Ein guter Tag und dann kippt die Stimmung
von Martina Eyth -
Wie kann es sein, dass an einem guten Tag plötzlich die Stimmung kippt?
Stell Dir vor, Du wachst morgens auf, fühlst Dich wohl und freust Dich darauf, einen guten Tag vor Dir zu haben. Plötzlich kommt ein Anruf. Zuerst ist das Gespräch locker, fröhlich, unbeschwert doch dann kippt ganz plötzlich die Stimmung. Du weißt selber nicht so genau warum und spürst eine bleierne Traurigkeit. Plötzlich wird aus Deinem anfänglich guten Tag ein Tag mit komischen Empfindungen. Kennst Du solche Tage auch?
„Früher“ ist es mir nicht gelungen, meine Kraft zu bündeln, um die Traurigkeit zu wandeln und mich wieder wohl zu fühlen, damit ich doch noch einen guten Tag erleben konnte. Inzwischen bin ich durch viele Erfahrungen gereift und rappele mich schneller wieder auf.
Um doch wieder einen guten Tag zu haben mache ich Folgendes
Ich nehme meine Stimmung unter die Lupe und frage mich, was passiert ist, wodurch sich meine Stimmung gewandelt hat.
- Gab es einen Anlass?
- Habe ich eine Empfindung nicht ernst genommen?
- Bin ich unbewusst über meine Grenzen gegangen. Habe ich zu etwas „Ja“ gesagt, wozu ich lieber „Nein“ gesagt hätte?
- Habe ich mich zurückgenommen, weil ich mich unbewusst vor Ablehnung fürchtete?
- Oder habe ich Worte zurückgehalten, weil ich mich nicht getraut habe, auszudrücken, was in mir war?
Wenn mir bewusst geworden ist, warum ich plötzlich keinen guten Tag mehr habe, dann korrigiere ich mein Verhalten. Habe ich z. B. meine Grenzen nicht beachtet, dann begegne ich mir mit Verständnis und Mitgefühl. Es ist nämlich nicht so einfach, im Gespräch mit einer anderen Person auf die eigenen Empfindungen zu achten.
Wenn ich mich wieder besser fühle und wieder in der Stimmung „Heute ist ein guter Tag“ bin, ist alles gut. Sollte nach meinem inneren Klären noch nicht alles wieder gut sein, dann gehe ich spazieren, bastele etwas, trinke einen leckeren Tee oder spreche mit jemandem, der mir hilft klar zu sehen. Manchmal ist es aber auch wichtig, ein klärendes Gespräch mit der Person zu führen, durch die meine Stimmung gekippt ist.
Es kann sein, dass ich voreilig „Ja“ gesagt habe, dann möchte ich das kommunizieren. Wenn ich etwas Wichtiges nicht gesagt habe, dann möchte ich das nachholen. Oft lerne ich auch etwas durch einen Konflikt. Dann bedanke ich mich bei meinem Gesprächspartner dafür, dass er mir geholfen hat, mein Bewusstsein auszudehnen.
Bist Du manchmal scheu, wenn es darum geht, ein klärendes Gespräch zu führen?
So gelingt es mir meist, dass mich mein Gesprächspartner versteht
Ich signalisiere ihm zuerst, dass ich verstehen kann, dass mein „Zurückrudern“ für ihn Umstände macht. Dass es aber nicht anders geht, weil ich mich selbst übersehen habe und ihm gerne einen Gefallen tun wollte.
Die meisten Menschen wissen, wie es sich anfühlt, wenn sie sich selbst übersehen, deshalb empfinden sie auch Verständnis und Mitgefühl. Ich habe es schon ganz oft erlebt, dass sich durch ein offenes und ehrliches Gespräch Möglichkeiten gezeigt haben, durch die alle Beteiligten profitiert haben. Ja, es erfordert Mut, etwas anzusprechen, das sich unangenehm anfühlt. Aber etwas zu tun oder mitzumachen, was wir nicht wollen, fühlt sich doch auch schlimm an, oder?
Wie wird es leichter, Unangenehmes anzusprechen?
Bereitest Du Dich darauf vor, wenn Du frisch verliebt bist und Dein erstes Rendezvous hast? Kleidest Du Dich vielleicht so, dass Du Dich schön fühlst? Ähnlich kannst Du es auch machen, wenn Du etwas ansprechen möchtest, das Dir schwer fällt.
