Wir stehen manchmal vor Bilder oder Erscheinungen und unser Verstand kann uns das Gesehene nicht erklären. Es gibt für alles eine Sprache, aber nicht für alles eine Wortsprache. So haben wir im Regelfall für grenzwertig erfahrene Bilder und vor allem Erfahrungen keine Wortsprache und können so Erfahrenes nicht beschreiben, damit auch anderen nicht vermitteln.
Elfen und Spiritualität; also Elfenspiritualität, wie soll man über so etwas verständlich schreiben? Vielleicht mit Umschreibungen, versuchen wir es einmal. Den christlichen Mystikern des Mittelalters begegneten in ihrer Gottessuche bzw. Gottesbegegnung ein höheres Wesen, das von einem über ihnen stehenden Position aus auf sie herunter oder herab sprach und wirkte. Meist bei Nacht oder in einer sprichwörtlich dunklen Klause. Das hatte damals mit einer abgestuften Hierarchie eines göttlichen Weges zu tun. Das Wesentlich war hierbei eine hierarchische Ordnung, auf dessen Stufe der Göttlichkeit zuunterst der Mensch als Ebenbild Gottes stand. Er empfand sich als ein Gott gegenüber „Hingeworfener“.
In gegenwärtigen metaphysischen Naturerscheinungen zwischen Mensch und Wesen wie Elfen passiert alles auf selber Höhe, sozusagen auf Augenhöhe. Das öffnet fundamental unterschiedliche Perspektiven und auch ganz andere Erfahrungsmöglichkeiten als noch vor wenigen Jahrzehnten. Man denke hier auf die kulturelle Prägung durch den Katholizismus. Einmal abgesehen von Naturgeistererfahrungen uralter Kulturen. Der Mensch ist freier geworden, er emanzipiert sich, hebt sich selbst dem Göttlichen gegenüber auf selbige Höhe. Ja, er versucht oft genug selber Gott, göttlich zu sein, siehe z.B. die Lichtarbeiter. Auch und vor allem wenn er von Respekt und Verantwortung gegenüber der Natur und ihren göttlichen Wesen spricht. Gott sein heißt aber, vor nichts Respekt zu haben oder zu Verantwortung tragen – ein Gott trägt nichts.
Der moderne Kulturmensch des westlichen Kulturraumes hat die rätselhaften Wesen bzw. Ethnien wie Elfen und andere stoffliche oder feinstoffliche Naturerscheinungen ins Göttliche zurückgeholt, ist ihnen aber zugleich gegenüber selber Gott geworden. Dieser Zustand, Status wird meist auch in eine Art neuer Naturreligion, in eine romantische eingebettet. Wo Glaube herrscht, herrscht Religion – wo Religion herrscht, verschwindet die Vernunft, verständlicher gesagt das Denken. Deshalb sprechen die Neureligiösen oft genug von „lass nur das Herz sprechen“ oder von „der bedingungslosen Liebe“.
Der moderne, gegenwärtige Mensch des westlichen Kulturraums tritt in seiner Spiritualität geistigen Naturwesen auf Augenhöhe entgegen. So erscheint ihm in der Elfenschau die Natur zuerst als vieldifferentes Bild eines Naturerlebens. Geht er im Sehen, im Lauschen weiter, „springt ihn dieses Bild regelrecht an“. Er nimmt Teile, Differenzen des Bildes im enorm vergrößerten, in immer größerem Ausmaß wahr. Durch die Teile hindurch beginnt er ein „Dahinter“ zu sehen und zu hören. Ab da setzt eine direkte Empathie mit dem „Dahinter“, Wesen jenseits der normalen Wahrnehmung ein. Der Mensch tritt über seine Empathie in einen spirituellen Zustand, kann dabei Transmission oder Transformation erfahren. Ist die Spiritualität hoch oder tief genug, lassen sich Trancezustände himmlischen Erfahrens erreichen. Manchmal bis zur Schmerzgrenze erlebbar, immer wieder aber ins nicht beschreibbare Schöne, z.B. in einen Zustand des Lichtes oder der Dunkelheit, einsehbar – und nicht nur das.
Diese Spiritualität ist nicht jedem gegeben. Es braucht dafür als Voraussetzung schon einiges an elbischem Potential und Eigenschaften. Leider ist zu bemerken, nur wenigen ist solches gegeben. Das hat nichts mit einer Elite zu tun, sondern Eigenschaften und Potentiale im Menschen sind unterschiedlich gegeben bzw. verteilt. Gegebene Potentiale und Eigenschaften bedingen nicht unbedingt eine erhöhte Spiritualität. Sie muss geweckt, gestärkt und gepflegt werden. Einigen ganz seltenen „Elbischen“ gelingt das aus sich selbst heraus, im Regelfall benötigt es für ein Wecken einen Wissenden und Sehenden. Ab da muss ein jeder für sich selber arbeiten, ist sich selbst verantwortlich.
Armin vom Silberwald, einer der alten Meister des Waldes und Elfenmeister; einer der die Nacht, den Mond und die Dunkelheit liebt, aus der Dunkelheit kommt.
Schwazer Silberwald im zur Neige gehenden Silberwaldjahr des Schmetterlings
(Bild: Elfendurchblick "Adler im Gebirge" von Elisabeth Bliem)