"Die Kinder der neuen Zeit": Diese Textreihe des Aufgestiegenen Meisters EL Morya zeigt an einfachen Beispielen die natürlichen Bedürfnisse der Kinder der neuen Zeit auf. Dadurch wird dem Leser bewusst, wie er diese Kinder auf einfache und natürliche Art und Weise unterstützen kann.
Die Kinder der neuen Zeit - Authentizität.
Die Authentizität des natürlichen Kindes.
Stellen wir uns einmal vor, wir sind mit einem zweijährigen Kind zusammen. Das Kind entdeckt jede Sekunde die Welt um sich herum neu. Es „begreift“ im wahrsten Sinne des Wortes die Welt, indem es tastet, riecht, schmeckt, kurz: die Welt mit allen Sinnen erfasst. Es „ist“ die Welt, denn nichts trennt es von dem, was es erfährt.
Wenn nun der Erwachsene in seiner Nähe sich auf dieses Sein im Augenblick einlassen kann, so kann er in seinem Inneren auch wieder eins werden mit dieser Welt des Kindes. Genauer gesagt, kann sein inneres Kind sich wieder hervorwagen und die Welt wieder mit einer gewissen Unvoreingenommenheit wahrnehmen.
Das zweijährige Kind nimmt nicht nur die Welt mit allen Sinnen wahr, es gibt auch auf seine Weise Auskunft über sein Erleben, über sein Körpersprache, seine Mimik und auch über die Laute, die es ausstößt oder bereits als Worte formuliert.
Das heißt, das, was das Kind erfährt, wird eins zu eins, ohne Verzerrung, zum Ausdruck gebracht. Jedes Gefühl spiegelt sich in seinem ganzen Gebaren unverfälscht wieder, denn es gibt noch keine Kontrolle des Verstandes. Bestimmte Erfahrungen sind noch nicht in der Weise verarbeitet worden, dass sie Schutzmechanismen hervorgerufen haben, die das Kind vor unangenehmen Erfahrungen schützen sollen. Es ist noch mehr oder weniger eins mit seinem Erleben. Und in diesem Sinne ist es authentisch mit sich selbst, es spielt keine Rolle, es trägt keine verzerrenden, verfälschenden Masken, die andere in die Irre führen.
Und dennoch wird dieses Kind leicht missverstanden. Warum?
Nun, die Erwachsenen in seiner Umgebung fühlen sich nicht mehr eins in sich. Sie haben sich bereits unzählige Male als abgetrennt von der Welt erfahren und können kaum noch eintauchen in dieses authentische Sein, ohne Gefahr zu laufen, sich bedroht zu fühlen von ihren eigenen Ansprüchen und Werturteilen.
Sie haben bestimmte Erfahrungen bereits eingeteilt in gut und schlecht, in bedrohlich und nicht bedrohlich, in opportun oder nicht erwünscht, und sie haben bereits zahlreiche Sanktionen erfahren. So haben sie ihren Erfahrungsspielraum eingeschränkt auf einen kleinen Bereich, sie haben sozusagen in vielen Bereichen die Schotten heruntergelassen und sind nicht mehr bereit, ihr Weltbild zu verändern, da das eine zu große Angst in ihnen auslösen würde. Im schlimmsten Fall müssten sie ihr ganzes Leben in Frage stellen, und das wäre für viele unerträglich.
Da sie aber ihren Erfahrungsspielraum so sehr eingeschränkt haben, sind sie nicht mehr in der Lage, unvoreingenommen auf das Kind zuzugehen bzw. die authentischen Ausdrucksformen des Kleinkindes unvoreingenommen aufzunehmen.
Wenn sie z.B. die Erfahrung gemacht haben, dass ihre Tränen nicht opportun waren und vielleicht sogar Bestrafungen für ihre Tränen in Kauf nehmen mussten, so sind viele Tränen in ihnen ungeweint. Und so werden die authentischen Tränen des Kleinkindes sie genau in diesem wunden Punkt treffen und ihre ungeweinten Tränen anrühren.
Wenn sie sich aber aufgrund der alten Erfahrungen ihre Tränen immer noch nicht zugestehen können, werden sie das authentische Verhalten des Kleinkindes zu unterdrücken suchen, um ihre Tränen zurückhalten zu können. Sie werden dem Kind alle möglichen „Ersatzbefriedigungen“ oder - besser gesagt - Ablenkungen anbieten, um nicht mit den eigenen Tränen in Berührung kommen zu müssen und die „Kontrolle“ zu verlieren.
So erfährt das Kind seinerseits, dass seine authentischen Ausdrucksformen nicht erwünscht sind und beginnt, sich von seinem authentischen Verhalten zu entfernen. Es beginnt ganz allmählich, das Vertrauen in seine Wahrnehmung zu verlieren.
Ein Erwachsener, der in der Lage und bereit ist, sich auf sich selbst einzulassen, auf seine authentischen Gefühle, wird einfach Mitgefühl mit dem Kind haben. Und so können beide ihre Empfindungen authentisch zum Ausdruck bringen und miteinander sein, verbunden mit sich selbst und mit dem anderen.