Wenn Du das Gespräch weder als lästig noch herausfordernd ansiehst, sondern Dir bewusst machst, dass Du es führst, um ehrlich zu Deinem Gesprächspartner zu sein. Auch weil Du Dich wohl fühlen willst, damit Du am Abend mit einem weichen und weiten Gefühl auf einen guten Tag zurück blicken kannst.
Spürst Du, dass Du das Gespräch in erster Linie führst, damit es Dir gut geht. Du willst dieses Gespräch führen, weil Du Dich gut fühlen möchtest. Du musst es nicht führen. Du tust es aus Liebe zu Dir und aus Achtung Deinem Gesprächspartner gegenüber.
Nutze Deine Vorstellungskraft, um Dich mit Stabilität zu beschenken
Ich mache das so. Ich frage mich, wie ich mich nach dem Gespräch fühlen möchte. Wenn ich das gefühlt habe, dann bringe ich mich in eine wertschätzende und dankbare Haltung. Das gelingt mir dadurch, dass ich mir bewusst mache, was ich an meinem Gesprächspartner gerne mag und wofür ich ihm dankbar bin.
Wenn ich mit einer inneren Haltung von Wertschätzung und Dankbarkeit ins Gespräch gehe, habe ich eine andere Ausstrahlung als wenn ich davon ausgehe, dass mein Gesprächspartner mich sowieso nicht versteht.
Mein nächster Schritt ist es, mich zu fragen, was ich brauche, um mit einem guten Gefühl in das Gespräch zu gehen. Brauche ich Ermunterung oder Ermutigung? Manchmal hilft es mir auch, mich an Situationen zu erinnern, die ich gemeistert habe. Von denen ich vorher nicht gedacht hätte, dass ich sie meistern kann. Manchmal stelle ich mir auch vor, dass ich unter einer energetischen Dusche stehe und alle Empfindungen wie z. B. Ängstlichkeit oder Scheu abdusche. Hast Du das schon mal ausprobiert? Das Gefühl, auf energetischer Ebene frisch geduscht zu sein ist herrlich.
Schaust Du noch mal in den Spiegel, bevor Du Deine Wohnung verlässt?
Viele Menschen machen das. Machst Du es auch, wenn Du ein wichtiges oder herausforderndes Gespräch vor Dir hast. Schaue vor dem Gespräch in Deinen Spiegel der Erkenntnis. Mache Dir bewusst, dass Du ein wertvoller und einzigartiger Mensch bist. Dass Deine Empfindungen einen Sinn haben.
Mache Dir bewusst, dass Du hier auf dieser wunderschönen Erde einen Platz hast – Deinen Platz. Diesen Platz kannst nur Du einnehmen. Wenn Du es nicht tust, bleibt er leer.
Durch das Gespräch, das Du führen willst, nimmst Du Deinen Platz noch klarer ein. Du machst Dich kenntlich und stehst zu Dir. Ist Dir bewusst, dass Du durch das offene und ehrliche Gespräch für Deinen Gesprächspartner sichtbar und fühlbar wirst. Das Geschenk, das Du Dir damit machst ist, dass Dein Gesprächspartner Dich wahrnimmt.
Sehnst Du Dich manchmal danach, wahrgenommen zu werden?
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass wir dann wahrgenommen werden, wenn wir unseren Mitmenschen die Möglichkeit dazu geben. Das tun wir dadurch, dass wir uns so zeigen wie wir sind. Dass wir zu unseren Empfindungen, Überzeugungen und auch zu unserem Sehnen stehen.
Das ist nicht immer leicht. Das weiß ich auch. Und doch wird es immer leichter… mit jedem Mal, wenn wir uns und unsere emotionalen Grenzen überwunden haben.
Stell Dir mal vor, mit welchem Gefühl Du am Abend im Bett liegst, wenn Du Dich selbst überwunden und etwas angesprochen oder getan hast, was Dich herausgefordert hat. Bist Du dann auch stolz auf Dich, weil es Dir gelungen ist, Dich mit der Empfindung „Ich bin gut, und ich hatte einen guten Tag!“ zu beschenken?
Von Herzen
Deine Martina Eyth
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