Kennst Du das heilsame Ablehnen?
von Martina Eyth -
Ablehnung war ganz lange etwas Schreckliches für mich. Wenn jemand eine Handlung oder eine meiner Verhaltensweisen ablehnte, habe ich das persönlich genommen. Ich fühlte mich klein, mausig und hatte das Empfinden, alles falsch zu machen, obwohl ich mir doch so viel Mühe gab. Mir war nicht bewusst, dass ich mich selbst dadurch verletzte, indem ich nicht nur den einen Kritikpunkt wahrnahm, sondern generalisierte und mich dadurch als ganze Martina abgelehnt fühlte.
Es war auch gar nicht in meinem Bewusstsein, dass ich ja trotzdem richtig gehandelt haben könnte, auch wenn ein anderer es als falsch ansah. Ich nahm die Meinung anderer wichtiger als mich selbst. Dass ich ein eigenes Empfinden habe und auch haben darf, dass dieses Empfinden richtig ist, auch wenn andere es als falsch wahrnehmen, war mir nicht bewusst.
Kurz gesagt: Auch wenn es komisch klingt, aber es war mir ganz lange nicht bewusst, dass ich ein eigenständiges Wesen bin, das ein Recht auf eine eigene Meinung, auf eigene Empfindungen und auch eigene Überzeugungen nicht nur haben darf, sondern hat.
Du hast es bestimmt gespürt, dass mich Ablehnung völlig aus der Bahn geworfen hat. Wenn mir damals jemand gesagt hätte, dass es mir gelingen würde, ein völlig anderes Bild über Ablehnung anzunehmen, hätte ich es vermutlich nicht geglaubt.
Inzwischen bin ich ein Fan von Ablehnung. Ablehnung ist ein Zeichen von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Wenn Du ablehnst, was nicht zu Dir passt, dann ist es ein heilsames Ablehnen. Du vertrödelst keine Zeit mehr damit, Dich doch noch irgendwie zu arrangieren, um etwas passend zu machen, was nicht zu Dir passt. Warum es nicht zu Dir passt, ist gar nicht so wichtig. Allein das Gefühl, dass etwas für Dich nicht passend ist, reicht aus. Du bist ein fühlendes Wesen und spürst klar und deutlich, was für Dich stimmig ist und was nicht.
Wenn Du Dich mit Dingen, Umständen, Situationen oder auch Beziehungen aufhältst, die für Dich weder bereichernd noch beglückend sind, verhinderst Du, dass Du glücklich und erfüllt leben kannst.
Möglicherweise hast Du Ablehnung auf eine harte und unerbittliche Weise erlebt und möchtest solche Empfindungen auf gar keinen Fall weitergeben. Das ist ein ehrenhaftes und auch achtungsvolles Verhalten.
Dich aber aus Furcht, dass Du einen anderen möglicherweise verletzen könntest zurückzuhalten, ist auch nicht ideal. Wie willst Du im Einklang mit Deiner Seele leben und Dein Potenzial zum Ausdruck bringen, wenn Du Dich zurückhältst?
Du bist feinfühlig, aufmerksam und liebevoll. Du hast Werte, die Du auf unserer wunderschönen Erde mehren willst. Ich bin davon überzeugt, dass Du immer einen Weg findest, Ablehnung auf eine verdauliche Weise zu äußern. Wenn Du mit Deinem Gegenüber im Mitgefühl bist, wirkt Ablehnung weich und sanft.
Im Idealfall wendest Du das heilsame Ablehnen auch bei Dir selbst an. Zum Beispiel dann, wenn Du Dich selbst durch Ausreden einlullst, schlecht über Dich denkst, Dich selbst zurückhältst, mit Dir unzufrieden bist oder Dir lieblos begegnest. Du spürst es sicherlich, wie heilsam es wirkt, destruktives Verhalten abzulehnen und sein zu lassen.
Das heilsame Ablehnen hilft Dir, fokussiert mit Deiner Aufmerksamkeit bei Dir zu bleiben und Deine stabile Basis immer weiter auszudehnen.
Ich wünsche Dir, dass Du zutiefst verinnerlichst, dass Du ein fühlendes Wesen bist. Du darfst und sollst sogar auf liebevolle Weise das ablehnen, was weder Deinen Überzeugungen entspricht noch zu dem gehört, was Du mehren möchtest. Ablehnung, die auf eine liebevolle Weise vollzogen wird ist auch eine Facette der Liebe. Spürst Du es, dass auch durch Ablehnung die Liebe gemehrt werden kann? Magst Du Dir erlauben, die heilsame Ablehnung auf eine mitfühlende Weise zu leben?
Ich wünsche Dir, dass sich Dein Vertrauen in Dich immer weiter ausdehnt und Du Dich traust, das abzulehnen, was Dir nicht dienlich ist und nicht zu Dir passt.
Von Herzen
Deine Martina Eyth