Achtest du Grenzen?
Diese Textreihe des Aufgestiegenen Meisters EL Morya zeigt an einfachen Beispielen die natürlichen Bedürfnisse der Kinder der neuen Zeit auf. Dadurch wird dem Leser bewusst, wie er diese Kinder auf einfache und natürliche Art und Weise unterstützen kann.
Achtest du Grenzen? Beachtest du deine eigenen Grenzen? Oder lässt du andere deine Grenzen überschreiten?
Warum nur tust du das?
Schau dir einmal an, wie man in deiner Umgebung kleine Kinder behandelt. Achtet man ihre Grenzen? Lässt man ihnen Raum, nach ihren eigenen Bedürfnissen zu handeln? Oder bevormundet man sie? Sagt man ihnen, wie es „richtig“ ist? Was ist „richtig“ oder „falsch“?
Stell dir einmal vor, du beobachtest ein kleines Kind im Sandkasten. Es spielt mit seinen Backförmchen und ist völlig in sein Spiel vertieft. Die Mutter ist nebenan in ein Gespräch vertieft. Plötzlich wird ihr bewusst, wie spät es ist. Schnell packt sie ihre Sachen, erhebt sich und reißt das Kind aus dem Spiel.
Sie achtet nicht den Raum des Kindes, da sie selbst so sehr beschäftigt ist mit ihrem eigenen Programm. Wie wird das Kind reagieren?
Wenn es eine Mutter hat, die selbst ihren Unmut zum Ausdruck bringen konnte, wird es wütend reagieren, denn es wird genau spüren, was es der Mutter „zumuten“ kann. Wenn die Mutter selbst niemals den Raum hatte, Wut zum Ausdruck zu bringen, so wird es vermutlich in Tränen ausbrechen, um seiner Not Ausdruck zu verleihen.
Wenn auch das nicht „erlaubt“ ist, wird es in seinem Schrecken und seiner Angst erstarren und die Mutter vermutlich schnell zur Raserei bringen, da seine Erstarrung alles verlangsamt. In allen Fällen erlebt sich das Kind als ohnmächtig der Erwachsenenwelt ausgeliefert. Seine Belange scheinen keine Rolle zu spielen. Seine Wünsche und Bedürfnisse scheinen keinen Raum zu haben und somit keine Bedeutung.
Wiederholen sich solche Erlebnisse, so lernt das Kind, dass es machtlos ist, machtlos den „Attacken“ der Außenwelt ausgeliefert, machtlos, seine Bedürfnisse, ja selbst seine Empfindungen auszudrücken. Es wird nicht lernen, Grenzen zu setzen, „Nein“ zu sagen, sondern es wird annehmen, dass seine Bedürfnisse nicht so wichtig sind bzw. dass es zwecklos ist, seine Bedürfnisse zum Ausdruck zu bringen.
Wenn nun die Mutter in ihrer Zeitnot und damit in ihrer alten Angst vor Sanktionen in eine Abwehrhaltung gerät und beginnt, das Kind für die Verzögerung, die durch die Erstarrung eintritt, verantwortlich zu machen und es möglichst noch zu beschuldigen als zu langsam, begriffstutzig, böse oder was auch immer, so fühlt das Kind sich nicht nur in seinen Bedürfnissen nicht gesehen, sondern auch noch in seinem Sosein in Frage gestellt und verurteilt, ohne im Geringsten zu verstehen, warum.
Geschehen solche Erfahrungen wiederholt, wird eine Sprach- und Ausdruckslosigkeit verankert, die es bei Reaktivierung auch im Erwachsenenalter schwer macht, adäquat Grenzen zu setzen. Denn wenn kein Vorbild dafür vorhanden war, wie man Grenzen setzt, wird beim geringsten Auslöser entweder die alte Wut, der alte Schmerz oder die alte Erstarrung aktiviert, da es im Gehirn keine Bahnungen für ein „erwachsenes“ selbstbestimmtes Verhalten gibt.
Der einzige Weg, seine Grenzen wieder selbstbestimmt einzufordern, besteht darin, sich seiner Gefühle wieder bewusst zu werden, die in bestimmten Situationen ausgelöst werden. So kann verhindert werden, dass entsprechende Erfahrungen unbewusst weitergegeben werden und zu denselben Verankerungen führen wie beim Erwachsenen.