeutet, sein Herz, seinen Geist, seine Seele zu öffnen, um mit Gottes Augen zu sehen, wo keine Liebe existiert. In einem selbst, oder in der Welt.
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Herzlichst Sara Marija Hardenberg
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