Die psychischen Leiden des Menschen.
von Martinus -
Wie ist es nun möglich, dass im Alltagsleben der menschlichen Gesellschaft eine solche Misere herrscht? In den übrigen Schöpfungsprozessen der Natur gibt es doch mehr Harmonie. Unter den Tieren gibt es mehr Lebensfreude. Die Vögel jubeln gen Himmel, die Tiere tummeln sich in Paarungs- oder Liebesspielen und haben keine besonderen Sorgen. Sie haben zwar ihre Todfeinde, aber die Situationen, in die sie durch diese Feinde kommen, bringen ihnen entweder einen schnellen Tod oder sie entwischen dem Tod, und dann gibt es keine weiteren Spekulationen darüber.
Das Erlebnis ruft bei diesen Wesen keinen besonderen seelischen Konflikt, keine Melancholie oder Niedergeschlagenheit hervor. Anders sieht es beim Menschen aus, der sich ziemlich deutlich an eine Unannehmlichkeit erinnert und in der Phantasie Gedankenbilder bildet, die als Furcht vor einer Wiederholung der Situation wahrgenommen werden usw. Der Mensch hat eine größere Psyche als das Tier und leidet nicht nur physisch, sondern auch psychisch unter den unangenehmen Dingen, von denen er glaubt, dass sie ihm durch die Umgebung zugefügt werden.
Diese psychischen Leiden fügen dem Wesen wiederum gewisse Arten von Krankheiten im physischen Organismus zu – Geschwülste und Polypenbildungen, Krebsleiden und starke Verkalkungen etc. – ganz abgesehen von den zerrütteten Nerven und den daraus folgenden Nervenzusammenbrüchen. Wir kommen hier alles in allem zu der Weltsituation, in der sich die Erdenmenschen überall befinden. Dies liegt also ganz und gar an ihrer Moralauffassung. Bedenken Sie, dass die Moralauffassung oder Lebenserkenntnis eines Wesens so wichtig ist, dass sie der Hauptfaktor in der Schicksalsbildung des Wesens ist! Wie bekommt man nun die Menschheit dazu, dies so einzusehen, dass sie dadurch ihrem eigenen unglücklichen Zustand abhelfen und den erwünschten dauerhaften Frieden erreichen kann?
Herzlichst Martinus
Dieser Artikel beruht auf einem Manuskript, das Martinus als Vorbereitung für einen Vortrag verfasste, den er am 19. Februar 1950 im Vortragssaal des Instituts hielt. Kleinere sprachliche Korrekturen und Stücküberschriften wurden von Ole Therkelsen angebracht. Der Artikel wurde vom Rat am 20.01.1998 gutgeheißen.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 8, 1998 mit dem Titel: "Mennesket og moralen" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk