2012 – selten gab es ein Jahr, das derart stark mit Emotionen aufgeladen war.
Ob sehnsuchtsvolle Hoffnung oder schreckliche Befürchtung.
Alles verändert sich – alles ist möglich.
von Claudia Sieber Bethke -
Der Kompass in uns – Wenn Emotionen die Richtung vorgeben.
Was ist eigentlich eine Emotion? Ist das nicht einfach ein Gefühl? Die beiden Worte, Emotion und Gefühl, werden häufig gleichbedeutend verwendet. Es gibt allerdings gute Gründe, die beiden begrifflich zu unterscheiden.
Wir sind von Geburt an mit zwei Grundgefühlen ausgestattet. Liebe und Angst. Und zwar in gleichem Maße und ausbalanciert. Angst hat dabei die wichtige Aufgabe, das Überleben zu sichern. Stellen wir uns nur einmal vor, der Neandertaler hätte mangels Angst einfach mal eben entschieden, das nächste wilde Tier zu kuscheln, nur weil dieses so niedlich drein guckt. Dann säßen wir nicht hier! Aber auch die Liebe hat eine wichtige Funktion - eben auch unser Überleben zu sichern! Ein Ungleichgewicht entsteht erst mit unserer Prägung – unserem Erleben und unseren Erfahrungen in unseren frühen Lebensjahren, wenn es darum geht, die Welt als unsere Wirklichkeit zu erfassen.
Die beiden Gefühle sind grundsätzlich zunächst ohne Bewertung und man kann sie auch nicht aus sich selbst heraus definieren. Ist es nicht erstaunlich, dass es ganze Reihenmeter Bücher über die Liebe gibt, aber keine klare Definition?! Die beiden Gefühle – Angst oder Liebe – können lediglich festgestellt werden, als etwas, das da ist. Man kann es aufnehmen, sich dem hingeben oder es einfach nur wahrnehmen. Aber erklären können wir es nicht, dafür nutzen wir dann unsere Emotionen.
Die Wortbedeutung Emotion kommt von ex motio - eine Bewegung von innen nach außen. Bewegung erzeugt immer auch Energie. So gesehen könnte man den Begriff „Emotion“ auch wie eine formelhafte Definitionshilfe für unsere Gefühle darstellen.
E+ Motion = Energie in Bewegung
Emotion ist also der bewegte Ausdruck von dem, was in uns ist – der Energie unserer beiden Grundgefühle Liebe und Angst. Sie dient uns als Erklärung, als Begründung für unsere Handlungen und auch zur Bewertung. Die emotionale Bewertung ist jedoch nicht etwas, was in der Sache selbst begründet ist. Sondern wir drücken mit der Emotion aus, was wir fühlen und wie wir fühlen - was in uns ist und nach außen drängt. Emotion ist also subjektiv und ein Sensor. Nicht jeder mag heißen Tee, und schon gar nicht immer. Denn was im Winter für positive Empfindungen und Emotionen wie Wärme und Geborgenheit sorgt, kann im Sommer einfach zu viel Wärme und den Wunsch, dem entfliehen zu wollen, erzeugen.
Die Unterscheidung von Gefühl und Emotion lässt sich allerdings nicht nur auf physischer, sondern ebenso auf energetische Ebene anwenden. Auf die Wahrnehmung von Stimmungen und Energien in einem Raum oder an einem Ort oder von Interaktionen zwischen Menschen.
Denn wir haben auch die angeborene Fähigkeit, fremde Emotionen zu übernehmen.
Wenn zum Beispiel im Fernsehen ein Bericht über eine Katastrophe gezeigt wird, wenn die Freundin von der Untreue des Partners berichtet oder wenn ein geliebter Mensch krank ist, erfassen wir die Emotion und empfinden den Schmerz fast genauso stark wie die Person, die tatsächlich davon betroffen ist. Wir haben Mit-Leid.
Mitgefühl hat hingegen eine andere Qualität. Wer mit-fühlt, nimmt den Schmerz und das Leid anderer Menschen zwar auch wahr, doch ohne dieses Leid selbst zu empfinden. Dies ist nicht immer einfach, und eine Herausforderungen in allen Berufen, in denen es darum geht, Hilfesuchenden in unglücklichen und leidvollen Lagen zu helfen. Wer täglich mit leidenden Menschen zu tun hat, kann es sich nicht erlauben, sich von den Emotionen des Gegenübers mitreißen zu lassen. Das ginge sehr schnell an die eigenen Kraftreserven. Ebenso wenig ist es eine gute Idee, sich zynisch abzugrenzen und gar nichts mehr zu empfinden. Mitgefühl ist also eine Gratwanderung, das Befinden anderer Menschen zwar wahrzunehmen, aber dieses nicht selbst zu übernehmen.
Es wäre zum Beispiel keinem geholfen, wenn ein Ersthelfer der Feuerwehr an einen Unfallort kommt und er, von seinen Emotionen überwältigt, hysterisch zu weinen beginnt und daneben das Unfallopfer verblutet. Im Gegenteil, er sollte einen klaren Kopf bewahren und mit Umsicht und Verstand die notwendigen Maßnahmen treffen, um dem Unfallopfer best- und schnellstmöglich zu helfen. Ebenso wäre es nicht dienlich, wenn sich die Psychotherapeutin, deren Klientin unter einem brutalen Vater leidet, von ihren eigenen Erinnerungen an unglückliche Familienverhältnisse überschwemmen lässt, und dann beide gemeinsam leiden. Im Gegenteil, es ist ihre Aufgabe, bei sich zu bleiben, und eine stabile Ruhe und Sicherheit zu vermitteln, damit die Klientin ihre eigenen Emotionen, Erfahrungen und Erinnerungen aufarbeiten kann.
Immer wenn starke Emotionen empfunden werden, lohnt es sich also innezuhalten,
durchzuatmen und sich zu fragen, gehört das zu mir, oder gehört das jemand anderem? Auf diese Weise kann auch gelernt werden, welches Grundgefühl hinter der Emotion steckt. Und wo tatsächlich die Ursache der verlorenen Balance liegt.
Emotionen sind nichts Falsches, oder Böses. Sie sind lediglich der Ausdruck eines Gefühls, das sich abhängig von der persönlichen Wahrnehmung und Bewertung einer Situation, einstellt. Wenn wir wütend sind oder traurig, neidisch oder überheblich, dann ist das nur sichtbar gewordene Angst. Wenn sich jedoch herzliche Freude oder Lust zeigen, dann ist das Grundgefühl hierzu die Liebe. Welche Emotionen und wie sie sich zeigen, haben wir in unserer Kindheit gelernt. Denn die individuellen Erfahrungen und das jeweilige Erleben mit unseren Bezugspersonen haben unsere angeborene Balance der Gefühle oftmals etwas durcheinander gebracht. Durch die jeweilige Erziehungsmethode, wurde entweder die Angst oder die Liebe gestärkt. Je nachdem wohin man unseren Fokus als Kind richtete. Wenn wir zum Beispiel auf einen Baum klettern wollten, wurde mit Sätzen wie „Das kannst du nicht, da bist du noch zu klein!“ oder „Super, probier´ das aus, ich halte dich!“ unser Misstrauen oder Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickelt. Und spätestens als Erwachsene, wenn wir weitreichende, selbstverantwortliche Entscheidungen treffen müssen, wird uns hoffentlich klar, dass erst eine Differenziertheit hinsichtlich unserem Fühlen und unseren Überzeugungen sinnvolle Entscheidungen ermöglicht. Doch wie kann man es erkennen und gegebenenfalls verändern, wenn unser Fokus nur eine Hauptausrichtung hat?
Es wäre hilfreich, sich darüber klar zu werden, dass nur das wachsen kann, was viel Zuwendung und Aufmerksamkeit bekommt. Das hat die Natur so vorgegeben.
Eine Pflanze wächst nur dann, wenn wir sie gießen.
Bekommt etwas keine Aufmerksamkeit, dann stirbt es. Und so ist es auch mit der Liebe oder der Angst. Keines davon sollte ein starkes Übergewicht haben – denn wir brauchen beides und das möglichst ausgewogen, um zu überleben! Würden wir den Menschen als Ying Yang – Kreisform darstellen, so ergibt sein Ganzes hundert Prozent – es gibt nicht achtzig Prozent Mensch und auch nicht hundertzwanzig Prozent. Auch wenn das Manche von sich oder Anderen fordern! Die Gefühle könnte man innerhalb des Kreises gleichmäßig zuordnen. Die Hälfte ist Ying – die Liebe und die andere Hälfte wäre Yang – die Angst. Je nachdem, welches Gefühl langfristig mehr Aufmerksamkeit erhält, das wächst. Dabei verändert sich aber nur die prozentuale Verteilung, nicht das Kreisvolumen! Es bleibt bei hundert Prozent Mensch. Doch was passiert, wenn zum Beispiel die Angst immer mehr wächst, weil wir ihr so viel Aufmerksamkeit schenken? Es bleibt immer weniger Platz für die Liebe! Das Resultat ist, dass wir immer mehr dazu tendieren, uns entweder ohnmächtig zu fühlen, oder gegen einen „Feind“ ins Feld zu ziehen, den es vielleicht so, wie in unseren Gedanken, gar nicht gibt. Weil wir unsere Situationen immer häufiger angstbasiert bewerten.
Die tatsächliche Gefahr besteht darin, im Außen gegen etwas anzukämpfen, das in Wirklichkeit in uns selbst liegt!
Die dauernd denkende, lärmende Angst übertönt die Liebe vollkommen. Und wenn sie in uns lang genug wüten kann, dann bricht sie irgendwann auch aus uns heraus. Entweder zeigen sich heftige Emotionsausbrüche oder der Körper versucht sich durch Krankheit zu erlösen, weil der Mensch sich nicht erlaubt, seinen Emotionen einen entsprechenden Raum zu geben.
Doch was wäre, wenn wir diesen Kreislauf verlassen könnten? Wenn wir Situationen und anderen Menschen wertfreier und emotionsfreier begegnen könnten? Wenn wir „einfach“ nur wahrnehmen könnten. Sozusagen „gewahr“ sind. Gewahrsein würde uns einen Zugang zu unseren beiden Grundgefühlen ermöglichen. Wir würden uns eben mehr wahrnehmen, auch als Teil des Ganzen. Verbunden mit allem, was uns umgibt, eins mit der Mitte unseres Seins, eins mit den Evolutionskräften des Universums. Wir hätten so die Chance, selbst für unsere innere und damit auch für die äußere Balance zu sorgen.
Dort, in diesem Gewahrsein, finden wir den inneren Kompass für unser Leben.
Dieser Kompass zeigt uns den Weg, der uns dorthin führt, wo unser Seelenplan sich erfüllen kann und erfüllen will. Das reine Gewahrsein, oder auch reines Bewusstsein genannt, ist unbeeinflussbar, unlenkbar und frei. Seine Kraft bezieht es aus der vollkommenen Verbundenheit mit dem Universellen. Es ist vollkommen still, wie der Nullpunkt mitten im Auge eines Hurrikan. Und je öfter wir in dieses reine Bewusstsein eintauchen, umso stärker und klarer werden wir den inneren Kompass spüren und verstehen. Wenn wir es dann wagen, dorthin zu gehen, wohin dieser innere Kompass uns den Weg zeigt, wird es zu jener Revolution und zu jener Evolution in unserem Leben kommen, nach der unsere Seele sich so sehr sehnt.
Um in dieses reine Bewusstsein zu gelangen, gibt es verschiedene Methoden. Eine davon ist die sogenannte 2-Punkt-Methode. Diese leicht zu erlernende Technik ist ein Weg, wieder mit sich selbst Verbindung aufzunehmen und die Balance in sich selbst wieder herzustellen. Innere Blockaden können aufgespürt, aufgelöst und so ein Selbstheilungsprozess ermöglicht werden. Denn nach dem Hermetischen Gesetz ist alles „wie oben so unten, wie innen so außen“.
Vorkenntnisse sind dabei nicht nötig, die Methode ist im wahrsten Sinne des Wortes kinderleicht. Folgende Dinge, helfen jedoch bei der effektive Umsetzung des Gelernten:
Das Bewusstsein, dass eine Veränderung hilfreich ist.
Die Erkenntnis, dass eine Veränderung nur in mir selbst stattfinden kann.
Der Mut, diese Veränderung auch zuzulassen.
Und die Überzeugung, selbst etwas für die Veränderung tun zu können und zu wollen.
Herzlichst Claudia Sieber Bethke