Nein, wir schaffen uns nicht ab!
von Gerd Schwank -
Um Thilo Sarrazins’ Aufreger (Anm.: im August 2010 erschien das Buch „Deutschland schafft sich ab“) ist es wieder still geworden. Nicht dass die Thematik nicht weiter unter den Nägeln brennen würde, aber das Weltgeschehen dreht sich so rasch, dass weder die Medien noch wir überhaupt noch fähig sind, fundamentale Probleme mit der erforderlichen Ruhe und Ausdauer zu behandeln. An allen Ecken und Enden unseres nicht mehr rund laufenden Planeten müssen wir ständig neue Sensationen oder Schreckensnachrichten verarbeiten.
Wir stehen eben schon mittendrin, im Wandel und Umbruch. Das Jahr 2012 stellt bestenfalls einen ungefähren Anhaltspunkt für Veränderungen dar, aber das Vorspiel dazu hat längst begonnen.
Uns abzuschaffen, das war eine gut gelungene Provokation an Deutschland, trifft aber genauso gut uns Österreicher ins Mark. Ösis sind in fast allen Bereichen die kleinen Brüder, in der Politik, in der Wirtschaft, in sozialen Fragen und – nicht zuletzt, aber besonders gut ersichtlich – im Sport. Ganz egal, ob wir einmal neidvoll oder einmal schadenfroh über den Limes blicken.
Die gefährliche Drohung Sarrazins, uns selbst abzuschaffen, betrachte ich nicht resignativ, sondern vielmehr als Aufruf, den Kurs unseres Staatsschiffes zu ändern, um allfällig drohenden Untiefen gerade noch rechtzeitig ausweichen zu können.
Wir müssen weder sofort über Bord springen noch umdrehen und zurückrudern. Nur treiben lassen sollten wir uns nicht, sondern sinnvoll den Kurs korrigieren.
Wie das gehen könnte, möchte ich heute an einem konkreten Beispiel festmachen. An dem an sich heiklen Thema der sogenannten „Ausländer-Kriminalität“: Um nicht von vornherein in eine falsche Ecke gestellt zu werden, möchte ich feststellen, dass ich grundsätzlich Ausländer mag, dass ich selbst sehr gerne Reisen unternehme bzw. über längere Zeit im Ausland lebe, und daher oft auch selbst Ausländer bin. Natürlich mag ich von Gastgebern gerne aufgenommen und respektiert werden.
Ich empfinde es als ausgesprochene Bereicherung, mit anderen Menschen aus fremden Kulturen und Zivilisationen in Kontakt zu kommen. Dazu gehört es, sich mit Meinungsunterschieden, Lebenseinstellungen und Problemen ernsthaft und respektvoll auseinanderzusetzen. Auf meinen Wegen bin ich damit immer gut gefahren, denn ich habe mich überall so rücksichtsvoll verhalten, wie ich mir das von Ausländern im eigenen Land auch erwarte.
Jede Gesellschaft muss mit dem Umstand leben, dass ein kleiner Teil der Bevölkerung nicht mit den Spielregeln, nach denen das Zusammenleben funktioniert, einverstanden ist. In den meisten Rechtsordnungen wurden daher auch Möglichkeiten geschaffen, die „Spielregeln“ zu kritisieren oder in friedlicher Form abzuändern, wenn die Mehrheit Änderungen befürwortet.
Wer sich jedoch nicht im Rahmen dieser Ordnung bewegt und nicht bereit ist, die Regeln einzuhalten, muss darauf gefasst sein, Sanktionen in Kauf zu nehmen und vom Spiel ausgeschlossen zu werden.
Das hat für alle zu gelten, für Inländer wie für Ausländer. Für beide Gruppen sind somit die Voraussetzungen gleich, aber ein gewisser Unterschied sollte bleiben: Ausländer sind Gäste, egal, ob sie zum Besuch eingeladen wurden oder aus eigenem Antrieb gekommen sind. Und wenn sie sich als Gäste nicht an die Spielregeln des Gastlandes halten, müssen sie damit rechnen, nicht länger erwünscht zu sein. Wer also als Gast dann nicht mehr willkommen ist, sollte ausgeladen werden, nachdem er seine Strafen verbüßt hat.
So einfach und klar könnte das Problem auf internationalem Niveau gelöst werden. Um strikte Kontrollen des Wohlverhaltens kommt ohnehin kein Staat herum. Eine zu laxe Überprüfung würde nur von allen „Falschspielern“ missverstanden werden.
Um die Frage der Ausländerkriminalität sowie andere Probleme, die einem Staat zu schaffen machen, zu lösen, bräuchten wir weder rechtsradikale noch grün-verträumte Ansätze. Jedenfalls bräuchte vom „Sich-selber-Abschaffen“ keine Rede mehr zu sein.
Herzlichst Gerd Schwank