Ein wissenschaftliches Kartographieren des Weges zum Glück und zum Weltfrieden.
von Martinus -
Alle Erdenmenschen befinden sich auf einer kosmischen Wanderschaft. Ihr Ziel ist das Glück, das Paradies, der Weltfrieden. Da aber der Weg noch nicht wissenschaftlich kartographiert ist wie der Weg zu den Reaktionsfähigkeiten des Stoffes, hat jeder seine eigene private, auf seiner eigenen Phantasie aufgebaute Karte. Die verschiedenen religiösen und politischen Bewegungen haben also Wegweisungen, die speziell national sind, was in diesem Fall heißen soll: die Innere Mission hat eine eigene Karte zum Himmel, die Mormonen haben ihre spezielle Karte für denselben Weg, Sozialdemokraten und Kommunisten haben jeweils ihre eigene für sie spezielle Karte.
Da somit keine dieser Karten international oder universal ist – vielmehr sind sie in höchstem Maße nach den jeweiligen Sympathien und Antipathien der verschiedenen Bewegungen geschaffen und ausgestattet –, sind sie spezielle Wunsch- oder Traumkarten. Aber der Weg zum Paradies oder zum universalen Weltglück ist nichts speziell Christliches oder Muslimisches oder Buddhistisches. Er ist keine von Menschen erfundene Politik, kein Kommunismus und keine Sozialdemokratie.
Der Weg ist die Einführung eines neuen Weltbildes für die Erklärung einer neuen Moral. Das ist die gemeinsame Karte, nach der man wandern kann. Der Weg zur Wahrheit des wirklichen Glücks hat genauso wie der Weg zum wirklichen Wissen über die Materie nichts mit gefühlsmäßigen, intelligenzlosen persönlichen Sympathien und Antipathien oder Wunschträumen zu tun. Die Tatsachen der Wahrheit können nicht nach persönlichen Wunschträumen entfernt, vermindert oder vergrößert werden. Sie stellen ein unverrückbares Wissen dar, das auf seine spezielle Weise wirkt, ob man das nun mag oder nicht.
Wenn die Menschen dies erst verstehen, werden sie hier genauso wie in der materiellen Forschung plötzlich Hand in Hand der Strahlenflut der Erleuchtung entgegeneilen und gleichfalls im Blitztempo ihre Lebensanschauung und damit die Verhältnisse im Schicksalsschwerpunkt ändern. Sie werden sich selbst und nicht ihren Nächsten als den Schwerpunkt des Schicksals erkennen. Aber das ist dann eine ganz neue moralische Auffassung.
Es muss also eine ganz neue moralische Auffassung kommen, die sich von all den alten Moralauffassungen dadurch unterscheidet, dass sie den Schicksalsschwerpunkt ohne die Wunschträume persönlicher gefühlsbetonter, intelligenzloser Sympathien und Antipathien von seinem Nächsten zu sich selbst verlagert. Man sieht es als unumgängliche Tatsache, dass man selbst der Schuldige in allen Fügungen des Lebens und im eigenen Verhältnis zu seiner Umgebung und zum Schicksal ist.
Und wenn man dies erst erkennt oder wenn dies zu universeller Wissenschaft geworden ist, ist die Domäne des Friedens schon im eigenen Inneren erschaffen worden, denn dann ruft die Seele ihrer gesamten Umgebung gegenüber einen Waffenstillstand und Frieden und nochmals Frieden aus. Der vorher seiner Umgebung gegenüber so kriegerische und feindliche Unruhestifter ist nun zu einem Engel des Lichts geworden, in dessen Fußspuren das Leben blüht. Und dort, wo dieses Wesen über die Erde hin geht, wird Gottes Nähe Lebensfreude und Wohlbefinden und Seligkeit atmen.
Herzlichst Martinus
Dieser Artikel beruht auf einem Manuskript, das Martinus als Vorbereitung für einen Vortrag verfasste, den er am 19. Februar 1950 im Vortragssaal des Instituts hielt. Kleinere sprachliche Korrekturen und Stücküberschriften wurden von Ole Therkelsen angebracht. Der Artikel wurde vom Rat am 20.01.1998 gutgeheißen.
Zum ersten Mal im dänischen Kosmos Nr. 8, 1998 mit dem Titel: "Mennesket og moralen" erschienen.
Übersetzung: Christa Rickus
© Martinus Institut 1981 www.martinus.dk